Neue Verfahren: Chancen auf Lungenkrebs-Frühdiagnose steigen.
Pro Jahr erkranken weltweit mehr als 1,6 Millionen Menschen an einem Lungenkarzinom. Wegen der in den meisten Fällen für eine heilende Operation zu späten Diagnose leben nach zwei Jahren nur noch etwa 20 Prozent der Betroffenen. Die Suche nach besseren Methoden zur Frühdiagnose ist bisher nur teilweise erfolgreich. Bei der 3. Europäischen Lungenkrebs-Konferenz (ELCC) in Genf in der Schweiz wurden am Mittwoch neue Verfahren diskutiert. Sie reichen von bildgebenden Methoden bis hin zu einer "elektronischen Nase".
Studie
Erst in der jüngsten Vergangenheit hat eine riesige US-Studie mit 54.000 Probanden im Alter zwischen 55 und 74 Jahren bei drei jährlichen Früherkennungsuntersuchungen (Low Dose-CT mit einer Vergleichsgruppe von herkömmlichem Röntgen) ergeben, dass bei Risikopatienten eine Reduktion der Lungenkarzinom-Sterblichkeit um 20 Prozent möglich ist. Doch CT-Untersuchungen müssen nicht der ideale Weg sein. Luca Bertolaccini und Alberto Terzi vom S. Croce e Carle Hospital in Cuneo in Italien testeten die sogenannte digitale Brust-Tomosynthese.
Neues Verfahren
Es handelt sich um ein Verfahren, bei dem konventionelle digitale Röntgenaufnahmen gemacht und dann zu Schnittbildern errechnet werden. Der Vorteil: Die Strahlenbelastung ist ausgesprochen niedrig und entspricht jener eines konventionellen Röntgens. Bertolaccini: "Die Untersuchung dauert nur elf Sekunden. Die Entdeckungsrate für Lungenkarzinome ist ähnlich jener mit Computertomographie." Auch die Kosten wären deutlich geringer.
Ansatzpunkt
Einen ganz anderen Weg gehen Irmgard Irminger-Finger (Universitätsklinik Genf) und ihre Co-Autoren. Sie untersuchten, wie gut man einen Verdacht auf Lungenkarzinome über die Feststellung von Antikörpern gegen BARD1-Proteine im Blut von potenziell Betroffenen belegen könnte. BARD1-Proteine tauchen im Blut von solchen Patienten vermehrt auf. Bei 60 Patienten und 40 Gesunden zeigten die Untersuchungen eine Sensitivität von 87 Prozent. Schlug der Test nicht an, lag zu 68 Prozent wirklich kein Karzinom vor. Das ist nicht perfekt, aber ein möglicher Ansatzpunkt zur Weiterentwicklung für einen Bluttest.
Meggie Hakim vom Technion Israel Institute of Technology und ihre Mitarbeiter wiederum haben eine "elektronische Nase" ("NA-NOSE") entwickelt, mit der aus der Atemluft ein Lungenkarzinom entdecken können soll. Bei Patienten mit in bildgebenden Verfahren bereits diagnostizierten Rundherden in der Lunge unterschied das Verfahren mit einer Genauigkeit von 88 Prozent zwischen gutartigen und bösartigen Strukturen.
In Österreich wird die Diagnose Lungenkarzinom pro Jahr bei rund 3.900 Personen gestellt. Etwa 3.300 Todesfälle sind dadurch bedingt. Das zeigt, wie notwendig bessere Diagnosemethoden wären. Inoperable Karzinome sind nicht mehr kurabel.