Gesundheitsbewusst: In Frankreich gibt es die erste Salat-Filiale.
Bio statt Burger heißt die Devise im Pariser Büroviertel La Defense. In der ersten Salat-Filiale der Hamburger-Kette McDonald's ist selbst das Ambiente Teil der Philosophie: Auf alt getrimmte Holzpaneelen an den Wänden, grüner Schriftzug, Bubikopf-Töpfe auf dem langen Holztisch. "Wir wollten bewusst Akzente setzen", sagt Louis Esnon (26). Der Manager des "McCafe & Salade Live" leitet eine Trendsetter-Filiale, mit der die Fast-Food-Kette aufs Segment des gesundheitsbewussten Mittelstands abzielt. Kein Bratgeruch, keine brutzelnden Fleischlaibchen, keine Pommes frites.
Knackige Salate
Hinter der Schank werden Rucola, Spinat und anderes Grünzeug vor den Augen der Kunden zu knackigem Salat bereitet. Es wirkt ein wenig wie in einem Eisgeschäft - nur, dass die Filiale Salate statt gefrorene Leckereien bereithält. Im Angebot sind etwa die Nudel- oder die Jungsprossen-Mischung. Fleisch ist nicht verpönt - wer es mag, lässt sich Schinken oder Hühnerfleisch ebenso wie Oliven, Pilze, Artischocken, Feta oder Kräuter in den Salat mischen.
Den Raum dominiert ein langer Holztisch, an dem es sich Mitarbeiter aus den Bürotürmen des Hochhausviertels schmecken lassen. Die Atmosphäre ist entspannt: Eine ältere Sekretärin im Ringelpulli probiert etwas skeptisch die Salat-Mischung, ein ergrauter Managertyp im eleganten Anzug flirtet lässig an den Schanktisch gelehnt, während einer der Kellner seinen Salat zerkleinert.
"Gesund und schmackhaft"
Die kolumbianische Ingenieurin Luz Cely ist überzeugte Vegetarierin, die Fast-Food-Ketten und ihre Massenproduktion lehnt sie eigentlich aus Überzeugung ab. Wie ihr Tischnachbar Sylvain Petiteau arbeitet sie für den Energiekonzern Areva, direkt um die Ecke. Der hat zwar eine Kantine, doch die lassen die beiden links liegen. Cely: "Da ist es laut und die Warteschlangen sind lang. Das Essen hier kostet mit etwa acht Euro mehr als in der Kantine, aber weitaus weniger als in einem Restaurant und ist gesund und schmackhaft."
In Frankreich scheinen die Zeiten vorbei, in denen McDonald's und andere Fast-Food-Ketten einst des "schlechten Fraßes" (Bauernführer Jose Bove) bezichtigt und von Intellektuellen an der Seine als Symbole des "US-Kulturimperialismus" gegeißelt wurde. Mit seinen 2004 eingeführten "McCafe"-Filialen macht McDonald's der Starbucks-Kette Konkurrenz. Sushi- und Sandwich-Filialen bedrängen ebenfalls das klassische Restaurant in Frankreich. Einer der Gründe für den Erfolg sind die veränderten Arbeitszeiten - lange Mittagspausen für üppige Dreigänge-Menüs sind nur noch selten drin.
Heimische Produkte
Zudem bietet McDonald's in Frankreich mit sicherem Gespür für Markttrends den Burger mit heimischen Produkten. Im angegliederten "McCafe" gibt es national hergestellte Knabbereien. Im Land der Schlemmer und Genießer sicherte sich der Konzern mit heute rund 1.200 Filialen den Rang des weltweit zweitgrößten Marktes außerhalb der USA. Mit Blick auf französische Restaurant-Traditionen erwägt die Kette nun sogar, einen Tischservice einzuführen.
"Wir testen den Tischservice bis Ende 2011 in 50 Restaurants", erklärte Jean-Pierre Petit, der Chef von McDonald's Frankreich, der Zeitung "Le Figaro". Bis 2012 soll er bei weiterem Erfolg auf alle McCafe-Filialen sowie die Nutzer der Bestellcomputer in den normalen Burger-Bratereien ausgeweitet werden. Auch die Salat-Filiale gilt als möglicher Trendsetter für Auslandsmärkte - selbst im Heimatmarkt USA. "Die Renovierung unserer Restaurants und die Fortentwicklung unserer McCafes erschließt uns eine völlig neue Kundschaft", meint Petit, der im Vorjahr angesichts eines kräftigen Umsatzwachstums 37 neue Filialen in Frankreich eröffnete und bis 2015 jährlich 40 weitere plant.