80 Prozent trauen sich Hilfe zu, nur 15 Prozent wissen wirklich was zu tun ist .
Ein weiterer Pisa-Test stellt Österreich ein schlechtes Zeugnis aus: Beim "Pisa First Aid" wurde europaweit Erste-Hilfe-Wissen von Autofahrern abgefragt. Geht es darum, Erste Hilfe leisten zu wollen, ist Österreich nach Finnland Europameister. Beim tatsächlichen Können landeten heimische Autofahrer allerdings auf den letzten Plätzen: 80 Prozent trauen sich zwar zu, Hilfe zu leisten, allerdings weiß nur knapp jeder Siebente (15 Prozent), was an einem Unfallort mit Verletzten auch zu tun ist.
Keine Angst vor Erster Hilfe!
Nötiges Wissen
Europaweit liegt der Durchschnitt bei 66 Prozent, 18 Prozent verfügen auch über das nötige Wissen. "Die Selbsteinschätzung überwiegt die tatsächlichen Kenntnisse", fasste ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien das Ergebnis der Studie zusammen.
Die wichtigsten Aufgaben
"Die drei wichtigsten Aufgaben eines Ersthelfers sind Absichern der Unglücksstelle, Notruf absetzen und Erste Hilfe leisten", erläuterte Michael Opriesnig, stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, die Rettungskette. Doch bereits beim Notruf sind Österreichs Autofahrer unsicher. Zwar dachten knapp 89 Prozent der Befragten daran, einen solchen abzusetzen. Befragt nach der nationalen Notrufnummer 144 konnten immerhin drei Viertel diese auch nennen. "Die europäische Notrufnummer 112 kennen in Österreich allerdings nur sieben Prozent", sagte Schmerold.
Notrufnummer
Die 112 ist wichtig, wenn man sich im Ausland befindet. In Österreich sollte sie allerdings nicht verwendet werden, hier wird der Anruf von der Polizei entgegengenommen. Dadurch sei "nicht sichergestellt, dass ein medizinischer Notfall richtig weitergeleitet wird", sagte Schmerold. Zudem würden Ersthelfer dabei in einer zusätzlichen Warteschleife landen, fügte Harald Hertz, Leiter des Lorenz Böhler Unfallkrankenhauses, hinzu.
"Das einzige, was man in der Ersten Hilfe falsch machen kann, ist nichts zu tun", lautete der einstimmige Tenor der Experten. "Je früher Erste Hilfe gelernt wird, umso geringer ist die Angst, etwas falsch zu machen", sagte Opriesnig. Die Experten forderten daher eine Verankerung im Lehrplan und verpflichtende Ausbildung für Lehrkräfte.
Auffrischen!
Hertz verwies darauf, dass mehr als 70 Prozent der Unfälle in der Freizeit oder zu Hause passieren. Seit 1973 ist hierzulande für den Führerscheinerwerb ein verpflichtender Erste Hilfe-Kurs erforderlich. Dennoch gab ein Drittel der Befragten an, noch nie an einem solchen Kurs teilgenommen zu haben. Und bei 42 Prozent liegt die Kursteilnahme mehr als zehn Jahre zurück. "Wer seine Erste Hilfe-Kenntnisse regelmäßig auffrischt, kann jederzeit helfen und fühlt sich dabei auch sicher", riet Hertz.
Doch auch ein absolvierter Kurs ist kein Garant für tatsächliche Kenntnisse: Bei sämtlichen Maßnahmen lag Österreich unter dem europäischem Schnitt. Wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert, wussten nur knapp 15 Prozent, wie eine stark blutende Verletzung versorgt wird, überhaupt nur jeder hundertste. Europaweit wusste dies jeder Vierte.
Stabile Seitenlage
Vier Fünftel war nicht dazu in der Lage, den Zustand eines Verletzten zu prüfen, wie eine stabile Seitenlage ausgeführt wird, wussten nur 35 Prozent. Nicht einmal jeder Zehnte (sieben Prozent) konnte sagen, wie eine bewusstlose Person ohne Atmung versorgt wird, der Durchschnittswert lag hier bei 29 Prozent.
Je 200 Autofahrer in 14 Ländern wurden durch den ÖAMTC und seine Partnerclubs sowie nationale Rotkreuz-Gesellschaften in Theorie und Praxis getestet. Die Probanden mussten zehn Fragen beantworten, zwei davon enthielten praktische Übungen. In Österreich wurde die Befragung zwischen Mai und August 2012 in ÖAMTC-Stützpunkten in Salzburg, Linz und Wiener Neustadt durchgeführt.