Mangelhafte Ernährung

Nur jedes zweite Kind isst täglich Obst

18.10.2013

Eltern ist spezieller Nährstoffbedarf der Kleinsten nicht bewusst.

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Drei von vier Müttern ist nicht bewusst, dass ein Kleinkind in den ersten tausend Tagen einen besonderen Nährstoffbedarf hat. Nahezu jedes zweite Einjährige isst schon bei den Erwachsenen mit. Wenn es um das Essen für ihr Kind geht, vertrauen Eltern mehr auf das eigene Gefühl als auf wissenschaftliche Empfehlungen. Dies geht aus einer aktuellen marketagent.com-Umfrage hervor. Falsche Ess- und Trinkgewohnheiten in dieser sensiblen Phase können aber negative Auswirkungen auf das Wachstum und die Entwicklung des Kindes haben.

Eine Umfrage von marketagent.com, die im Sommer 2013 unter 500 österreichischen Müttern durchgeführt wurde, zeigt: Mehr als 99 Prozent der Befragten ist die Ernährung der eigenen Kinder wichtig bzw. sehr wichtig. 85,3 Prozent gehen dabei nach Gefühl und Intuition vor, nur 14,7 Prozent achten bewusst auf den Nährstoffgehalt. Sie stufen die Ernährungsqualität mit zunehmendem Alter des Kindes nicht mehr so hoch ein wie im ersten Lebensjahr bzw. nach dem Stillen.

Ernährung wichtig
Dass Kinder in den ersten drei Lebensjahren spezielle Ernährungsbedürfnisse haben, ist laut Umfrage nur jeder vierten Mutter bewusst (nur 24,5 % stimmen dieser Aussage „sehr zu“). Das wichtigste Kriterium der Mütter für die Ernährung ihrer Kinder ist, dass es den Kindern schmeckt (71,8 %). Immerhin aber wissen fast zwei Drittel (62,2 %) der Befragten, dass die Ernährung in den ersten Lebensjahren entscheidend ist für eine gesunde Entwicklung.

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen"
Die Ernährung in den ersten 1000 Tagen (gerechnet von der Befruchtung bis zum zweiten Geburtstag) eines Kindes ist entscheidend für eine gesunde Zukunft, wie  Ernährungswissenschafterin Mag. Eva Unterberger betont: „Kleinkinder sind beim Essen keine kleinen Erwachsenen. Sie benötigen von manchen Nährstoffen bezogen auf das Körpergewicht bis zu 5 x mehr als Erwachsene. Dabei ist ihr Magen etwa nur ein Sechstel so groß und verhält sich größenmäßig etwa wie eine Mandarine zu einer Grapefruit. Es liegt also auf der Hand, dass überwiegend nährstoffreiche Lebensmittel ihren Weg in den Kindermagen finden sollen.“

Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Milch
Dazu gehören Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Milchprodukte - hin und wieder ergänzt durch ein Stück Fleisch, Fisch oder ein Ei, so Unterberger. Auch Süßigkeiten sind ab und zu erlaubt, wenn der Essalltag grundsätzlich ausgewogen gestaltet wird. Aber schon bei den ganz Kleinen zeigen sich Schönheitsfehler: Der Anteil derer, die zumindest 1 x täglich naschen, verdoppelt sich laut Umfrage zwischen dem ersten und dritten Geburtstag. Gleichzeitig nimmt der Obst- und vor allem Gemüseverzehr ab.

Jeder weiß es, kaum jemand tut es
Jede Mutter und jeder Vater will nur das Beste für ihr bzw. sein Kind - auch beim Essen. Woran dieser gute Vorsatz scheitert, ist die Umsetzung von theoretischem Ernährungswissen im Essalltag. Eva Unterberger wundert das nicht: „Eltern von Kleinkindern werden dabei alleine gelassen. Gibt es für das erste Lebensjahr noch umfangreiche Empfehlungen, heißt es ab dem ersten Geburtstag nur mehr ‚allmählicher Umstieg auf die Familienkost’.“ Dass die Familienkost in vielen heimischen Haushalten aber alles andere als kleinkindgerecht ist, weiß die Ernährungswissenschafterin aus dem Österreichischen Ernährungsbericht 2012, der das Essverhalten der Erwachsenen hierzulande wie folgt beschreibt: Zu viel, zu süß, zu fett, zu salzig. Insofern ist es erschreckend, dass laut Umfrage bereits über 40 Prozent der Kinder im zweiten Lebensjahr das gleiche essen wie die Erwachsenen. Eltern von Kleinkindern sind also gut beraten, ihre eignen Essgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen und falls nötig da und dort zu korrigieren. „Wenn Eltern bei Gemüse, Obst & Co. mit gutem Beispiel vorangehen, haben sie gute Karten in der Hand, dass ihre Sprösslinge es ihnen nachmachen“, rät Unterberger.

Präventionsfenster in der frühen Kindheit weit geöffnet
Wie sich der gesamte Stoffwechsel, das Gehirn und das Immunsystem entwickelt, ist zu etwa 20 Prozent durch unsere Gene vorbestimmt. Die restlichen 80 Prozent können durch Umwelteinflüsse und vor allem durch den individuellen Lebensstil in der frühen Kindheit beeinflusst werden. Es mehren sich die wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass diese „Programmierung“ schon sehr früh beginnt: So sollen das Essverhalten der Schwangeren sowie die Ernährung des Säuglings und Kleinkindes langfristig einen Einfluss auf die spätere Gesundheit und das Risiko für Zivilisationskrankheiten (Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) haben.Ist die Eiweißzufuhr beispielsweise zwischen dem 7. und 24. Lebensmonat zu hoch, besteht die Gefahr, dass das Kind bei Schuleintritt zu viel Gewicht auf die Waage bringt. Wissenschafter vermuten, dass eine zu geringe Eisenzufuhr bis zum zweiten Geburtstag später mit schlechten Schulleistungen einhergeht. Ist der Köper hingegen in den ersten Lebensjahren gut mit Vitamin-D versorgt, kann dies offenbar der Entstehung von Typ-1-Diabetes entgegenwirken.

Sorgfältig auswählen
„Wird das Essverhalten in den ersten 1.000 Tagen in die richtigen Bahnen gelenkt, schafft dies einen nicht aufholbaren Gesundheitsbonus für spätere Lebensjahre. In dieser Zeit muss daher der Esstisch besonders sorgfältig mit nährstoffreichen Köstlichkeiten gedeckt werden“, so Unterberger abschließend.

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