Mehr Allergien
Pollenbelastung steigt europaweit
16.04.2012
Städte besonders betroffen: Klima trockener und Luftverschmutzung höher.
Die Menschen in Europa müssen sich einer Studie zufolge auf eine höhere Allergiebelastung einstellen. Die Pollenmenge sei in den vergangenen Jahren europaweit deutlich gestiegen, berichtet ein internationales Forscherteam um die Ökoklimatologin Prof. Annette Menzel von der Technischen Universität München auf Grundlage von Pollen-Zeitreihen aus 13 Ländern im Online-Fachjournal "PLoS ONE". Städte seien besonders betroffen: Im Durchschnitt habe der Zuwachs der Pollenmenge in urbanen Gebieten bei drei Prozent im Jahr gelegen, in ländlichen Gegenden sei es ein Prozent pro Jahr gewesen, teilte die TU am Montag mit.
Klimawandel
Mit dem Klimawandel werde sich dieser Trend noch verstärken, erläuterten die Wissenschafter. Wahrscheinlichste Ursache für die Zunahme sei die steigende CO2-Konzentration. Laborversuche und einige Freilandstudien hätten gezeigt, dass eine höhere Kohlendioxid-Konzentration in der Luft das Pflanzenwachstum und damit die Pollenproduktion beschleunigen könne. Mildere Temperaturen und zugewanderte Pflanzenarten sorgten zudem für eine längere Pollenflugsaison.
Stadtklima ist wärmer und trockener
"Das Stadtklima ist heute bereits wärmer und trockener, hinzu kommt eine höhere Luftverschmutzung", wird Menzel in der Mitteilung zitiert. Durch die dichte Bebauung liege die Temperatur um ein bis drei Grad höher als außerhalb der Städte. Auch CO2- und Schadstoffwerte in der Luft seien dort oft erhöht. Eine Entwarnung für Landbewohner gibt die Wissenschaftlerin dennoch nicht: "Wir finden in städtischen Gebieten bereits heute die Bedingungen vor, die wir künftig ebenfalls für ländliche Gegenden erwarten".
Allerdings sei nicht nur die Menge der Pollen für die Abschätzung künftiger Allergiebelastungen entscheidend - Pollen seien nur die Träger von allergiefördernden Substanzen. Die Allergie-Trends in Städten und ländlichen Gebieten erforschte Menzel deshalb zusammen mit der Allergologin Prof. Claudia Traidl-Hoffman vom Zentrum Allergie und Umwelt von TU und Helmholtz Zentrum München.
Unterschiede
Deren Untersuchungen zufolge schwankt die Freisetzung von allergiefördernden Substanzen von Jahr zu Jahr; zudem gibt es Unterschiede zwischen Pollen aus ländlichen und urbanen Gebieten. Detaillierte Forschungsergebnisse sollen demnächst vorliegen. Die Wissenschafterinnen sind jedoch überzeugt: "Der Blick in die Klimazukunft fällt nicht nur für Stadtbewohner unerfreulich aus." In Deutschland leidet schon jetzt etwa jeder Vierte an Allergien, Tendenz steigend.