Erschöpft und ausgebrannt
Psychologe befürchtet "Social-Media-Burnout"
15.02.2012
Informationsflut kann krank machen. "Immer erreichbar sein" stresst Körper und Seele.
Die Informationsflut durch Online-Netzwerke wie Facebook und Twitter kann Stress verursachen - nach Ansicht eines Experten auch so sehr, dass es die Gesundheit gefährdet. Es gebe zwar noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem "Social-Media-Burnout", sagte der Psychologe Heiko Schulz von der Techniker Krankenkasse (TK) am Rande der Social Media Week in Hamburg. "Aufgrund von Erfahrungen" spreche aber einiges dafür, dass eine übertriebene Nutzung zu einem Erschöpfungssyndrom beitragen könne.
Wie genau sich der Informationsstress durch Hunderte Tweets, Statusmeldungen und Kontaktanfragen auswirkt, sei bisher zwar noch nicht in Studien erforscht worden, erklärte Schulz. Bei der Social Media Week wolle die TK von Nutzern hören, welche Erfahrungen sie machten. Der Begriff Burnout ist unter Experten allerdings umstritten. Viele kritisieren, dass es sich um eine Modediagnose handle, hinter der sich psychische Erkrankungen wie Depressionen versteckten.
"Immer erreichbar"
Gerade die "digital natives" - also junge Nutzer, die im Internet zu Hause sind - seien potenziell gefährdet, sagte Schulz. "Ihnen fällt die Grenzziehung zwischen Privat- und Berufsleben schwer, sie sind immer erreichbar", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Für Stress sorgten aber nicht die Sozialen Netzwerke allein - doch in Verbund mit Zeitdruck, wenig Kontrolle über die eigene Arbeit und geringem Handlungsspielraum könne die ständige Informationsflut durchaus zu Erschöpfungszuständen führen.
Um der Überlastung vorzubeugen, müsse jeder einzelne Strategien entwickeln, die über den üblichen Tipp - "einfach mal abschalten" - hinausgingen, sagte Schulz. Auch der Arbeitgeber könne ein Bewusstsein für die Relevanz des Themas schaffen, etwa durch die Schulung von Führungskräften.