Prost!
Jetzt wird wieder Sturm getrunken
12.08.2011Unbeständiges Sommerwetter verzögerte Lesebeginn nicht.
Die Rede von Hundstagen ist in diesem Jahr noch kaum aufgekommen. So steht der Altweibersommer nun bald vor der Tür - Hand in Hand mit dem Beginn der Sturmsaison. Im burgenländischen Seewinkel wurde diese Woche mit der Lese begonnen. Im Weingut von Stefan Kaiser im Eisenstädter Stadtteil Kleinhöflein dreht sich spätestens um den 20. August alles um das Saisongetränk. Im Gespräch mit der APA erzählte der Winzer von den Besonderheiten des halbvergärten Weines.
Vergorener Most
Insgesamt vier bis fünf Tage brauche man für die Lese der Trauben. Er gehe davon aus, ab dem 25. August mit dem Verkauf des vergorenen Mostes beginnen zu können, schilderte der Weinbauer. In der heurigen Sturmsaison dürfte der vergorene Most aufgrund der gestiegenen Traubenpreise etwas mehr kosten. "Im Vorjahr haben wir für zwei Liter Sturm 3,80 Euro verrechnet", betonte Kaiser: "Heuer müssen wir mehr verlangen."
"Lebendes Produkt"
Beim Sturm handelt es sich um ein "lebendes Produkt", das innerhalb weniger Stunden seinen Geschmack verändert. Deswegen wird der Most zunächst filtriert und bei Gärungsbeginn gekühlt. Dafür verwendet das Weingut Langsamgärhefe. Diese Art von Reinzuchthefe trage dazu bei, dass der Sturm länger braucht, um zu vergären, schilderte der Winzer.
Viel Zucker
"Gerade der Zuckergehalt ist am Anfang sehr hoch", erklärte der hauptberufliche Polizist Kaiser. "Die Süße nimmt mit der Zeit ab und wandelt sich in Alkohol um". Die Bandbreite während der Gärung sei bei Sturm sehr groß und liege zwischen sechs Volumsprozent - ähnlich hoch wie bei Bier - und 13 Volumsprozent.
"Trauben brauchen kein Badewetter"
Das Markenzeichen des heurigen Sommers - der häufige Regen - habe den Weinlesetermin jedenfalls nicht beeinflusst: "Die Trauben brauchen kein Badewetter", so Kaiser. "Allerdings nimmt sich der Rebstock über 27 Grad Celsius hitzefrei und hört auf zu arbeiten." Die Assimilation werde bei heißen Temperaturen sozusagen eingestellt.
Bis Mitte Oktober erfreut der Sturm den Gaumen vieler Liebhaber und gilt als angenehmer Wegbereiter in die herbstliche Jahreszeit. Das Ende der Saison falle abrupt aus, je nachdem, wann die Kälte ins Land hereinbreche, meinte der Winzer.