Slideshow: Sinn und Sinnlichkeit meets Weltkrieg in Paris.
Sinn und Sinnlichkeit hat der Pariser Designer Christophe Josse am Montag in seiner Haute-Couture-Schau für Frühjahr/Sommer 2010 gemixt. Als Hommage an die Romane von Jane Austen (1775-1817), die in ihrem Werk Romantik mit Scharfsinn verband, kam seine Präsentation daher.
Brave Rüschen
Verwischte Graublautöne sollten an den
englischen Himmel erinnern. Brave Rüschenblusen aus zarter Spitze kamen zu
rasanten transparenten Shorts und silberfarbenen Sandaletten. Mit
blütenförmig gerüschten Ärmeln warteten knallweiße Hängerkleider auf. Sanfte
Rosenmuster oder aufgedruckte Hirschkäfer auf rauchigem Grund und
Nasseffekte auf langen Paillettenkleidern wirkten stimmig.
"Tess war auch ein Vorbild", sagte Josse nach dem Defilee, und so erinnerte die märchenhafte Braut am Ende der Show an die Romanheldin von Thomas Hardy aus dem Jahr 1891. Sie kam im Kleid mit einem T-Shirt-Oberteil aus Tüll zum Schleppenrock mit aufgesetzten Federn.
Weltkrieg als Fashion
Dramatisch und blutrot waren am Vorabend die insgesamt fünftägigen
Couture-Schauen gestartet. Designer Josephus Thimister hatte sich in seiner
ersten Kollektion nach jahrelanger Laufsteg-Abstinenz vom grausamen Ersten
Weltkrieg inspirieren lassen. Dabei ließ er aus dem Horror vollkommene
Schönheit wachsen. Über klar geschnittenen Abendkleidern flocht sich in
Streifen geschnittene Silberfolie. In hellem Leuchtrot schillerten mit
Pailletten bestickte Cocktailkleider. Röcke kombinierte Thimister zu
Militärjacken, bei denen deutsche Flaggenabzeichen auf den Ärmeln wie kurz
vor der Schau übermalt wirkten.
Ein scharlachrotes Kleid aus Seidencrepe, dessen Rückenteil dank eines wunderschön geschwungenen Schals viel Haut freilegte, offenbarte die große Handwerkskunst des Modemachers. Neben den Couture-Modellen zeigte Thimister auch von russischen Uniformen inspirierte Männermode und schuf damit einen guten Übergang. Kurz vor Beginn der Couture waren die Herrenmodenschauen zu Ende gegangen.