US-Modeanbieter Gap verkauft Bekleidung, die in indischen Sweatshops unter horrenden Bedingungen von Kindern hergestellt wird.
Unter horrenden Bedingungen arbeiten indische Kinder in der Herstellung von Modeartikeln des amerikanischen Bekleidungsanbieters Gap. Das deckte der britische "Observer" auf.
Nun hat Gap die angeblich betroffene Reihe bestickter Blusen aus dem Handel genommen und eine interne Untersuchung der indischen Sweatshops angeordnet.
"Wie Sklaverei"
Die 10- bis 13-jährigen Kinder sollen
unter Bedingungen arbeiten, die an "Sklaverei grenzen", so die verdeckten
Reporter des "Observer". Ein Sprecher von Gap drückte äußerstes Bestürzen
aus und teilte mit, es sei "unter keinen Umständen akzeptabel, dass Kinder
in der Herstellung oder Bearbeitung von Textilien eingesetzt werden".
Offenes Geheimnis
Die Anschuldigungen schockieren westliche
Medien- und Modekonsumenten. In den letzten Jahren wird stets über den
indischen Wirtschaftswachstum und dem damit verbundenen sozialen Aufschwung
berichtet. Die dünkleren Aspekte der indischen Wirtschaft werden oft
ausgeblendet. Kinderarbeit ist in Indien wohl bekannt, wird aber von vielen
als notwendig angesehen - vor allem von den Nutzießern in der
Textilindustrie aber auch von vielen armen Familien.
Das indische Gesetz verbietet zwar Kinderarbeit für unter 14-jährige in der Textilindustrie, im Bergbau und in der Gastronomie. Schätzungen zufolge arbeiten weiterhin 75 bis 90 millionen Kinder in genau diesen Wirtschaftszweigen.
Von den Eltern verkauft
Die schmutzigen, schlecht beleuchteten
Sweatshops sind vor allem in einem Stadtteil im Süden von Dehli zu finden:
Shahpur Jat. Während eine ausgebildeter Textilarbeiter in Indien monatlich
zwischen 100 und 120 Euro verdient, arbeiten Kinder in Shahpur Jat um nicht
einmal die Hälfte. Manche können sich glücklich schätzen, überhaupt bezahlt
zu werden, wenn sie nicht von den Eltern an den Unternehmer verkauft wurden.
Indisches Zögern
Die indische Regierung bemühte sich die
Anschuldigungen herunterzuspielen. Die zuständigen Ministerien haben es
allerdings nicht für notwendig gehalten, die Situation zu kommentieren.
Allein Handelsminister Kamal Nath äußerste sich zu den Berichten. In der
"Indian Times" kündigte auch Nath Untersuchungen an. Gleichzeitig warnte er
den Westen davor, Kinderarbeit als Ausrede für protektionistische
Wirtschaftsmaßnahmen einzusetzen.
Wachstum vor sozialem Ausgleich
Indische Menschenrechtsaktivisten
sehen in diesen Behauptungen die typischen Probleme im Wirtschaftswachstum
Indiens. Wachstum habe weit höhere Priorität als der soziale Ausgleich. Die
Regierung agiere sehr schnell darin, Liberalisierungs-, Privatisierungs- und
Handelsbeschlüsse zu fassen. Im Gesundheits- und Sozialbereich dauere
hingegen alles unendlich langsam.