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Wandern hilft gegen Depressionen

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Studie zur Selbstmordprävention: 20 Patienten gingen dreimal in der Woche wandern.

Regelmäßiges Wandern verbessert den Selbstwert, die Schlafqualität und den Appetit und verringert Depressionen, Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken: Das ist Ergebnis der Studie "Übern Berg" des Salzburger Universitätsklinikums, die in diesem Jahr publiziert worden ist. 20 Patienten unternahmen innerhalb von neun Wochen zwei bis dreimal wöchentlich eine Wanderung in den Salzburger Alpen.

Bessere Kondition

"Die Patienten haben sich auch konditionell signifikant verbessert. Wir haben gesehen: Die körperliche wie auch psychische Befindlichkeit greift ineinander", sagte Dozent Reinhold Fartacek, ärztlicher Direktor der CDK und Leiter der Suizidprävention, anlässlich der Präsentation der Expertise, heute, Donnerstag. Es handle sich um die weltweit erste Studie, die zeige, dass Wandern und Naturerlebnis neben der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung der Patienten einen zusätzlichen therapeutischen Effekt hervorrufe.

Positive Effekte

Die körperliche Leistungsfähigkeit war bisher ein vernachlässigtes Thema in der Behandlung von suizidgefährdeten Patienten. Für Sportwissenschafter und Studienleiter Josef Sturm ist Bewegungsmangel ein Risikofaktor für manche psychische Störungen. Schon im Alltag werden positive Effekte mit Redewendungen wie "es geht bergauf" und "übern Berg" beschrieben, ergänzte Fartacek. Daraus wurde auch der Name der interdisziplinären Studie abgeleitet, die vom Universitätsklinikum CDK erstellt wurde, Kooperationspartner war die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) Salzburg. "Unser Ziel war es, unsere Patienten durch die körperliche Aktivität beim Bergwandern und das Erlebnis - übern Berg zu gehen - seelisch und körperlich zu stärken. Diese Erfolge sollen ihnen Mut und Hoffnung für die Bewältigung des Alltags geben."

Druck lässt nach

Schilderungen von Patienten wie "wenn ich sehe, dass meine Situation ausweglos ist, gehe ich auf den Berg, da weiß ich, dass der psychische Druck nachlässt", wurden nun wissenschaftlich hinterfragt. Die Gemütslage der Patienten wurde täglich über sechs Monate lang anhand von online-Fragebögen im Synergetic Navigation System erhoben, das von Günter Schiepek, Leiter des PMU-Instituts für Synergetic und Psychotherapieforschung entwickelt wurde, und dann mit psychologischen Daten und sportphysiologischen Messungen kombiniert.

Weniger Angst

Speziell in den Bereichen Freude und Selbstwertgefühl kam es in der Wanderphase - die Belastung lag im leichten und mittleren Trainingsbereich - bei vielen Teilnehmern zu einer Steigerung, wobei die Ängstlichkeit abnahm. Studienteilnehmer berichteten, dass sie eine neue Tagesstruktur, mehr Appetit und mehr Selbstvertrauen hatten und weniger Stress empfanden. Die Hoffnungslosigkeit war am Ende des Studienzeitraumes signifikant geringer. Während der Wanderphasen nahmen die Depressionen ab, in den Nicht-Wanderphasen stiegen sie an. Am Ende des Wanderprogramms konnten auch Angst- und Borderline-Symptome reduziert werden. In Österreich gehen immerhin mehr als 74 Prozent der über 15-Jährigen zumindest gelegentlich wandern.

Motiviert
Die Motivation der Teilnehmer hat die Studienautoren überrascht: "Es heißt ja, Patienten, denen es psychisch nicht gut geht, kann man nicht motivieren. Sie waren aber begeistert", sagte Fartacek. Im Laufe der Studie sei die Vorfreude so groß gewesen, dass die Teilnehmer schon eine gute Weile vor dem vereinbarten Zeitpunkt am Treffpunkt warteten. Eine eigene "Wandergruppe CDK" könne auf Dauer nicht installiert werden. Jedoch wolle er als nächsten Schritt Alpinvereine kontaktieren, um "in den bestehenden Angeboten etwas unterzubringen, wo die  körperliche und psychische Gesundheit zum Thema gemacht wird". Die Patienten auch dorthin zu empfehlen, das könnte die nächste Phase sein, so Fartacek. Im Bundesland Salzburg sei die Suizidrate seit Beginn des vom Land finanzierten Projektes zur Suizidprävention (im Jahr 2000, Anm.) rapide zurückgegangen. Von 1992 bis 2000 wurden 1.097 Selbstmorde verzeichnet, von 2000 bis 2009 waren es 829. Der Rückgang betrug rund 25 Prozent. Im Jahr 2000 starben 23 von 100.000 Einwohnern in Salzburg durch Suizid, 2011 waren es 13 von 100.000.
 

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