Erschreckende Wahrheit

Beauty-Skandal: Kinderarbeit in der Kosmetik-Branche

26.07.2023

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Immer noch arbeiten Millionen Kinder in der Produktion von Kosmetik-Rohstoffen. Wir klären über die verborgenen Kosten der Schönheit auf.

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Haben Sie sich schon einmal gewundert, woher die Inhaltsstoffe ihrer schimmernden und glänzenden Kosmetikprodukte kommen? Während das Bewusstsein über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in der Textil-Branche wächst, wird ein anderes Problem bislang kaum thematisiert: die Kinderarbeit in der Kosmetik-Industrie.

Die verborgenen Kosten der Schönheit

Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision macht darauf aufmerksam, dass die meisten Schönheitsprodukte Stoffe enthalten können, die von Kindern in Minen oder auf Farmen in Ländern des Südens gewonnen werden. "Cruelty-free-Labels" würden zwar keine Tierversuche garantieren, aber frei von Kinderarbeit sind auch diese Produkte nicht immer. Das zeigt der aktuelle Bericht "The High Price of Beauty" der Hilfsorganisation.

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Kinderarbeit nimmt weltweit zu

Nachdem es zunächst Fortschritte gab, steigt die Zahl der Kinder, die arbeiten seit 2016 wieder an. Fast jedes zehnte Kind weltweit arbeitet, um seine Familien zu ernähren, oder ist Opfer von Menschenhandel, Nötigung oder Zwangsarbeit geworden. Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2025 immer noch 140 Millionen Kinder arbeiten müssen.

Derzeit arbeiten Kinder unter gefährlichen und manchmal sogar tödlichen Bedingungen, um Inhaltsstoffe abzubauen und zu produzieren, die in einer Vielzahl von Kosmetikprodukten verwendet werden, vom Lidschatten bis zur Körperlotion. Oft erhalten sie weniger als 2 Dollar pro Tag, während die Gewinne der Kosmetikunternehmen Milliarden-Summen verantworten. Bis 2025 soll die Beauty-Branche 716 Milliarden US-Dollar wert sein.

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Lieferketten schwer nachzuvollziehen

Doch Lieferketten sowohl für Minen- als auch für landwirtschaftliche Produkte sind oft verworren und schwer zurückzuverfolgen, da die Produkte in verschiedenen Stadien des Veredelungsprozesses aus mehreren Ländern importiert und wieder exportiert werden. Zwischenhändler und große multinationale Kosmetikunternehmen profitieren davon, während Kinder den Preis dafür zahlen. Schätzungsweise 30 Prozent der Inhaltsstoffe von Kosmetika stammen entweder aus dem Bergbau oder aus landwirtschaftlichen Rohstoffen. Das Wachstum der Naturkosmetikindustrie hat zu einer erhöhten Nachfrage nach landwirtschaftlichen Rohstoffen geführt.

Der World Vision-Bericht überprüfte die Richtlinien der sieben größten Kosmetikunternehmen im Jahr 2018 und erneut im Jahr 2022. Bei dieser Untersuchung wurden Fortschritte bei der Dokumentation von Lieferantenstandards, Schulungen, der Verfügbarkeit von Hotlines und Audits festgestellt. Im gleichen Zeitraum gab es jedoch auch einen massiven Anstieg der Anzahl der Kinder, die bei der Gewinnung von Inhaltsstoffen für Kosmetika wie Kakao, Kupfer, Glimmer und Vanille arbeiten.

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"In illegalen Minen in Indien und im Kongo sterben Kinder in eingestürzten Minenschächten, während sie nach Mineralien wie Mica graben, die uns zum Strahlen verhelfen oder das Altern verzögern. Die verworrenen globalen Lieferketten führen dazu, dass Familien nicht genug verdienen, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können. Sie müssen stattdessen zum Einkommen beitragen. Mit der steigenden Nachfrage und höheren Gewinnen der Kosmetikunternehmen nimmt auch das Risiko der Kinderarbeit zu.", erklärt Daniela Buzducea, die internationale Leiterin für Advocacy and External Engagement bei World Vision.

Wie kann man helfen?

Als Verbraucher:in haben wir daher die Verantwortung, Kosmetikunternehmen sowie die Produkte in unserer Kosmetiktasche genau zu hinterfragen. Bei dem Kauf neuer Produkte, ist es wichtig, sich proaktiv darüber zu informieren, was verschiedene Beauty Brands unternehmen, um ihre Lieferketten frei von Kinderarbeit zu halten.

World Vision ruft diese dazu auf, ihre Lieferketten transparent und nachvollziehbar zu gestalten: Unternehmen und Konsumenten müssen Verantwortung übernehmen, damit kein Kind durch gefährliche Arbeit in Minen oder auf Feldern seine Kindheit und Zukunft verliert.

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