Aufreger-Buch
Worsegs Aufregerbuch über Beauty-Wahn
13.03.2019
Als Top-Mediziner TV-Beauty-Doc machte Dr. Artur Worseg Karriere. Jetzt schreibt er in seinem neuen Buch „Deine Nase kann nichts dafür“ gegen den Beauty-Wahn vieler Patientinnen. Das Interview.
Man liebt nicht, was schön ist, sondern es ist schön, was man liebt“, lautet der private Leitsatz von Dr. Artur Worseg. Durchaus überraschend, ist der Plastische Chirurg doch einer der renommiertesten und erfolgreichsten des Landes. Menschen zu verschönern ist sein tägliches Business als Leiter der Privatklinik Währing und in seiner nagelneuen Privatordination am Graben 28.
Aufreger-Buch. Nichtsdestotrotz nimmt der 58-jährige dreifache Vater (Paris, 14, Nicolas, 3, und Elena, 2) jetzt in einem Buch seinen eigenen Berufsstand ins Visier – vor allem aber auch die Patientinnen, die mit dem Traum zu ihm kommen, glücklich gemacht zu werden. Wie Artur Worseg den Spagat zwischen seinem Pamphlet gegen den Beauty-Wahn und seiner anhaltenden Karriere als Schönheitschirurg spannt, lesen Sie hier.
Herr Dr. Worseg, wie kam es dazu, dass ausgerechnet Sie als Beauty-Doc ein Pamphlet gegen den Schönheits-Wahn schreiben?
Dr. Artur Worseg: Wenn du das so lange machst, wie ich, dann fallen dir gewisse Dinge einfach auf. Was mir zunehmend aufstieß, war, dass so viele Leute zu mir kommen, die viel mehr von Operationen erwarten als die reine Änderung des Körpers. Ich höre immer wieder: „Machen Sie mich glücklich!“ oder „Ich möchte endlich einen Mann finden!“ Da fängst du irgendwann an, darüber nachzudenken: Ist es wirklich das, was ich erreichen kann, oder muss man vielleicht auch bei gewissen
PatientInnen sagen: Ich mache das lieber nicht und warte mal, dass sie – es sind ja meistens Frauen – das wahre Problem in den Griff bekommt.
Sie haben früher bestimmt anders gedacht.
Worseg: Klar, das gebe ich schon zu: Früher war ich eher blind. Da wurde jeder Patient „geschnappt“, operiert und fertig. Es haben sich aber auch die Patienten und der Beauty-Wahn, der immer größer und stärker wird, im Laufe der Jahre verändert. Ich habe dieses Buch aber nicht gegen unsere Branche geschrieben, sondern damit die Leute ein bisschen darüber nachdenken, warum sie eine Schönheits-OP wirklich wollen und ob diese wirklich die Lösung des tatsächlichen Problems ist.
Kritiker werden wohl sagen: Worseg hat leicht reden – er hat bereits ein Vermögen mit dem Beauty-Wahn verdient ...
Worseg: Ja, damit rechne ich auch. Aber ich kann nur immer wieder betonen: Ich habe meinen Beruf immer geliebt – und ihn nie des Geldes wegen gemacht. Natürlich verdient man damit viel, aber wer aus finanziellen Gründen Schönheitschirurg wird, ist kein guter Arzt. Ich habe schon früher oft PatientInnen abgelehnt, wenn ich gemerkt habe, dass psychische Probleme vorhanden sind. Heute bin ich noch sensibler. Was aber nicht bedeutet, dass ich es nicht immer noch schön finde, zu operieren. Ich will es nur mit einem reinen Gewissen tun. Ich arbeite deshalb zunehmend mit Psychologen zusammen, die sich auf das Thema spezialisiert haben, was ich früher nicht gemacht habe.
Hat Social Media Ihr Geschäft noch besser, damit aber auch komplizierter gemacht?
Worseg: Absolut! Allerdings in beide Richtungen. Zum einen in Richtung völlig falscher Schönheitsideale, weil viele so aussehen wollen wie ihr Idol. Zum anderen entwickelt sich jetzt auch langsam eine Gegenbewegung, die den Nutzern verdeutlicht: „Du bist schön, wie du bist.“ Das Traurige ist nur: Durch Social Media beschränkt sich die Kommunikation fast nur auf das Aussehen und kurze Statements.
Privat sind Sie mit Ihrer Frau Kristina glücklich – hat sie Sie schon einmal um eine Verschönerung gebeten?
Worseg: Nein, und ich bin unendlich froh darüber, weil ich das Natürliche schätze. Je älter man wird, desto mehr schätzt man die natürliche Schönheit. Und es sind ohnehin in den seltensten Fällen die Männer, die wollen, dass ihre Frauen sich operieren lassen. Sie lieben es, wenn eine Frau von innen schön, fröhlich und selbstbewusst ist. Deshalb sage ich immer: Legt euch nie für einen Mann unters Messer!
„Deine Nase kann nichts dafür“ erscheint am Samstag, 16. März, im Verlag edition a um 22 Euro. Worseg verrät darin, wie wir uns vor dem Beauty-Wahn retten.