Forschende der US-amerikanischen Eliteuniversitäten Harvard und Stanford stellten in einer Studie fest, dass die Freundschaften aus Kindheitstagen über die finanzielle Zukunft entscheiden können. Wir erklären, was dahinter steckt.
Networking gilt heutzutage als eine der Königsdisziplinen der Arbeitswelt. Doch nicht nur Erwachsene in der Berufswelt können mit dem richtigen Netzwerk punkten. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie aus den USA bestätigen, dass Networking bereits in Kindheitstagen entscheidend ist.
Sozioökonomischer Status von mehr als 72 Millionen Facebook-Usern ausgewertet
Für die Studie wurden die Daten von 72,2 Millionen Facebook-Nutzer:innen im Alter zwischen 25 und 44 Jahren analysiert. Insgesamt konnten so 21 Milliarden Freundschaften ausgewertet werden. Dabei verglichen die Wissenschaftler:innen mithilfe eines Algorithmus den sozioökonomischen Status, das Alter und den Wohnort der User und wie sich dieser im Laufe der Zeit womöglich verändert hatte. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin "Nature" vorgestellt.
Kinder mit reichen Freunden verdienen als Erwachsene mehr
In der Studie kamen die Forschenden zu der Erkenntnis: Kinder aus bescheidenen finanziellen Verhältnissen, die jedoch im Kreise wohlhabender Freunde aufwachsen, verdienen im Durchschnitt als Erwachsene 20 Prozent mehr, als andere, die nur mit Menschen aus ihrem Einkommensmilieu aufwachsen.
Freundschaften als soziales Kapital
"Diese Daten zeigen, wie wichtig soziales Kapital für den Weg aus der Armut ist. Die Verbindungen zwischen Personen mit niedrigem und hohem Sozialstatus können sich auf die Ambitionen, den Zugang zu Informationen und die Beschäftigungsmöglichkeiten auswirken", urteilten die Oxford-Wissenschaftler Noam Angrist und Bruce Sacerdote vom Dartmouth College, die nicht an der Untersuchung beteiligt waren.
Der Faktor "Freundschaft mit den Reichen" schiebt Kinder die soziale Leiter weit hinauf. Der Effekt hat die gleichen Auswirkungen wie deutliche Einkommensunterschiede des Elternhauses. Reiche Freunde entsprechen der Einkommensdifferenz zwischen Kindern, die in einer Familie aufwachsen, die 27.000 Dollar im Jahr verdient, und denen, deren Eltern 47.000 Dollar verdienen.
Schulen müssen Sozialschichten mischen
Dr. Raj Chetty, Hauptautorin der Forschungsarbeit aus Harvard, sieht drei Hauptmechanismen, die durch diese Freundschaften entstehen und die Chancen erhöhen. Der erste Aspekt ist sozialer Ehrgeiz, der Wunsch aufzusteigen. Dazu kommen grundlegende Informationen über die Bedeutung von Bildung und Aufstieg. Und zuletzt wirken die Kontakte, das soziale Netzwerk zu Bessergestellten. Laut Chetty müssen die Schulen dieses Problem angehen. Nur so könnte für eine bessere Durchmischung der Gesellschaft gesorgt werden: "Das Aufwachsen in einer Gemeinschaft, die über Klassengrenzen hinweg verbunden ist, verbessert die Ergebnisse der Kinder und gibt ihnen eine bessere Chance, aus der Armut herauszukommen“.