Wie mag es der heute 22-jährigen Frau jetzt wohl gehen?“, frage ich mich als ich die Schlagzeile lese: „Verurteilter mehrfacher Vergewaltiger auf freiem Fuß.“ Als sie 15 Jahre jung war, zwang er sie brutal zu Sex. Nahm ihr jegliche Unbeschwertheit. Für immer. Veränderte ihr Leben auf die schlimmste Art, auf die das Leben eines Mädchens verändert werden kann. Und nun ist er, der Feigling, der sich seiner – ohnehin recht läppischen Haftstrafe – entziehen will, einfach auf freiem Fuß. Während die völlig absurde Debatte – pardon „Prüfung“ – über eine Fußfesseltauglichkeit in dem Fall läuft.
Angst beherrscht seither erneut das Leben der 22-Jährigen. Sprachlosigkeit macht sich in der Bevölkerung breit. Mit Recht! Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner wurde wegen Fluchtgefahr (etwa bei Arztterminen) die Fußfessel verweigert. Fünf Jahre saß er hinter Gittern, ehe er nur aufgrund seines Gesundheitszustandes (zunächst) für haftunfähig erklärt wurde. Man mag zum Urteil im Fall Elsner stehen wie man will – ich wage an dieser Stelle abseits seiner Causa zu fragen: Wem würden Sie spät Abends im Park lieber begegnen? Dem Bankbeamten, der monetär Mist gebaut hat? Oder dem Triebtäter, der ein junges Mädchen vergewaltigt hat? Wer hat zehn und wer zwei Jahre Haft verdient? Gesetze sagen wohl viel über die Werte einer Gesellschaft aus.
Daniela Schimke ist MADONNA Chefredakteurin. d.schimke@oe24.at