Schönheitsideal
Heroin Chic: Darum sorgt der 90ies-Trend aktuell wieder für Entsetzen
29.08.2023Wie bei Mode und Beauty unterliegen auch unsere Körper einem stetigen Wandel von Idealen und "Trends". Der einst kontroverseste Trend "Heroin Chic" feiert momentan ein Comeback.
Obwohl sich Körperideale, anders als bei Mode und Beauty, nicht so schnell verändern, sind sie dennoch umso gefährlicher. In den späten 90er Jahren gewann das Körperideal des 'Heroin Chic' mit Kate Moss als Aushängeschild an Bedeutung und sorgte damals für reichlich Gesprächsstoff. Jetzt scheint dieser Look ein Comeback zu erleben. Wir verraten, was sich dahinter versteckt und warum das Revival für Entsetzen sorgt.
Körperideale im Wandel
Scheinbar vor einer halben Ewigkeit, doch tatsächlich erst vor Kurzem dominierte der "Big Booty" als absolutes Schönheitsideal. Dank Stars wie dem Kardashian-Jenner-Clan, Nicki Minaj und Cardi B waren große Pos, dünne Taillen und große Brüste das Nonplusultra. Von Musikvideos über Instagram bis hin zum Fernsehen – überall war das Schönehitsideal zu sehen. Das Ergebnis: Tausende legten sich unters Messer, um mit Schönehits-OPs wie Eigenfetttransplantation oder dem riskanten 'Brazilian Butt Lift' dem Ideal näher zu kommen. Dass die Mortalitätsrate bei diesem Beauty-Eingriff höher ist als bei kaum einem anderen, wurde ignoriert, denn das Ziel, – so auszusehen wie die prominenten Vorbilder, – stand an erster Stelle.
Besonders bei älteren Generationen sorgten die Eingriffe für Stirnrunzeln. Doch die Jagd nach dem vermeintlich perfekten, beziehungsweise angesagtesten Körper, ist keineswegs neu. Während in den 80ern und frühen 90ern schlanke, aber dennoch "gesunde", durchtrainierte Körper mit großen Brüsten im Trend lagen, entwickelte sich danach ein Ideal, dass unter dem Titel "Heroin Chic" weltberühmt wurde.
Was ist "Heroin Chic"?
Die LA Times stellte 1996 fest: Die Modebranche präsentiere eine "nihilistische Schönheitsvision", die der Drogenabhängigkeit widerspiegele. Und genau diesen Look verkörpert der "Heroin Chic" Trend. Nachdem die Droge Heroin nach der AIDS-Krise eine bessere Reinheit hatte und somit auch von gehobenen Gesellschaftsschichten von der Injektion bis hin zum Schnupfen konsumiert wurde, entstand eine neue Vorstellung von Schönheit, beginnend auf den großen Runways und angeführt von den Topmodels.
Extrem dünne, fast knochige Körper, eingefallene Gesichtszüge, dunkle Augenringe, strähniges Haar und ein allgemein androgynes Erscheinungsbild waren im Trend. Die "gesunden" Körper der Supermodels der 80er wie Naomi Campbell, Cindy Crawford und Claudia Schiffer wurden abgelöst. Allen voran dominierte Kate Moss mit diesem neuartigen Ideal die Modewelt und wurde zur Muse der Designer:innen. Das Bild der Drogenabhängigkeit wurde idealisiert und war plötzlich en vogue. Wie es bei Trends üblich ist, breitete sich das Schönheitsideal in Windeseile aus.
Zwar fand die Ära mit dem tragischen Tod des Star-Fotografen Davide Sorrenti im Jahr 1997 aufgrund einer Heroinüberdosis ein Ende, die Tendenz zu extrem schlanken Körpern blieb jedoch bis in die 2000er Jahre erhalten. Unzähligen Essstörungen und eine gestörte Körperwahrnehmung waren die Folge.
Das kontroverse Comeback des "Heroin Chic"
Fest steht: Die "Big Booty"-Ära neigt sich dem Ende zu. Die Brüste und Pos à la Kim Kardashian und Co. schrumpfen allmählich wieder, während mit der anhaltenden Rückkehr der Y2K-Mode, darunter etwa Low-Waist-Jeans, äußerst schlanke Körper erneut zum erstrebenswerten Ziel werden. Auf TikTok erleben Ikonen der 90er und frühen 2000er wie Paris Hilton, Lindsay Lohan und Kate Moss einen riesigen Hype. Bilder von den Laufstegen aus der Hochzeit des "Heroin Chic" werden gefeiert. Auch die Körper der jetzigen Supermodels, wie Bella Hadid, erinnern doch stark an das vergangene Körperideal.
Zwar feiert der "Heroin Chic"-Trend noch kein fulminantes Comeback wie in den 90ern, jedoch bleibt der Grad hin zur Glorifizierung dieses fraglichen Körperideals sehr schmal. Die Aufklärung darüber, dass dieses Ideal keineswegs gesund ist und Schönheit sowie Wohlbefinden nicht in Zahlen und Maßen gemessen werden sollten, ist daher wichtiger denn je.