Ich kann mich noch genau an den kreidebleichen, völlig schockierten Blick meiner Mutter erinnern“, erzählt mir Freundin B., „als ich völlig abgemagert von meinem Auslandssemester in Barcelona zurückkehrte.“ Es sei absurderweise wie Balsam auf ihrer Seele gewesen, als sie ihre Mutter vor Sorge anschrie. Ich staune. Für meine Freundin B. waren Essstörungen einmal ein Thema?! Unfassbar, ist sie doch heute zwar schlank, aber zum Glück völlig gesund. „Man rutscht da wahnsinnig schnell hinein“, erklärt sie mir. Anlass unserer Diskussion: Anastasia Sokol alias „Katzi“. Auf die Frage, wie es denn sein kann, dass der 22-Jährigen niemand ernsthaft zur Hilfe eilt(e), wissen wir beide keine Antwort.
Wie es ist, auf der „anderen Seite“ (jener der ängstlichen Mutter) zu stehen, zu sehen, wie das Kind von Tag zu Tag dünner wird –und im wahrsten Sinne des Wortes zu verhungern droht – wurde mir dann im Gespräch mit Svetlana Rockenbauer bewusst. Eine Stunde lang versucht Anastasias Mama, mir das Unfassbare klar zu machen: „Ich habe alles versucht, meine Tochter zu retten – ich hatte keine Chance.“ Sogar ihre Ehe mit Anastasias Stiefvater wäre beinahe zerbrochen, in Richard Lugner habe sie ihre letzte Hoffnung gesetzt. Vergeblich. Hat Svetlana als Mutter versagt? Eine schwierige Frage, die sich wohl niemand öfter stellt als sie selbst.
Daniela Schimke ist MADONNA Chefredakteurin. d.schimke@oe24.at