Eigentlich zufällig stolpere ich während eines Besuchs in Mailand in einen Abercombie & Fitch-Store, nach vielen Jahren erstmals wieder. Ein A&F ohne Warteschlange – diese Gelegenheit möchte ich mir nicht entgehen lassen. Winzig kleine Shirts und Pullis zieren das Erdgeschoss, den ersten Stock und auch den zweiten. Muss wohl ein Abercrombie-Store ausschließlich für Kinder sein – denke ich mir. Ich frage nach. Nein, werde ich vom waschbrettbäuchigen Verkäufer belehrt. Das sei Mode für erwachsene Frauen. Für sehr, sehr dünne Frauen. Aber – obwohl ich Größe 34 trage – traue ich mich hier nicht, mich in ein hautenges Shirt zu zwängen. Wie ich mich fühle? Nicht gut. Und für alle, die bis dato noch nicht kapiert haben, dass Menschen ohne Modelmaße bei A&F unerwünscht sind, hat CEO Mike Jeffries nun eine Botschaft. „In jeder Schule gibt es coole und beliebte Kids und weniger coole. Wir wollen die coolen Kids. Grenzen wir Menschen aus? Absolut!“ Und weiter: „Viele Leute passen nicht in unsere Klamotten und sollen auch nicht reinpassen.“ Die Aussagen sind entwürdigend und verstörend – auch für Frauen mit „Normalmaßen“. Ein kleiner Trost: Der Umsatz bei A&F ging im ersten Quartal um 15 Prozent zurück. Jeffries versucht mit dieser perfiden Marketingstrategie wohl, seinen Hals zu retten. Denn die wirklich coolen Leute – die mit Köpfchen – shoppen schon längst nicht mehr bei ihm.
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Nina Fischer ist MADONNA-Redakteurin. n.fischer@oe24.at