Talk zur Krise

Lena Hoschek: „Es ist wichtig, positiv in die Zukunft zu blicken“

10.04.2020

Kühler Kopf in einer schwierigen Situation: Designerin und Geschäftsfrau Lena Hoschek über ihr Corona-Krisenmanagement.

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© Wolfgang Pohn
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Das Coronavirus hat die Welt in Taumeln gebracht: Neben dem gesamtgesellschaftlichen Schock bleibt auch in der Wirtschaft kein Stein auf dem anderen. Abgesehen vom ­gesundheitlichen Risiko sehen sich Selbstständige aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die Krise ist für Designerin Lena Hoschek wie für alle Unternehmerinnen eine große Belastung. Dabei hätte die 38-Jährige allen Grund zur Freude: sie erwartet diesen Frühling ihr zweites Kind. Im MADONNA-Talk spricht die Modemacherin über ihre Krisenstrategie als Geschäftsfrau, welche Erwartungen sie an die Politik stellt und die Chancen für das Danach.

Frau Hoschek, wie navigieren Sie Ihr Unternehmen durch die Corona-Krise?
Lena Hoschek:
Mit sehr vielen persönlichen Unterhaltungen, Aussprachen, Meetings. Es sind unglaublich viele verschiedene Punkte zu berücksichtigen. Ein Punkt ist natürlich die Angst und Unsicherheit meiner Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden. Es ist extrem wichtig selbst Zuversicht zu bewahren und auch auszustrahlen. Natürlich müssen auch vorrausschauende Kostenkürzungen vorgenommen werden - solche, die machbar sind, ohne die Strukturen zu zerstören. Gewisse Entscheidungen müssen nun auch ganz schnell getroffen werden und andere muss man aussitzen - ein schmaler Grat, um nicht die falschen Entscheidungen zu treffen. Wir setzen aktuell auch verstärkt auf die Bewerbung und versuchen dadurch so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf uns zu ziehen. Dabei möchten wir vor allem auch auf Dinge hinweisen, die uns schon immer am Herzen liegen – wie die Nachhaltigkeit. Wir möchten zeigen, dass es nicht nur um den Look der Kollektion, die Moods und die Designs geht, sondern auch darum, wer wir sind, wo wir herkommen und welche Überzeugung wir vertreten.

Was wünschen Sie sich von der Politik?
Hoschek:
Was ich mir wünschen würde ist, dass man vor allem in solchen Zeiten auch kleinen Unternehmen unterstützend unter die Arme greift, um die Diversität in der Wirtschaft auch zu erhalten. Natürlich ist es wichtig, dass Auffangschirme ebenfalls an große Firmen ausgeschüttet werden, denn dort geht es um sehr viele Arbeitsplätze. Aber ich glaube dass jeder Arbeitsplatz und jeder Steuerzahler unterstützenswert ist. Daher sollte man sich auch bei kleinen Firmen wie z.B. in Gastro oder auch in der Kreativbranche die Entwicklung über die Jahre hinweg anschauen und die richtigen Entscheidungen treffen, um solchen Unternehmen zu helfen.

Sehen Sie sich in dieser Ausnahmesituation mit Ängsten konfrontiert? Wie gehen Sie damit um?
Hoschek: Ich persönlich bin grundsätzlich kein sehr ängstlicher Mensch, kann aber gut verstehen, wenn manche Menschen in dieser Situation in die Sorge hineinkippen. Ich glaube aber, dass es für die Weltwirtschaft und das eigene Immunsystem extrem wichtig ist, immer wieder positive Gedanken zu fassen und positiv in die Zukunft zu blicken.

Gibt es auch positive Aspekte der Krise?
Hoschek:
Ich habe die vielen 'shop local'-Initiativen, die aus allen Ecken gekommen sind wirklich ganz toll gefunden. Man hat einen sehr starken Zusammenhalt der Österreicher gemerkt. Wäre schön, wenn das immer so weitergeht und nicht nur zu Zeiten der Krise ein kurzer Trend bleibt. Was man jetzt auch merkt und was man lernen kann ist, dass es auch immer Zwischenlösungen geben muss. Wenn z.B. die Leute nicht in ein Geschäft hineingehen dürfen, weil es kurzfristig notwendig ist, muss es trotzdem gleichzeitig Lösungen geben, wie es den Menschen trotzdem möglich ist, Geld zu verdienen. So wie es eben gehandhabt wurde mit Essensverkäufen aus den Fenstern usw.

Wird Sie diese unwirklich scheinende Zeit auch als Designerin beeinflussen?
Hoschek:
Nein, als Designerin überhaupt nicht. Ich arbeite gerade an meiner nächsten Spring/Summer Kollektion und werde meine Linie auch weiterführen.

Sie sind Mutter eines Sohnes und erwarten demnächst ein zweites Kind. Vor welche Herausforderungen stellt Sie die Corona-Krise als Schwangere?
Hoschek:
Ich sehe die Herausforderung für mich, meinen Mann, meinen Sohn, mein Baby und meine Firma nicht als eine Spezielle wegen der Krankheit. Die wirtschaftliche Krise, die daraus resultiert ist aber für mich als Frau eine Belastung, weil ich jetzt ein paar Wochen vor der Geburt überhaupt keine Zeit habe, mich irgendwie auszuruhen.

Was hilft Ihnen dabei – in dieser Doppelbelastung als schwangere Unternehmerin—, neue Kräfte zu schöpfen?
Hoschek:
Ganz schwierig, ich bin wirklich sehr erschöpft. Ich kann nur meinem Mann danken, dass er sich mit unserem Sohn so aufopfert und so liebevoll für mich sorgt.

Was wünschen Sie sich für die Zeit nach Corona?
Hoschek:
Auf lange Sicht wird es einen halbwegs normalen Umgang mit der Krankheit geben müssen, weil sie nicht einfach von einem Tag auf den anderen verschwindet. Ich wünsche mir natürlich schnellstmöglich Medikamente und Impfungen. Was ich mir auch wünsche ist, dass viele Länder ihre Budgets für das Gesundheitssystem anpassen. Gesundheit ist das wertvollste Gut, das wir alle haben und ich hoffe, dass jetzt vielen Regierungen in vielen Ländern ein Licht aufgeht, dass sie an diesem Punkt nicht sparen dürfen.

Lena Hoscheks aktuelle Kollektion "Season of the Witch": Erhältlich in den Shops in Graz und Wien (wieder geöffnet ab Dienstag, den 14.04) oder auch online unter lenahoschek.com)

Redaktion: Patricia Konarzewski

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