Die wichtigsten Kollektionen - die schönsten Bilder
Die Mailänder Fashion Week hat es wieder in sich.
Miuccia Prada genießt seit vielen Jahren den Ruf, die einflussreichste Modedesignerin überhaupt zu sein. Ihre Vorführung gilt stets als der wichtigste Gradmesser der Mailänder Defilees. Und wieder einmal enttäuschte Prada diese Erwartungen nicht. Da waren die atemberaubenden Röcke oder Kleider, die nur aus Kristallen bestanden. Oder die Drucke mit fast fotorealistischen Strandansichten. Viele Bermudas und Shorts lassen das Bein zumeist nackt. Subtil überträgt die Designerin die Idee von Transparenz auf durchsichtige Taschen oder Schuhe. Gekonnt spielt sie mit Volumen, stellt Tops trapezförmig aus, gibt kurzen Mänteln am Rücken Weite.
Die wichtigste Botschaft der
Show von Giorgio
Armani lautete: Es geht ihm wieder besser. Bei den Mailänder
Männerschauen vom Juni schockte der 75-Jährige mit krankem Aussehen. Damals
ließ er verkünden, an Hepatitis zu leiden. Jetzt gab Armani sein erstes
Interview seitdem. "Ich habe durch die Krankheit erkannt, wie sehr ich
kreative Auszeiten brauche, dass ich nicht so leichtfertig mit meinem Leben
umgehen sollte".
Lag es an der eingeschränkten Schaffenskraft
Armanis, dass manchem Kleidungsstück der am Donnerstag präsentierten neuen
Kollektion sein Feinsinn für Formen und Farben fehlte? Minikleider, zum Teil
mit Ballon-Effekten, in kräftigen Farben bis hin zum Pink wurden mit einem
breiten, paillettenbestickten Gürtel versehen und irritierten doch sehr.
Seine Stärken spielt er aus, wenn er kurze Jacken von der Flecht-Optik bis
zur grafischen Verspieltheit variiert oder die Träger der Tops farblich
absetzt.
Krizia gehört zu den italienischen Marken mit einer großen Vergangenheit, denen es nicht gelingt, dem verblassenden Ruhm neuen Glanz zu verleihen. Mariuccia Mandelli, die Gründerin des Labels, zeigt für die Saison Frühjahr/Sommer 2010 viele aufgeplusterte Ballonformen, legt Kleider in plissierte Stufen oder akzentuiert sie mit Ledereinsätzen.
Viele Designer haben Linien für eine junge Klientel im Programm, mit denen diese früh an die Marke gebunden werden soll. Bei Dolce & Gabbana heißt das Produkt für die Töchter-Generation D&G. Im kommenden Sommer gibt es hier den Cowgirl-Look, in dem Jeans, Wildleder und Spitze zusammenfinden. Moschinos Nachwuchsförderung nennt sich Cheap & Chic . Hier können kunterbunte Kleidchen, voluminöse Blusen mit Schleifendetail oder Kurzarmjacken im grafischen Patchwork-Look gekauft werden.
Mit frischen, kräftigen Sommerfarben will schließlich Blumarine die Frauen in die neue Saison schicken. Auf dem Laufsteg der von Anna Molinari entworfenen Kollektion dominierten am Freitag Jersey-Kombinationen, Minikleider mit Plissees und Trichterärmeln sowie bis über das Knie gekrempelte Hosen zu Blousons mit goldenen Reißverschlüssen. Die Botschaft war klar: Optimismus statt Tristesse. Selbst die militärischen Tarnmuster wurden von bunten Flecken und Stickereien "befriedet".
Für Frauen mit weiblichen Formen ist kein Platz auf dem Laufsteg? Elena Miro hat in Mailand das Gegenteil bewiesen. Models mit Kurven statt Kanten liefen für das italienische Label, das die Designerschauen der "Milano Moda Donna" einläutete.
Eine allgemeine Abkehr vom gängigen, schlanken Schönheitsideal ist deswegen
allerdings nicht zu erwarten. Elena
Miró kleidet die eher stattliche Frau ein, das Angebot reicht
bis zu Kleidergröße 54. Deshalb führten Models wie die Amerikanerin Lizzie
Miller die Kollektion vor. Bei ihr verteilen sich etwa 80 Kilo auf eine
Körperhöhe von 1,80 Meter.
Die neue Sommermode ist von der
Wüste und dem oscarprämierten Liebesdrama "Der englische
Patient" inspiriert. Passend dazu dominierten auf dem Laufsteg
Stoffe wie Leinen, Seide oder eine leichte Baumwolle. Satte Gewürzfarben wie
Paprika, Zimt, Safran oder Vanille bestimmen die Optik neben Druckmotiven,
die aus der Art Decó entliehen sind. In der Silhouette bilden schmalere
Formen einen Kontrast zu sehr weiten Schnitten.
Kräftige Farben, opulente Drucke und die Röcke anrüchig kurz: Die
Versace -Frau wird im Frühjahr/Sommer 2010 alle Blicke auf sich
lenken. Was die italienische Edelmarke am Freitagabend über den Laufsteg der
noch bis Mittwoch gehenden Mailänder Defilees der Milano Moda Donna
schickte, war sexy, glamourös und eine große Hommage an Gianni Versace.
All
die bevorzugten Stilmittel des 1997 ermordeten Designers tauchten wieder
auf. Die barocken Druckbilder wirkten wie seinem Archiv entnommen. Ein
Farbspektrum, das kräftige, sommerliche Nuancen von Gelb, Rosa oder Türkis
umfasst, gehört ebenso zum Vermächtnis des Hauses wie das fast schon
provozierende Spiel mit Sex und Verführung. Donatella Versace konzentriert
sich auf die Stärken der Marke. Die als Nachfolgerin ihres Bruders zunächst
umstrittene inzwischen jedoch anerkannte Mailänderin betont mit
Korsageeinsätzen aus Metall die Figürlichkeit der neuen Silhouette. Die
Rückenausschnitte fallen tief, Transparenz ist allgegenwärtig. Über manchen
Druck legt sich eine Plastik-Schicht. Ziernähte in Kontrastfarben sind ein
Beispiel aus der Vielzahl an Details, genietete Lederborten ein anderes.
Unter dem Namen Gianfranco Ferre entwerfen inzwischen die beiden Designer Roberto Rimondi und Tommaso Aquilano. Die Nachfolger des 2007 verstorbenen Mailänders erweisen sich dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Intelligent spielen sie mit Volumen, Lagen und Drapierungen. Ihr Stoffbild bietet fast schwerelos wirkenden Voile ebenso wie dreidimensionale, mit Gold akzentuierte Relief-Strukturen.
Auch wo Jil Sander draufsteht, ist längst nicht mehr Jil Sander drin, sondern Raf Simons. Der Belgier lenkt das Erbe der Hamburger Edelpuristin immer stärker in Richtung Textilkunstwerk. Simons zeigte am Freitagabend eine Kollektion, die ihre Stärke aus dem Spiel der Kontraste zog. Zarte Netze werden an markanten Stellen mit blickdichtem Strick aufgefüllt. Einige Jacken wirken wie auseinandergenommen und wieder neu zusammengefügt. Klare Linien wechseln sich mit komplexen Konstruktionen ab. Aufgepinnte Stofffähnchen bringen Bewegung auf die Oberfläche der Kleider. Das Farbspektrum ist entweder mit Weiss, Sandstein und Elfenbein sehr hell oder mit Mitternachtsblau tief dunkel.
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