Ist das Geschäft mit Tierfellen moralisch vertretbar? MADONNA brachte prominente Befürworter und harte Gegner an einen Tisch.
Vogue-Chefin Anna Wintour tut es ebenso selbstbewusst, wie Hollywood-Star Sharon Stone. Und spätestens seit sich Superstar Madonna in einem edlen Teil über den Red Carpet wagte, ist er wieder voll im Trend: der Pelz! Während Glamour-Ladys ihr „schlechtes Gewissen“ gegen Mäntel, Jacken und Accessoires aus teurem Tierfell tauschen – steigen Tierschützer abermals auf die Barrikaden. Weshalb MADONNA auch in diesem Winter zur hitzigen – stets brandaktuellen – Debatte über das umstrittene Luxusprodukt lud. Hier die Zusammenfassung (das Originalgespräch dauerte mehr als doppelt so lange, emotionaler Ausbrüche inbegriffen...):
Frau Lichter, Sie äußern sich heute erstmals öffentlich zum Thema Pelz –
wie stehen Sie zu der hitzigen Debatte?
Marika Lichter: Ich bin der
Meinung, dass das Thema Pelz wie alles ist im Leben: Man kann alles zum
Guten und zum Schlechten wenden. Man kann alles missbrauchen, oder mit der
nötigen Ehrbietung einem Lebewesen gegenüber behandeln. Ich bin gegen
Generalisierungen – ich nehme an, Monika, Sie essen auch kein Fleisch?
Monika Springer: Nein, esse ich nicht.
Lichter: Das ist gut, aber nicht jeder kann und will so leben. Ich bin für Toleranz und absolut dagegen, dass Tierfabriken, Kürschner und so weiter aggressiv attackiert werden. Ich selbst trage auch gerne Pelze, wobei ich sicher darauf schaue, dass sie aus einer Zucht kommen, wo die Tiere nicht gequält werden. Ich muss zum Kürschner oder Designer meines Vertrauens gehen können, wo ich weiß, dass der darauf achtet.
Herr Jouja, Sie sind Kürschner – wie gehen Sie mit der harten Kritik der
Tierschützer um?
Marcel Jouja: Ich bin in unserer Familie in
dritter Generation Kürschner. Die Pelzdiskussion begleitet mich seit meiner
Kindheit. In den 90ern wurde ich als Jugendlicher beschimpft, was mich nur
stärker gemacht hat. Ich liebe den Beruf, weil Pelz ein wunderschönes
Material ist. Vor zehn Jahren hatte ich dennoch einen Gewissenskonflikt,
weil ich Tiere liebe. Aber auch, weil ich wusste, ich kann nicht gegen
Vereine wie PETA schwimmen. Deshalb war mir klar, dass ich nur mit
Top-Qualität arbeiten werde. Ich schau mir jedes einzelne Stück ganz genau
an, das ich kaufe. Tatsache ist, ein Tier, das gelitten hat, kann kein
schönes Fell haben.
Aber woran kann ein Kunde erkennen, ob ein Tier „gut“ gehalten wurde,
oder nicht?
Jouja: Es gibt das OA-Label von der IFTF, das besagt,
dass das Fell von kontrollierten Farmen kommt.
Springer: Was heißt kontrolliert? Es heißt, dass man sich an die Gesetze hält, die aber in diesen Ländern, wo für Pelze gezüchtet wird, eben schlecht sind! Bei uns ist es – dank unseres Kampfes – so, dass kein Tier für Pelzerzeugung gezüchtet oder getötet werden darf, weshalb viele Pelztierfarmen zumachen mussten.
Jouja: Ja, aber aufgrund dieses Drucks sind viele 20 Kilometer über die Grenze gegangen, wo überhaupt nicht mehr kontrolliert wird!
Bild: (c) Chris Singer
MADONNA-Debatte im „Hotel am Stephansplatz“: Anelia Peschev, Monika Springer, Marika Lichter und Marcel Jouja im Gespräch mit Alexandra Stroh & Daniela Schimke.
Die Pelzdiskussion wird alljährlich geführt – hat sich aufgrund der
Debatte und des Einsatzes der Tierschützer etwas zum Positiven verändert?
Springer:
Im Gesetz hat sich bisher geändert, dass keine Hunde- und Katzen-Felle
oder Produkte mit derartigen Pelzen importiert werden dürfen. In Österreich
wird jetzt gerade diskutiert, ob es auch ein solches Verbot bezüglich
Robbenfelle geben soll. Ich denke mir: Warum können wir nicht, wie bei
Robben, Hunden, Katzen, auch ein Verbot für andere Tierarten, wie etwa
Füchse, verhängen?
Jouja: Moment einmal: In Österreich werden jährlich 50.000 Rotfüchse von den Bundesforsten geschossen, davon werden 5.000 von Liebhaberjägern gegerbt. Dann haben die diese Felle zu Hause liegen, und wissen nicht, was sie damit tun sollen, weil sie ja nicht verwendet werden dürfen. Das ist ja ein Staatsvermögen, das man einfach wegwirft. Das ist doch schade!
Springer: Aber Sie sagen doch, dass die Qualität ganz wichtig ist für Sie! Wenn die Füchse mit Schrot geschossen wurden, wollen Sie die doch gar nicht mehr?!
Jouja: Das wäre durchaus zu reparieren – außerdem habe ich gesagt, dass ich bei Zuchtfellen auf die Haltung und somit auf die Qualität schaue. Wenn ich Felle nutzen kann, die sowieso geschossen werden, ist doch das etwas ganz anderes. Zum Thema Robben will ich noch anmerken: Robben werden für die Fischindustrie und nicht wegen ihres Felles getötet!
Lichter: Aber warum zieht man ihnen das Fell bei lebendigem Leib ab? Diese grauenvollen Bilder hat man ja gesehen - solche Auswüchse gehören natürlich verboten! Darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber wir sprechen ja nicht über Extreme, sondern über die generelle Einstellung.
Frau Springer, trotz aller Kritik liegt Pelz wieder voll im Trend –
bringt Ihr Kampf etwas?
Springer: ...Das gesamte Interview ab Samstag
in Ihrer MADONNA!
In Ihrer MADONNA ab Samstag, 05.12.2009