Video-Essays ersetzen den Runway: Zum zweiten Mal wählen Designer alternative Präsentationsformen für ihre Couture-Kollektionen.
Anders, aber nicht unbedingt schlechter: Die Corona-Pandemie lenkt das Pariser Schaulaufen der hohen Schneiderkunst bereits zum zweiten Mal auf digitale Pfade. Statt des klassischen Defilees zeigen die Modehäuser ihre Kollektionen im Netz. Die exklusive Welt der Haute Couture bekommt dadurch demokratische Züge: Alle - egal ob Kunden, Presse oder Liebhaber - sehen die Kreationen zeitgleich. Leistbar sind die maßgeschneiderten Kostbarkeiten ohnehin nur für die wenigsten.
Mystik und eine große Meisterin
Maria Grazia Chiuri, Chefdesignerin bei Dior, entwarf eine mystische Fanatsiewelt, in der ihre Kreationen die Hauptrolle spielen. Für ihre Frühjahr-Herbst-Kollektion wähle sie das Tarot-Thema, welches vom Regisseur Matteo Garrone in ein cineastisches Märchen verwandelt wurde. Aus Renaissance-Roben, Empire-Schnitten und opulenten Stickereien mischt Chiuri einen modischen Zaubertrank, der von Red Carpets in den Zeiten nach einer Pandemie träumen lässt.
Der neue Powersuit
Daniel Roseberry, der Texaner, der jetzt bei Schiaparelli modisch tonangebend ist, reitet seit letzter Woche auf einem Hoch. Lady Gagas Statment-Dress bei der Vereidigung von Joe Biden, ging um die Welt. Mit seiner Couture-Kollektion setzt er diesen Eyecatcher-Stil fort: starke Silhouetten, Signalpink und Goldschmuck für die Couture-Kundin mit extravagantem Geschmack. Dem surrealen Erbe der legendären Labelgründerin Elsa Schiaparelli zollt er mit Keypieces wie einer Tasche im Torso-Look und Bustiers mit Rüstungscharakter Tribut.
Iris van Herpen blieb dem klassischen Runway treu und zeigte ihre Kollektion "Roots of Rebirth" am Runway - ohne Publikum.
Am Montagabend sorgt Giambattista Valli für ein weiteres Highlight, am Dienstag folgen die Kollektionen von Chanel und Valentino. Georges Hobeika und Ralph & Russo setzen diese Saison pandemiebedingt aus.