Gaultier, Dior & Westwood
Vitaminspritze für Pariser Mode
02.03.2014Die Stimmung steigt bei den Pariser Pret-a-Porter-Schauen!
Jean Paul Gaultier
Das Setting erinnerte an "Raumschiff Enterprise", Kultserie der 1970er-Jahre mit Ordnern in Astronautenanzügen, zischenden Automatiktüren und einem Saal in Kapselform. Designer Jean Paul Gaultier ließ am Samstagabend bei den Pariser Pret-a-Porter-Schauen in einem futuristischen Gebäude des Architekten Oscar Niemeyer (1907-2012) seine Kollektion für Herbst/Winter 2014/15 "abheben".
Der Bau ist Sitz der französischen Kommunisten. Einige Gäste wie die Sängerin Rihanna, sexy und ernst im halbtransparenten Spitzendress, und ihre Kollegin Beth Ditto, üppig und lustig im Netzkleid, genossen einen direkten Blick auf die Laufstegbühne.
Alle Models, darunter auch Männer und eine "Punkerfamilie" mit Irokesenschnitt, mussten erst einmal eine schrille Check-in-Prozedur wie im Flughafen durchlaufen. Erst dann konnten sie Gaultiers schillernde Entwürfe präsentieren, die gespickt mit Retro-Elementen waren und doch in die Zukunft wiesen. Anklänge an Designerstars der 1970er und 1980er Jahre geisterten durch die Kollektion: Andre Courreges Weltraumlook etwa, Claude Montanas Amazonen und Vivienne Westwoods Brit-Punk-Outfits. Reißverschlüsse und horizontale Nähte verpassten Pelzmänteln oder goldfarbenen Bikerjacken eine scharfe Struktur. Es gab haufenweise silberfarbene Leggings, teils mit wattierten Einsätzen, metallisch glänzende Kapuzen zu Jacken und Mänteln und daneben Schottenkaros und britische Flaggenmuster.
Nach Schauen-Tagen mit teils etwas nüchternen Kollektionen wirkte Gaultier wie eine Vitaminspritze für die Pariser Mode!
Dior
Einen neuen Realismus mit etwas Romantik schlägt Dior-Designer Raf Simons den Frauen für den nächsten Winter vor. Simons hatte seit seinem Wechsel von Jil Sander zu Dior im April 2012 das Traditionslabel auf sanfte Weise verjüngt. Seine jetzt gezeigten Entwürfe wirkten zeitgemäß, tragbar und cool.
Zweireihige Mäntel, Hosenanzüge und schmale Kleider waren aus Herrenstoffen geschnitten. Sie wurden aber durch seitliche Miederschnürungen, Stickerei mit Kristallen in Blütenform und auffallende Farbkontraste - wie bei einem Anzug in Aubergine zum Mantel in Pink - aufgepeppt.
Vivienne Westwood
Die Schau von Vivienne Westwood in einer protestantischen Kirche wirkte dagegen seltsam unpassend. Die "Queen-Mom" der britischen Mode hatte sich sowohl von den Entwürfen des 1895 gestorbenen Haut-Couturiers Charles Frederick Worth als auch von einer Peru-Reise inspirieren lassen. Dies war in den Entwürfen aber nur vage spürbar, etwa an den stark taillierten Silhouetten, Rüschen und schweren Seidenstoffen sowie dem Ethno-Styling.