Die mächtige Chefredakteurin des US-Modemagazins Vogue, Anna Wintour, ärgert Italiens Modewelt.
Wenige Tage vor der am 24. Februar beginnenden Mailänder Modewoche teilte die Vogue-Chefin den Leitern der namhaftesten Modehäuser Italiens mit, dass sie lediglich drei Tage - vom 26. bis 28. Februar - in der lombardischen Modehauptstadt verbringen werde, da sie danach nach Paris weiterreisen müsse.
Auf diese Weise machte die 60-Jährige Druck auf die Großgewichte der italienischen Mode, ihre Defilees auf diese drei Tage zu konzentrieren. Daraufhin verlangten die italienischen Modepäpste, darunter Giorgio Armani, das Datum für ihre Schau ändern zu können. Die Defilees aller "Großen" der Moda Italiana konzentrieren sich jetzt auf drei der insgesamt sieben Tage der Modewoche, damit Wintour bei allen anwesend sein könne. Der längst festgelegte Kalender der Modewoche wurde somit komplett auf den Kopf gestellt, berichtete die Mailänder Tagezeitung "Corriere della Sera".
"Wir respektieren die Arbeit von Frau Wintour, sie muss aber auch unsere Arbeit respektieren. In Mailand ist sie willkommen, doch wenn sie nur kommt, um auf arrogante Weise unsere Pläne auf den Kopf zu stellen, sollte sie lieber zu Hause bleiben", sagte Mario Boselli, Präsident der italienischen Modekammer, die die Mailänder Modewoche organisiert. "Wir hatten einen vernünftigen Defilee-Kalender mit fünf starken Tagen organisiert, an denen die bekanntesten Designer ihre Kollektionen präsentierten. Danach hat Wintour die italienischen Designer angerufen und sie gebeten, den Defilee-Kalender dichter umzugestalten. Die Designer haben sich ihren Wünschen gebeugt", protestierte Boselli.
Solidarisch mit dem Präsidenten der Modekammer erklärte sich der Schuhproduzent Diego Della Valle, Besitzer der prestigereichen Schuhmarke Tod's. "Die Mailänder Modewoche ist keine Party, sondern ein wichtiger Termin für die gesamte italienische Modeindustrie, auch für junge Designer, Handwerker, für das ganze produktive System. Es ist skandalös, dass die Mailänder Modewoche wegen der Wünsche einer einzigen Person derart eingeschränkt wird", protestierte Della Valle.
Die als "Eiskönigin von New York" und als Vorbild für den Hollywood-Film "Der Teufel trägt Prada" bekannte Wintour steht seit über 20 Jahren an der Spitze des einflussreichen Vogue-Magazins. Wintour hatte die Leitung im Alter von 38 Jahren übernommen und die Zeitschrift mit gewagten Titelbildern zur Modebibel ausgebaut - bei Spitzenzeiten mit über 800 Seiten pro Ausgabe. Dabei führt sie ein strenges Regiment, dem sich selbst die Designer unterwerfen. Keine der großen Schauen startet, bevor nicht Wintour mit akkurat geschnittenem Pagenkopf und Sonnenbrille in der ersten Reihe sitzt.