Mit dem eigenen Körper Frieden schließen

Food Freedom: Die Anti-Diät

02.04.2021

Die Zeit ist reif: Wie wir uns vom Diät-Teufelskreis verabschieden und welche Tipps den Weg zu intuitiv ausgewogenem und schuldbefreitem Essverhalten ebnen. 

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Schon früh erklären viele Frauen (aber auch Männer) dem eigenen Körper Krieg. Zwar bleiben Handgreiflichkeiten aus, doch gleicht das Verhältnis zur „Figur“ oft einem langen Kampf. Dass das nicht sein und bleiben muss, weiß Diätologin Katharina Kühtreiber. Sie entwickelte das „Female Food Freedom“-Ernährungscoaching – ein Programm, das klassische Diätologie mit mentalem Ernährungscoaching verbindet und Frauen dabei hilft, Frieden mit ihrem eigenen Körper zu schließen.

Diät-Mentalität beginnt häufig schon im Kindesalter

Die überkritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und seinen „Makeln“ beginnt in den meisten Fällen unglaublich früh. „Frauen beginnen erwiesenermaßen bereits im Kindesalter mit der ersten Diät und probieren sich mal mehr, mal weniger motiviert durch das Angebot der Diätindustrie“, weiß Katharina Kühtreiber, ehemals selbst „eine von diesen Frauen“. Die ersten Schritte in die Diät-Mentalität sehen für viele Frauen gleich aus: Sie führen zu Maßnahmen wie „Essig-Drinks, Krautsuppendiäten, Dinner Cancelling und Co.“, so die Diätologin weiter. Danach wird mitunter ein Leben lang weiterexperimentiert. „Studien belegen, dass 90–95 Prozent der Diäten nicht funktionieren. Trotzdem machen die meisten Menschen sich selbst dafür verantwortlich, nicht jedoch die Diät. Dies führt dazu, dass Frauen in ein omnipräsentes, meist lebenslanges Unwohlsein schlittern.“ Dieses Unwohlsein in Bezug auf den eigenen Körper und das Essverhalten wird vielfach bestärkt – durch gesellschaftliche Normen, Trends und durch die Medien, oft mithilfe wirklichkeitsverzerrender Bildbearbeitung. Individualität geht verloren.

Schlechte Vorbilder

Der Druck kommt allerdings nicht nur von der unpersönlichen Welt. Ganz oft wird das Problem zu Hause „vererbt“ – der Fokus auf die Kilos wird oft über Generationen weitergegeben. „Mütter beeinflussen das zukünftige Selbstbild am stärksten“, so Kühtreiber. In Folge hätten die Töchter mit ihrem Selbstbild zu kämpfen. Auch einen höchst problematischen Doppelstandard spricht Katharina Kühtreiber an: „Trotz der Tatsache, dass weltweit mehr Buben übergewichtig sind, wird ‚Ist meine Tochter übergewichtig?‘ doppelt so häufig gegoogelt wie ‚Ist mein Sohn übergewichtig?‘.“

Raus aus der Diät-Schleife

Es ist also nicht verwunderlich, dass besonders Frauen in der ewig selben Schleife aus Diät und Schuldgefühlen feststecken – oftmals unbewusst (s. re.). Ist dies der Fall, so haben wir die natürliche und intuitive Beziehung zum Essen verloren und zu den Signalen Hunger, Sättigung, Genuss. „Dadurch bekommen wir den Eindruck, dass Ernährung kompliziert ist und man selbst zu ‚schwach‘ oder ‚disziplinlos‘ ist“, so Kühtreiber. Um mehr Achtsamkeit, Genuss und Leichtigkeit in deinen Essalltag zu bringen, sei es wichtig, Glaubenssätze der „Esspolizei“ (z. B. „Essen nach 18 Uhr macht dick“, „Die Torte muss ich mir verdienen“) zu hinterfragen und unbedingt abzulegen.

Keine Verbote, mehr Genuss

Von Verboten hält die Diätologin denkbar wenig und setzt stattdessen auf den Umkehrschluss: „Je weniger du dir bestimmte Lebensmittel oder ganze Nährstoffgruppen verbietest, desto weniger interessant werden diese Lebensmittel.“ Das schafft nicht nur ein entspannteres Essverhalten, sondern hat auch einen tollen Nebeneffekt: „Somit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit einer Heißhungerattacke“, weiß Kühtreiber. Mehr Intuition beim Essen wird erlangt, indem bei jeder Mahlzeit bewusst „hineingespürt“ wird: „Bin ich hungrig, was möchte ich essen, wie schmeckt mir das, wann bin ich satt?“ Wer lernt, die Signale richtig zu deuten, isst bewusster und ohne Schuldgefühle. Für mehr Vielfalt und ein reicheres Nährstoffprofil sorgt die Devise „Eat the Rainbow“ – also ein möglichst bunter Teller mit viel Gemüse und Obst.   

Self-Check: Diät-Mentalität?  

Schuldgefühle, Zurückhaltung und Obsession:

1. Kreisen deine Gedanken gefühlt den ganzen Tag ums Essen?

2. Fühlst du dich schuldig, wenn du etwas isst, das du gern magst?

3. Orientierst du dich nach der Uhr, wann du wieder hungrig sein darfst?

4. Sagst du Einladungen ab, wenn du weißt, dass nicht „diätkonform“ gekocht wird oder das Lokal nicht deinen „Diätanforderungen“ entspricht?

5. Vermeidest du kurze Hosen, T-Shirts oder das Schwimmbad, weil du noch nicht schlank genug bist?

6. Übertauchst du das Hungergefühl durch Wasser, Kaffee oder eine Zigarette?

7. Legst du durch die Anzeige auf der Waage am Morgen fest, wie viel du tagsüber essen darfst?

8. Streichst du nach einem Tag, an dem du normal oder mehr gegessen hast, das Frühstück/Mittag-/Abendessen am folgenden Tag?

9. Fühlst du dich miserabel, wenn du nicht „brav“ gegessen hast?

10. Verlängerst du deine Trainingseinheit nach einer vermeintlich üppigen Mahlzeit, um die überschüssigen Kalorien zu verbrennen?

11. Bestellst du beim Essen in der Gruppe beim Italiener eher den Salat als Pizza oder Pasta?

All diese Gedanken deuten auf eine tief verwurzelte „Diät-Mentalität“ hin.   

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