Interview
Jetzt spricht Mama Gabalier
20.04.2012Starke Frau: Huberta Gabalier über ihren Sohn – das Musik-Genie.
Udo Jürgens und die Beatles, das waren die Hits ihrer Jugend, doch jetzt hört sie am liebsten Vergiss die Heimat nicht – einen der vielen Hits von Musik-Superstar Andreas Gabalier (27). Ihrem Sohn! Huberta Gabalier (54), eine Lehrerin aus St. Peter bei Graz, ist die wichtigste Frau im Leben des VolksRock’N’Rollers. Seine Mutter!
Sie kümmert sich um seine Wäsche („Leider nicht mehr so oft wie ich möchte, weil er jetzt das Bügeln gar so entspannend findet“) und Teile der Fanpost. Sie sorgt gemeinsam mit seinen Brüdern Wilhelm (30, bekannt aus Dancing Stars) und Toni (18) sowie Oma Maria (86) für die nötige Bodenhaftung des Chart-Überfliegers. Und sie versteht sein Single-Dasein: „Das Mädel wär’ ja arm.“ Trotzdem wünscht sie sich bald Enkelkinder: „Die kriegen dann Bücher und ganz sicher keine Computer-Spiele!“
Ihre schweren Schicksalsschläge – 2006 wählte ihr Mann Wilhelm den Freitod, zwei Jahre später folgte die 19-jährige Tochter Elisabeth – hat Huberta Gabalier nun im Gedichtband Herzleben (Verlag Primgeiger Sebach) verarbeitet.
Und am 5. Mai wird sie, so wie Tausende kreischende Frauen auch, in der Grazer Stadthalle den kessen Hüftschwung von Andreas Gabalier genau unter die Lupe nehmen. Ihn danach aber nicht um ein Autogramm bitten, sondern eher Lasagne kochen. Oder Schweinsbraten. Denn das sind seine Leibspeisen …
"Ich wusste schon immer, dass mein Andi ein Superstar wird!"
ÖSTERREICH: Ihr Sohn, Andreas Gabalier, ist Österreichs erfolgreichster Musik-Star. Wie stolz ist man da als Mutter?
Huberta Gabalier: So stolz wie jede andere Mama auch auf ihre Kinder ist. Stolz von einer großen Freude und Dankbarkeit. Was da passiert, ist für ihn und für uns ein großes Wunder. Und wahrscheinlich von Gott gelenkt.
ÖSTERREICH: Wann wurde Ihnen bewusst, dass Ihr Sohn ein Superstar ist?
Gabalier: Ich habe das vorher schon gespürt. Auch die Größenordnung. Schon bevor er mit seiner ersten CD zum ORF gegangen ist, habe ich gesagt: „Andi, das wird was!“ Das habe ich sogar aufgeschrieben, weil er mich ja oft neckt, dass ich ja immer alles spüre.
ÖSTERREICH: Haben Sie keine Angst, dass er abhebt?
Gabalier: Wenn er das vorgehabt hätte, dann hätte er das längst tun müssen. Dieser unglaubliche Erfolg in so kurzer Zeit ist nicht normal. Doch er ist bescheiden geblieben. Sein Traum ist keine protzige Villa, sondern eine abgeschiedene Almhütte.
ÖSTERREICH: Wie war Andreas als Kind?
Gabalier: Er war ein richtiger Lausbub. Der Willi war der Geduldige, der Brave, der sich viel mit Pflanzen beschäftigt hat. Andi war immer nur am Fußball-Platz, auch ein bisschen ein Raufer und oft verletzt. Ein Jahr musste ich gleich 11-mal mit ihm ins Spital fahren.
ÖSTERREICH: Ihr Andreas gilt als Herzensbrecher …
Gabalier: Das war er schon immer! Er ist schon mit 8 Jahren Hand in Hand mit einer Schulfreundin durch die Siedlung gegangen. Das war für ihn das Größte (lacht). Seine Freundinnen hat er mir aber lange verheimlicht, da war er sehr schüchtern. Als er das erste Mal richtig verliebt war, hat er das Mädel dann schon heimgebracht. Die war übrigens mutig: Kurz bevor sie das erste Mal mit ihm im Dachgeschoss verschwunden ist, hat sie sich bei mir noch vorgestellt.
ÖSTERREICH: Jetzt stellt er Karriere über die Liebe. Macht Sie das nicht traurig?
Gabalier: Das muss er selbst entscheiden. Ich kann nicht für ihn leben. Aber er hat ja wirklich keine Zeit für ein Mädchen – die wäre ja arm. Gerade seine letzte Freundin war eine ganz Herzliche und Freundliche. Sie hatte eine gewinnende Art, die uns über eine Zeit der Trauer hinweggeholfen hatte.
ÖSTERREICH: Keine Freundin, dafür große Unterstützung für seinen Bruder, „Dancing Star“ Willi …
Gabalier: Die Brüderliebe geht ihm über alles. Meine drei Söhne haben untereinander ein wunderbares Verhältnis. Das ist Balsam für meine Seele. Vor allem der Kleine, Toni (18), ist sehr wortgewandt. Ich glaube, der wird mal Kabarettist.
ÖSTERREICH: Wie schwer war das Loslassen. Als der Popstar-Sohn dann doch von daheim ausgezogen ist?
Gabalier: Das war furchtbar. Es sind Luftlinie zwar nur eineinhalb Kilometer, aber mir kam es vor, als wäre er nach Japan gezogen. Ich hatte dreimal einen Seelischen und habe so geweint. Dabei hat er doch eh so lange auf mich Rücksicht genommen.
ÖSTERREICH: Rücksicht wegen der Tragödie um Ihren Mann und Ihre Tochter?
Gabalier: Ja. Am Anfang war es ganz besonders schwer für mich. Wir waren doch immer zu sechst am Sonntagstisch beim Mittagessen und dann hat es plötzlich Zeiten gegeben, wo ich ganz alleine dagesessen bin. Diese Sonntage waren eine Katastrophe. Aber jetzt habe ich gelernt, dass ich etwas unternehmen muss.
ÖSTERREICH: Haben Sie deshalb Ihr Buch „Herzleben“ geschrieben?
Gabalier: Diese Gedichte sind auch aus dem Schmerz entstanden. Dafür habe ich viel positive Resonanz erhalten. Schreiben ist meine Art von Musik. Mein nächstes Buch ist schon in Arbeit: Die Herzsteinfrau. Der erste Teil wird die schmerzvollen Jahre verarbeiten und der zweite alles Positive, was daraus entstehen kann.
ÖSTERREICH: Sorgen Sie sich um das Leben Ihrer Kinder?
Gabalier: Ich habe aufgehört, mir Sorgen um meine Kinder zu machen. Ich hatte nach dem Tod meines Mannes große Angst gehabt. Gerade um den Andi und die Elisabeth. Und leider hat sich diese Angst bewahrheitet. Doch ich will keine Angst mehr haben. Also lebe ich in einem gesunden Gottvertrauen und bete, dass es ihnen gut geht.