Business-Interview

Blick in die Zukunft: Nadja Swarovski über ihre Karrierepläne

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Nachdem sie 2021 das Familienunternehmen verlassen hatte, startete Power-Business-Lady Nadja Swarovski 2024 so richtig durch. Als Investorin, Mentorin, mit einem Fashion-Label – und dem Großen Ehrenzeichen für ihre Verdienste.

Chief Creative Officer, Chief Marketing Officer und ­Vorstandsvorsitzende ... die ­Titel und Funktionen, die Nadja Swarovski seit kurzem bei dem britischen Modelabel Really Wild Clothing führt, sind keineswegs neu für die Karrierefrau aus dem Tiroler Kristall-Clan. 26 Jahre lang war sie für den Familienbetrieb in Wattens tätig und bewies als erste Frau an der Spitze von Swarovski Durchsetzungskraft, Kreativität und Herzblut. Umso schmerzhafter war ihr Rückzug 2021.

Doch wo Türen zugehen, gehen andere auf – die 54-jährige Mutter dreier Kinder (Rigby, 20, Thalia, 18 und Jasmine, 16) nutzt nun ihre Stärken auf ihren neuen Wegen. Als Investorin bei Projekten, die Nadja Swarovskis Prinzipien entsprechen. Welche das sind, was sie an Really Wild Clothing reizt und über die kürzliche Auszeichnung für ihre Leistungen, sprach Nadja Swarovski beim Treffen mit MADONNA im glamourösen wie geschichtsträchtigen Rahmen des House of Strauss in Wien-Döbling. Das Interview:

Blick in die Zukunft: Nadja Swarovski über ihre Karrierepläne
© Kernmayer
× Blick in die Zukunft: Nadja Swarovski über ihre Karrierepläne


Sie wurden in diesem Jahr mit dem Großen Ehrenzeichen für Ihre Verdienste um die Republik Österreich geehrt. Haben Sie damit gerechnet?
Nadja Swarovski:
Überhaupt nicht, aber ich freue mich natürlich sehr, dass bemerkt wurde, welche Arbeit ich geleistet habe. Wir haben ja stets eng mit der UN zusammengearbeitet – auch im Sinne des Women Empowerments, aber auch mit der internationalen Sustainability-Abteilung, die ich gegründet habe, und meiner Unterstützung von jungen kreativen Leuten weltweit. Dass all das gesehen wurde und wird, freut mich natürlich immens.

Ihr Motto lautet ja „Let’s create a better world“...
Swarovski:
Absolut und ich finde, dass gerade wir, die sehr privilegiert in einer Demokratie leben und immer die Möglichkeit haben, uns zu bilden und beruflich tätig zu sein, eine gewisse Verantwortung tragen. Durch unsere Möglichkeiten haben wir eine Stimme, die wir positiv nutzen sollten. Auf kollektive Art und Weise kann man so viel mehr erreichen – egal, ob in einem großen Unternehmen oder in einem kleinen Team, ob es Frauen sind, die zusammenkommen, oder andere Gleichgesinnte.

Man sagt, Frauen sind die schlechteren Networker als Männer. Stimmt das immer noch?
Swarovski:
Wir kommen aus einer Generation, wo das durchaus gestimmt hat, aber in den letzten Jahren hat sich auf diesem Gebiet sehr viel getan. Ich habe letztes Jahr den Kurs „Women on Boards“ in Harvard gemacht, der unglaublich spannend und eine großartige internationale Netzwerkplattform für Frauen in Führungspositionen ist. Früher waren Frauen untereinander oft die härtesten Konkurrentinnen – aber so kommen wir nicht weiter.

Wer waren Ihre wichtigsten Unterstützer oder Unterstützerinnen im Laufe Ihrer Karriere?
Swarovski:
Das waren Männer, die älter waren und die sich auf die nächste Generation gefreut haben. Aber auch gebildete, ältere Frauen, die eine um 20 Jahre jüngere Frau nicht als Konkurrenz gesehen haben. Eine meiner größten Förderinnen war Architektin Zaha Hadid, die mir immer erzählt hat, wie sie in ihren Anfängen links liegen gelassen und erst als sie erfolgreich war, gesehen wurde. Deshalb lautete ihr Motto immer: „Zu spät – ihr habt mir euer wahres Gesicht schon gezeigt“. Umso mehr hat sie sich dann für jüngere Frauen, die am Anfang standen und Unterstützung brauchten, eingesetzt.

Sie unterstützen Unternehmen in Italien, Frankreich – und nun auch ein Modelabel in England.
Swarovski:
Ja – und das ist Really Wild! (lacht) So heißt dieses Label, das mich total begeistert hat, weil es Tweed-Stoffe aus Schottland verwendet, die alle nachhaltig – viele davon in Familienunternehmen – produziert werden. Tweed wird ja aus Schafwolle gemacht – diese Verbindung von Mensch, Natur und Mode gefällt mir sehr gut. Die Paradigmen in der Modeindustrie, die die zweitgrößte umweltverschmutzende Industrie der Welt ist, müssen sich ändern. Wir müssen daran arbeiten, nachhaltig und auch weniger zu produzieren. Deshalb habe ich auch in eine App investiert, die es ermöglicht, nach Maß und auf Wunsch zu produzieren. Modernste Technologie und hochqualitatives Handwerk miteinander zu verbinden, ist meiner Ansicht nach die Zukunft. So fördert man im Übrigen auch das kulturelle Erbe. Abgesehen davon finde ich die Designs von „Really Wild“ sehr cool.

Jetzt, wo Sie sich die Projekte, die Sie unterstützen, selbst aussuchen können, bleibt vielleicht auch etwas mehr Zeit für Privatleben. Was sagt Ihre Familie dazu?
Swarovski:
Die freut sich natürlich, wobei – jetzt, wo ich mehr zu Hause bin, sind meine Kinder kaum mehr da. Timing is everything! (lacht) Aber meine „Kleine“, unsere 16-jährige Tochter, ist ja noch zu Hause – und die wird jetzt ordentlich geknuddelt, egal, ob sie gerade mag oder nicht. (lacht)

Ihre Kinder haben Sie bei der Verleihung des Großen Ehrenzeichens überrascht – hat Sie das besonders berührt?
Swarovski:
Oh ja, sehr. Zu sehen und zu hören, wie stolz sie auf mich sind, macht mich zum glücklichsten Menschen. Auch dass wir so eine tolle Beziehung zueinander haben.

Wohl auch, weil Sie oft genug ein schlechtes Gewissen als sogenannte Karrieremutter hatten ...
Swarovski:
Ja, und noch schlimmer als das schlechte Gewissen war das Heimweh nach meinen Kindern. Ich habe es immer geliebt zu arbeiten und viel zu arbeiten, aber das tat weh. Heute zu sehen, dass unsere Bindung dennoch so unglaublich stark ist und ich offenbar nichts falsch gemacht habe, empfinde ich als größten Erfolg.

Würden Sie sagen, Sie sind nun angekommen?
Swarovski:
Nein, der Weg geht noch weiter. Ich bin ständig auf der Suche nach Marken, die ich unterstützen kann. Ich werde also bestimmt keine Ruhe geben, aber natürlich genieße ich auch, mehr Zeit für meine Familie zu haben.

Das ganze Interview finden Sie in der MADONNA Premium-Ausgabe vom 30. November, 2024.

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