60er-Jahre, Magazin “Cosmopolitan”, Titelbild: Quergestreiftes Hängerkleidchen, Perlenohrringe und hochtoupierte Harre. Soweit nichts außergewöhnliches. Lässt man allerdings den Blick weiter nach unten schweifen, heißt es dort: „Ann Richardson ist Programmiererin bei IBM“. Zu dieser Zeit wurde in Amerika versucht, speziell Frauen für die Computerindustrie zu gewinnen, da das Programmieren zu Beginn als Büroarbeit mit niedrigem Status angesehen wurde und deshalb für Frauen bestimmt war. Somit waren die ersten Programmierer Frauen.
Erst nach und nach verwandelte sich die Informatik in ein wissenschaftliches, von Männern dominiertes, Fach. Noch im Jahr 1987 waren in den USA 42 Prozent aller Software-Entwickler weiblich. Eine Zahl, von der wir in Europa heutzutage weit entfernt sind. Wir sind heute bei der Situation angekommen, dass österreichweit nur 14 Prozent Frauen in der IT-Branche tätig sind. Mit 17 Prozent EU-Durchschnitt können wir nicht einmal diese Marke knacken. Wie auch in anderen Branchen, kann hier beobachtet werden: Je technischer der Job, desto geringer der Frauenanteil. Im Bereich Netzwerktechnik liegt der Frauenanteil deshalb nurmehr bei 4,3 Prozent.
Deshalb wird versucht, Mädchen und junge Frauen für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern, sodass dem Fachkräftemangel in diesen Bereichen entgegengewirkt werden kann. Das Potential und die Chancen in der IT-Branche sind groß und diese sollten auch von Frauen nicht ungenützt bleiben.
Frauen sehen einige wesentliche Vor- und Nachteile, die sie entweder davon abhalten oder dazu bewegen, einem Informatik-Job nachzugehen. Als wesentliche Nachteile werden vor allem unregelmäßige Arbeitszeiten und die daraus resultierende schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf angegeben. Des Weiteren ärgern sich viele weibliche Mitarbeiter über Ungleichbehandlung, auch bei der Bezahlung. Für einen Job in dieser Branche sprechen die Selbständigkeit, vergleichbar gutes Einkommen, der Status, die Abwechslung im Job und die Möglichkeit zur Selbstorganisation. Außerdem werden die Herausforderung, stetig neue Probleme lösen zu können und sich um Kundenbedürfnisse zu kümmern,als positiv bewertet.
Die typische IT-Frau gibt es nicht. Manche Mädchen sind schon sehr früher von Technik begeistert und finden so den direkten Weg in die IT-Branche. Andere meistern den erfolgreichen Berufsweg in die Technik über Kunst, Grafikdesign oder Journalismus.
Um die Situation in Europa zu verbessern, muss die Berufsinformation verbessert werden und umfassender und besser dargestellt werden. Außerdem ist es wichtig, die Arbeitsbedingungen anzupassen, um diese für Frauen und Männer familienfreundlicher zu gestalten. Eine weitere wichtige Maßnahme wäre die Ausweitung des Angebotes an Aus- und Weiterbildung. Frauen selbst sollten es nicht versäumen, aktiv an Frauennetzwerken und Mentoringprogrammen teilzunehmen und sich so erfolgreich zu vernetzen.