Schluss mit unfairer Bezahlung und toxischen Arbeitsbedingungen! Wie Frauen sich in der teils kaltherzigen Welt des Kapitalismus zurechtfinden und sich selbst dabei treu bleiben, erläutert Verena Bogner in ihrem brandneu erschienenen Ratgeber „Not Your Business, Babe!“.
Verena Bogner berichtet von ihren eigenen Erfahrungen, spricht über Red Flags bei der Jobsuche und geht der Frage nach, wie wir Frauen solidarisch zusammenarbeiten können. Wir haben einen Blick ins Buch geworfen und herausgefiltert, was Sie unbedingt über die Arbeitswelt wissen sollten.
Revolution
Strukturelle Ungleichbehandlung steht noch immer an der Tagesordnung – vor allem in der Arbeitswelt: Gender Pay Gap, toxische Arbeitskultur und sexistische Witze seitens Kollegen oder Chefs sind gang und gäbe. Oft sind wir uns gar nicht bewusst, wie sehr die weibliche Sozialisierung unser Verhalten, unsere Selbsteinschätzung und die Art und Weise, wie wir uns in Systeme einfügen, prägt. Was helfen kann: Reflexion, Awareness und Strategien, um nachhaltig etwas zu verändern/verbessern
Wie der Hase im Kapitalismus läuft
Noch immer glauben viele Frauen, dass harte Arbeit unweigerlich zum Erfolg und zu einem glücklichen Leben führt, dass es normal ist, sich (für obendrein wenig Geld) abzuarbeiten – unbezahlte Überstunden inklusive. Dass die eigene Kosten-Nutzen-Rechnung zu den eigenen Ungunsten ausfällt, ist vor allem jungen, strebsamen Frauen oft egal. Schließlich holt frau sich über den Job mitunter auch Identifikation, Sinn und ein Gefühl von Erfolg und Zugehörigkeit. „In Wahrheit spielt man genau damit nach den Regeln der patriarchalen Arbeitswelt. Und diese Arbeitswelt interessiert sich nur wenig für mich als Frau und Wesen mit Bedürfnissen, Rechten und Emotionen, sondern schätzt mich lediglich als Arbeitskraft“, so Bogner.
Verena Bogner ist Journalistin und Autorin und lebt in Wien.
Reflexion als erster Schritt
Frei nach dem Motto „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung“ regt Bogner daher zum Nachdenken an: „Vielleicht halten wir alle uns auch deshalb so an der Vorstellung fest, dass sich unsere harte Arbeit lohnt, weil sie uns das Gefühl von Kontrolle über unser Leben gibt.“ Das verschaffe uns eine gewisse finanzielle (Planungs-)Sicherheit, lasse uns unseren eigenen Weg in Form eines Berufes finden. Ich merkte nicht, dass meine vermeintliche Selbstbestimmtheit eigentlich das Gegenteil war. Denn unser Leben wird hauptsächlich vom System bestimmt und nicht – wie von uns erhofft – bestimmen wir umgekehrt das System.“
Nur Mut zur Wut
Auf dem Weg zum Empowerment wird uns Frauen oft vorenthalten, wütend zu sein. Lieber sollen wir Ärger und Frustration unterdrücken. „Schreit ein Mann durch den Meetingraum, ist das für alle im Rahmen des Normalen. Vielleicht ein wenig übertrieben, aber okay. Rege ich mich auf und zeige Emotionen, stecke ich plötzlich in der Schublade der überemotionalen Frau, die wahrscheinlich gerade ihre Tage hat, ha-ha.“ Und all das obwohl Wut, Ärger und andere negative Emotionen ein nicht zu vernachlässigendes Veränderungspotenzial bergen, das uns mit anderen, denen es ähnlich geht, verbinden kann und von dem gerade wir Frauen viel öfter Gebrauch machen sollten.
Act like a dude – falsche Vorbilder
Auch mediale Narrative in Popsongs oder Netflixserien prägen unsere Vorstellung arbeitender Frauen. „Das Motiv der arbeitenden Frau zieht sich durch die Popkultur und bietet großes Identifikationspotenzial“, bestätigt Bogner. Doch Achtung: Auch hier ist kritisches Hinterfragen wichtig! Oft steckt hinter den vermeintlich feministischen „Girlbosses“ erneut ein patriarchales Denken, gepaart mit Machtgeilheit, kapitalistischer Definition von Erfolg und letztlich der Angst vor „zu viel Feminismus“ und davor, nicht gemocht zu werden.
The future is ... solidarisch!
Obwohl die Sachlage frustrierend ist, ist es wichtig, sich zu fragen: Was muss passieren, damit es besser wird? Girlbosses sind doch nicht die Lösung aller Probleme, sich ohne Outcome abzuarbeiten ebenso nicht. Was bleibt, ist der solidarische Zusammenhalt. Bogner ermutigt: „Ich verlange von niemandem, morgen eine feministische Revolution am Arbeitsmarkt anzuzetteln (aber dagegen habe ich natürlich auch nichts). Aber vielleicht können wir gemeinsam damit beginnen, uns nicht länger zufriedenzugeben, uns nicht mehr mit Schuldzuweisungen abspeisen zu lassen, die uns dazu bringen, bis zum Burnout an uns selbst zu arbeiten, während sich am bestehenden System wenig bis gar nichts ändert.“