Work-Mum-Balance

So funktioniert Karriere mit Kind

16.01.2023

Kind und Karriere – wie geht das? Wir haben drei erfolgreiche Working Mums gefragt, wie sie ihren Alltag meistern, ihren Kids liebevolle Mamis sind und dabei selbst nicht zu kurz kommen. 

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Manche Frauen wollen Karriere machen. Manche Frauen wollen Kinder bekommen. Und manche Frauen wollen beides. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in vielen Fällen allerdings nach wie vor eine große Herausforderung. Den Organisationswahnsinn, das ständige Hin und Her und die (dezente) Panik, die aufsteigt, wenn die lieben Kleinen ausgerechnet vor einem besonders wichtigen Termin wieder einmal krank werden, kennen arbeitende Mamas (und natürlich auch Papas) wohl zur Genüge.

Entweder-oder?

Immer noch sind es meist Frauen, die vor die Entscheidung Kind oder Karriere gestellt werden. Doch muss es wirklich ein Entweder-oder sein? Und gibt es ein Erfolgsgeheimnis, um Kind und Beruf – trotz aller Herausforderungen – unter einen Hut zu bringen? Drei Power-Mamas UND Karriere-Ladys verraten uns ihre Gedanken. Was die drei sonst noch gemeinsam haben? Sie arbeiten mit Menschen – in gebenden Berufen, in denen sie tagtäglich für andere da sind.

Kristina Worseg, Patchwork-Mum und Zahnärztin

Kristina Worseg (35) gibt als Zahnärztin, Unternehmerin und dreifache Mutter (Nicolas, 7, & Elena, 6, aus ihrer Ehe mit Dr. Artur Worseg; Paris, 17, brachte der Schönheitschirurg mit in die Beziehung) alles. Dass das nicht immer einfach ist, verrät die Working Mum hier.

Viele Frauen haben immer noch Sorge, Kind und Karriere nicht vereinbaren zu können – wie ging es Ihnen?
Kristina Worseg: Ich habe meine Kinder mit 28 und 29 Jahren bekommen und hatte zwei Jahre davor meinen Ehemann kennengelernt. Hätten wir nicht den Altersunterschied von 27 Jahren, wäre das Thema Kinder für mich erst später relevant geworden. Kinder waren für mich nicht so ein Must-have, das Must-have für mich war die Karriere. Ich habe dann aber bei meinem Mann gesehen, wie er das als Alleinerzieher mit Kindermädchen und Au-Pair managt und dachte: So muss es für mich auch gehen. Aber ich habe das Thema immer mit viel Respekt betrachtet, denn schlussendlich kannst du hundert Kindermädchen haben, die Letztverantwortung trägst du als Mama.
Wie managen Sie nun Kinder, Job und etwas Freiraum etwa für das Tanzen?
Worseg: Als Selbstständige habe ich es natürlich etwas einfacher als Mütter, die angestellt sind. Aber mein Wochenrhythmus ist sehr straff. Ich habe das Glück, dass ich einen Partner habe, allerdings ist er noch weniger zu Hause als ich – folglich bleibt die Letztverantwortung bei mir. Ich wechsle oft den Tagesrhythmus: entweder ich bin sehr lange in der Arbeit, oft bis nach Mitternacht – dafür bin ich am nächsten Tag am Nachmittag zu Hause und gehe dann mit den Kindern schlafen. Ich lebe also sehr arrhythmisch, damit ich meine Ordination und meine Firma am Laufen halten kann. Die Zeit für mich und meinen Sport ist leider sehr rar geworden. Wenn ich es schaffe, dann maximal zwei Mal pro Woche ins Fitness-Center oder einmal davon zum Tanzen zu gehen – das muss schon sehr gut eingeflochten werden in den Tagesplan. Denn das Wichtigste ist mir, wenn ich Zeit mit den Kindern verbringe, mich ganz darauf zu konzentrieren und im Idealfall den Flugmodus am Handy zu aktivieren. Das ist natürlich schwierig, wenn man selbstständig ist. Aber wenn man seine Rolle als Mama wahrnehmen und genießen möchte, muss man diese Zeit aktiv den Kindern widmen.
Welchen Rat würden Sie Frauen, die Mutter werden wollen, geben?
Worseg: Alles hundert Mal durchdenken, durchrechnen, noch drei Mal überprüfen und dann auf das Herz hören. Wenn es sagt: „Ich will ein Kind“, dann auf jeden Fall loslegen. Denn diese Liebe für ein Kind ist einzigartig und stärker als alles andere, was man als Frau empfinden kann. Dafür steckt man auch in der Karriere gerne ein bisschen zurück. Ich halte es für falsch zu sagen, dass man mit Kind die Karriereleiter genauso leicht hochklettern kann wie ohne Kind, weil einfach die zeitlichen und gedanklichen Ressourcen als Mutter gebunden sind.
Was war die bisher größte Herausforderung als Working Mum?
Worseg: Als ich mein Erstgeborenes nach 5 Wochen meiner Mama übergab und in die Ordination fuhr. Der Wiedereinstieg muss so schnell wie möglich passieren, sonst bist du weg vom Fenster. Das geht nur, wenn du jemanden hast, dem du 200-prozentig vertrauen kannst. Bei mir war das meine Mama. Wenn es geht, dass man ein bisschen länger zu Hause bleibt, ist das schön – aber letztlich ist es immer der größte Schmerz, wenn man das Kind das erste Mal jemand anderem überlässt.   

Sandra Käfer, Mutter und Pilates-Studio-Inhaberin  

Wenn man mit Menschen arbeitet, Verantwortung für sein eigenes Unternehmen und seine Mitarbeiter trägt, angehende Pilates-Trainer ausbildet und obendrein und vor allem noch Mama eines fünfjährigen Buben ist, so steht ein effizientes Zeitmanagement wohl ganz oben an der Tagesordnung. Sandra Käfer, Inhaberin des Studios „First Pilates“ (Mattersburg, Burgenland), Ausbildnerin für eine internationale Pilates-Schule und Präsidentin des Pilates Verbands Austria, dar­über, wie wichtig es ist, im Alltag bewusst Familienzeit einzuplanen UND als Mutter im Job seinen eigenen Weg zu gehen.

Wie strukturieren und managen Sie Ihren Alltag mit Kind?
Sandra Käfer: Als selbstständige Unternehmerin sind Organisation und Struktur grundsätzlich seit eh und je wesentlich für mich. Als ich mit 40 meinen lieben Sohn Finn bekam, musste ich im Zeitmanagement dann aber doch einiges umkrempeln (lacht). Ich arbeite heute nicht mehr so wie früher den ganzen, sondern nur mehr den halben Tag. So habe ich mehr Zeit für und mit Finn. Nicht zu arbeiten kam nie in Frage für mich, es musste also eine lebbare Balance zwischen Job und Privatleben her. Bis zum Nachmittag besucht Finn den Kindergarten; mein Mann, Finns Großeltern und ein Netzwerk aus lieben Freunden helfen, wenn ich etwa an den Wochenende Kurse halte oder Events veranstalte.
Was sollte sich im Hinblick auf Mutterschaft und Job generell verändern?
Käfer: Immer noch werden Mütter viel zu oft entwertet oder sogar verurteilt, wenn sie ihrer Karriere nachgehen und sich beruflich weiterentwickeln möchten. Manche Mütter wollen oder müssen arbeiten, in jedem Fall ist das eine individuelle und sehr persönliche Entscheidung. Ich halte es für ganz wichtig, dass junge Mütter für sich selbst einstehen und das tun, was ihnen wichtig ist – auch mit Kind, auch im Job.
Was hat sich für Sie verändert, als Sie Mutter wurden?
Käfer: Mama zu werden hat mir definitiv geholfen, eine für mich passende und gesunde Work-Life-Balance zu finden. Außerdem hat mein Leben durch Finn mehr Tiefgang bekommen. Meine Prioritäten haben sich verschoben, meine Einstellung zu Dingen, Situationen und Entscheidungen hat sich verändert. Ich bin gelassener und entspannter geworden – im Berufsleben und im Umgang mit meinen Mitmenschen.
Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis als glückliche Working Mum?
Käfer: Zeit mit dem eigenen Kind gibt einem niemand zurück. Sie ist, so denke ich, kostbarer als jeder noch so tolle Job, jede noch so vielversprechende berufliche Gelegenheit. Ich empfinde es als wichtig, die eigenen Grenzen und Kapazitäten realistisch ein- und abzuschätzen, sodass die Zeit mit dem eigenen Kind nicht auf der Strecke bleibt. Natürlich gibt es manchmal stressigere und dichtere Phasen. Am Ende des Tages ist jedoch alles eine Frage der Organisation – und auch der Selbsteinschätzung.

Erika Heimhilcher, Single Mum und Hebamme  

Spontaneinsätze, Rufbereitschaft, Nachtdienste, vollster Einsatz und vollste Konzentration – Erika Heimhilcher kümmert sich tagtäglich liebevoll und kompetent um werdende bzw. frischgebackene Mamas und ihre Babys. Ihren sechsjährigen Sohn zieht sie alleine groß.

Welche Situationen fordern Sie im Alltag besonders heraus?
Erika Heimhilcher: Wenn ich mitten in der Nacht zu einer Geburt gerufen werde und darum bangen muss, dass die Babysitterin das Handy hört, werde ich nervös. Besonders schwer fällt es mir, meinen Sohn bei jemand anderen zu lassen, wenn er krank ist – auch wenn ich weiß, dass er in guten Händen ist. Ich kann nie vorhersehen, wie lange eine Geburt dauern wird und wann ich wieder zu Hause bin. Als Alleinerzieherin muss ich generell sehr gut organisiert und während meiner Rufbereitschaft für alle Eventualitäten gewappnet sein. Zuverlässige und flexible Babysitterinnen sind da sehr wichtig. Kurzfristige Anfragen zu etwa einem Diensttausch sind meist unmöglich – oft habe ich deswegen meinem Team gegenüber ein schlechtes Gewissen.
Wie tanken Sie selbst Kraft?
Heimhilcher: Sport ist für mich der beste Ausgleich zu meinem Alltag. Hier schöpfe ich Energie. Meine Sporteinheiten trage ich mir schon zwei Wochen im Voraus als fixe Termine in den Kalender ein. Wir Mamas bzw. Frauen tendieren nämlich leider häufig dazu, uns zuerst um andere zu kümmern. Um glücklich und zufrieden zu sein und nicht selbst auf der Strecke zu bleiben, ist es allerdings wichtig, sich bewusst Freiräume zu schaffen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, sich selbst regelmäßig etwas Gutes zu tun und sich ein gutes Netzwerk aufzubauen, auf das man sich verlassen kann.
Was sollte sich auf gesellschaftlicher Ebene in puncto Vereinbarkeit von Kind und Karriere verändern?
Heimhilcher: Ich habe das Gefühl, dass es heutzutage schon noch ein Entweder-oder ist – vor allem für Frauen. Hat man diese Frage schon jemals einem Mann gestellt? Ich glaube nicht. Die Einstellung und Strukturen der Gesellschaft und Arbeitswelt sollten sich grundlegend ändern, sodass sich die Frage Kind oder Karriere gar nicht mehr stellt und Frauen nicht mehr vor diese Entscheidung gestellt werden. Denn das eine schließt das andere nicht aus. Es braucht mehr Offenheit dem Thema gegenüber, modernere Modelle, ein grundsätzliches Umdenken.
Was hat sich (zum Positiven) verändert, seit Sie selbst Mama sind?
Heimhilcher: Meine Prioritäten haben sich verschoben, ich schätze die kleinen Dinge im Leben heute viel mehr als früher. Vielleicht kommt das aber auch mit dem Alter (lacht). Auf der anderen Seite mache ich mir allerdings auch viel mehr Gedanken über Zukunftsthemen, wie etwa Klima und Politik. Ich wünsche mir eine friedliche Welt für meinen Sohn, der es einmal gut haben soll. Trotz aller Herausforderungen und trotz des alltäglichen Organisationswahnsinns bin ich jeden Tag für mein gesundes Kind dankbar. Denn ich weiß, dass genau das bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist. 

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