Im besten Alter

Birgit Schrowange: "Ab einem gewissen Alter spiegelt sich alles Innere im Gesicht wider"

27.11.2024

„So viel Lust zu leben“ heißt eines ihrer Bücher über ihr Lebensmotto. Mit 66 Jahren beweist TV-Ikone, Autorin und Werbe-Star Birgit Schrowange im MADONNA-Fotoshooting und -Gespräch, dass Best Aging kein Mythos ist.  

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© Kernmayer
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Als „Sahnehäubchenzeit“ bezeichnet sie die Lebensphase, die Birgit Schrowange gerade in vollen Zügen genießt. Mit 66 Jahren macht der ehemalige RTL-„Extra“-Star nur noch das, „was mich wirklich erfüllt“. Im letzten Jahr heiratete die Mutter eines 24-jährigen Sohnes (aus der Beziehung mit Markus Lanz) zum ersten Mal. Mit Frank Spothelfer reist sie durch die Welt, wirbt für Adler Mode, Naturkosmetik von Biovolen und das Medizintechnik-Unternehmen Viromed – und trägt wichtige Botschaften an Frauen – jedes Alters – hinaus.

Sie waren die erste Moderatorin im deutschen TV, die mit ungefärbten, grauen Haaren vor der Kamera stand, und sorgten damit für Furore. Warum haben Sie sich damals dafür entschieden?
Birgit Schrowange: Ich finde weiße Haare einfach schön – das hatte also gar nichts damit zu tun, dass ich zu meinem Alter stehe. Ich finde diese ganze Diskussion über Frauen mit weißen Haaren einfach lächerlich. Meine männlichen Kollegen hat noch nie jemand gefragt, warum sie sich nicht die Haare färben und wie sie sich mit weißen Haaren vor der Kamera fühlen.

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Ich finde, bei Frauen wie auch bei Männern: Wenn einem weiße Haare gut stehen, ist das doch super. Schon mit 35 hatte ich erste graue Strähnen, die ich auch nicht färben ließ. Bis mein damaliger Chef sagte: „Kannst du dir nicht mal die Haare färben?“ Damals dachte ich: „Solange er nicht verlangt, dass ich mir die Lippen aufspritze, ist das ja kein Problem.“ Also habe ich die Haare gefärbt. Bis ich im Rahmen der Show „This Time Next Year“ die Chance ergriff und zu meiner natürlichen Haarfarbe zurückkehrte. Und plötzlich fanden das alle super.

Gab es auch böse Kommentare?
Schrowange: Ja klar, auf Facebook haben manche geschrieben: „Die sieht aus wie eine Oma.“ So what?! (lacht)

Mit 66 sagen Sie: „Ich mache nur noch das, was mich erfüllt.“ Was erfüllt Sie?
Schrowange: Nach über 40 Jahren vor der Kamera und 25 Jahren bei „Extra“ habe ich gesagt: „So jetzt reicht‘s.“ Ich finde, man muss auch wissen, wann man zu gehen hat. Wir kennen das alle, in der Rush-Hour des Lebens, zwischen 30 und 60, hat man so vieles zu tun, dass man gar nicht dazu kommt, durchzuatmen. Deshalb mache ich jetzt, wo das möglich ist, nur noch das, was mir Spaß macht.

Das sind zum Teil öffentliche Auftritte, Interviews oder Shootings wie dieses, vielleicht mache ich auch nochmal ein neues Buch, ich engagiere mich im sozialen Bereich... Und ansonsten darf man in meinem Alter auch mal Muse haben und nichts tun. Das Schöne ist, ich habe jetzt auch mal Zeit, Freundschaften zu pflegen, mit meinem Sohn zusammen zu sein, Reisen zu machen und meine Ehe zu genießen.

Ist der Schritt aus dem Rampenlicht dennoch etwas schwergefallen?
Schrowange: Natürlich ist das nicht ganz so einfach, aber das Leben besteht ja zu einem Großteil aus dem Loslassen. Man muss seine Jugend loslassen, seine Kinder – und eben auch die Karriere. Aber ich wollte diesen Zeitpunkt unbedingt selbst bestimmen.

Sie betonen immer wieder, wie wichtig Ihnen stets Ihre finanzielle Unabhängigkeit war. Etwas, das Sie auch anderen Frauen nun näherbringen möchten...
Schrowange: Auf jeden Fall. Ich war niemals von einem Mann abhängig. Ich bin 1958 in einem kleinen Dorf im Sauerland geboren worden und habe als Kind gesehen, wie Frauen ihre Männer um Geld fragen mussten. Da habe ich mir immer gedacht: „Das wird mir nie passieren!“ Deshalb auch meine Botschaft an junge Frauen, sich finanziell auf eigene Beine zu stellen.

Natürlich ist das nicht immer einfach – etwa wenn man Kinder bekommt. Aber dafür muss man eine Regelung finden. Armut ist weiblich, Teilzeitarbeit führt zu weniger Rente – und Frauen sagen ganz oft: „Von Finanzen habe ich keine Ahnung, das macht mein Mann.“ Das darf nicht sein – deshalb meine Message: Leute, kümmert Euch um Euer Geld! Man kann sich heutzutage so gut informieren und wirklich selbst dafür sorgen.

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Das Thema Best Aging ist nun ja in aller Munde, Ageism herrscht aber immer noch in vielen Branchen. Wie offen ist unsere Gesellschaft wirklich für das Thema Älterwerden?
Schrowange: Ich glaube, da hat sich schon einiges verändert. Früher waren Frauen in meinem Alter überhaupt nicht sichtbar. Die wurden schlichtweg übersehen. Ab 45 warst du früher als Frau beim Fernsehen raus. Heute gibt es so viele tolle Frauen, die von sich reden machen, modeln oder vor der Kamera stehen. Es hat sich also schon vieles zum Positiven verändert und gerade auch beim Fernsehen wird auf Diversität gesetzt. Ich halte es auch für wichtig, alle Gesellschaftsschichten in den Medien abzubilden – schließlich werden wir ja auch alle immer älter. Es ist doch wichtig, dass wir uns vertreten fühlen.

Es wird einem auch immer einfacher gemacht, jünger auszusehen als man ist. Was tun Sie dafür?
Schrowange: Ich sage immer: Ab einem gewissen Alter kommt das Innere nach außen. Ab 40 bist du für dein Gesicht selbst verantwortlich – da spiegelt sich alles wider: Neid, Missgunst... Ich habe das selbst erlebt, als ich als junge Frau zum Fernsehen kam und die älteren Kolleginnen alle Angst hatten, dass ich ihnen die Butter vom Brot nehmen würde. Dabei ist doch die Torte groß genug für alle! Deshalb habe ich mir immer geschworen, stets Unterstützerin von jungen Frauen zu sein. Und mein Schönheitstipp lautet, in Würde alt zu werden und zu sich zu stehen. Natürlich bin ich auch eitel. Wenn meine weißen Haare nicht gut aussehen würden, würde ich sie bestimmt nicht so tragen. Und woran ich mich halte, ist, immer Sonnenschutz aufzutragen, Bewegung zu machen und mich halbwegs gesund zu ernähren.

Die Liebe macht zweifelsohne auch schön. Sie haben kürzlich geheiratet...

Schrowange: Genau: Sex gehört auch dazu! (lacht) Ich habe immer gesagt, ich werde erst mit 65 heiraten. Tatsächlich habe ich drei Heiratsanträge von anderen Männern in der Vergangenheit bekommen, die ich nicht angenommen habe. Aber bei ihm bin ich sicher. Ich glaube an das späte Glück!   

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