Im großen Interview
Christina Lugner über Krebs: "Wäre damit nie an die Öffentlichkeit gegangen"
16.06.2024Auch wenn sie bei ihrer Geburtstags-Party wieder strahlen konnte, hat die Brustkrebs-Diagnose vor fünf Jahren ihre Spuren hinterlassen. Christina Lugner über die schlimmste Zeit ihres Lebens.
Zwischen Schlagzeilen über ihre neue Liebe, den deutschen Millionär Ernst Prost (67), der illustren Hochzeit ihres Ex-Mannes Richard Lugner (91), der geheimen Trauung ihrer Tochter Jacqueline (30) und ihrer alljährlich zahlreich besuchten Geburtstagssause an der Alten Donau sorgte Christina Lugner letzte Woche für Nachrichten, die es über niemanden geben sollte, jedoch Realität tausender Frauen ist. Egal, ob prominent oder nicht prominent, die Diagnose Brustkrebs ist für jeden lebensverändernd.
So auch für die 59-jährige „Mausi“, wie die Society Christina Lugner seit ihrer Ehe mit „Mörtel“ nennt. Im Dezember 2018 zog ein Anruf des Diagnosezentrums ihr den Boden unter den Füßen davon. Das MADONNA-Interview über ihr spätes Outing und die Folgen ihres Kampfes um ihr Leben.
Warum haben Sie jetzt erstmals über Ihre Krebserkrankung gesprochen?
Christina Lugner: Ich wäre damit niemals an die Öffentlichkeit gegangen, wenn ich nicht geleakt worden wäre. Bereits vor zwei Jahren wurde ich im Rahmen von Dreharbeiten darauf angesprochen. Damals habe ich den Dreh heulend abgebrochen. Im Zuge des ganzen aktuellen Medienhypes erhielt ich nun einen Anruf, dass man die Geschichte jetzt bringen will. Weshalb ich eigentlich spontan beschloss, nun selbst an die Öffentlichkeit zu gehen. Weil ich entscheiden wollte, was ich sage, wem und wie ich es erzähle. Das Ganze ist irrsinnig emotional für mich – wenn ich jetzt darüber spreche, muss ich aufpassen, dass ich nicht wieder anfange zu heulen...
Sie erhielten 2018 die Schockdiagnose...
Lugner: Ja, im Dezember 2018. Damals war ich wieder einmal von meinem zweiten – inzwischen – Ex-Mann verlassen worden und ich saß bei meinem lieben Freund Artur Worseg zum Botoxen und Plaudern. Unter anderem fragte Artur mich, ob ich bei der Vorsorgeuntersuchung war. Tatsächlich hatte ich am Vortag eine Mammographie gemacht und es schien alles in Ordnung zu sein. Artur meinte: „Mach doch bitte zusätzlich ein MRT, um sicher zu gehen.“ Als hätte er es gespürt! Eine halbe Stunde später verließ ich seine Ordination mit der Überweisung für ein MRT – als ich plötzlich einen Anruf vom Radiologen des Diagnosezentrums, Dr. Novak, erhielt. Es sei ihm etwas aufgefallen, dass er sich so schnell wie möglich anschauen möchte. Ich bin sofort hingefahren und er führte eine Sonografie durch. Zuerst fand er gar nichts – erst als ich mich aufsetzte, sagte er: „Jetzt hab ich es!“ Ein Tumor ganz oben am Ansatz der linken Brust – bösartig und äußerst aggressiv, wie sich nach der Biopsie, die sofort durchgeführt wurde, herausstellte.
Wie haben Sie auf den Schock reagiert?
Lugner: Ich bin in Tränen aufgelöst auf die Straße hinausgegangen und wusste zuerst gar nicht, was ich machen soll. Ich wollte weder meine Mutter, noch meine Tochter anrufen, weshalb ich meine Freundin Jeannine Schiller, der es damals noch gut ging, angerufen habe. Sie hat super reagiert und gesagt: „Am besten, du fährst sofort zurück zu Artur und besprichst das mit ihm.“ Er hat mir dann Dr. Florian Fitzal vermittelt, der – Entschuldigung für den Ausdruck, aber mir fällt kein anderer ein – den Scheißdreck rausgeholt hat. Mein Gynäkologe, Prof. Frigo, und Artur, der den Schnitt setzte und vernähte, waren auch bei der OP. Ich war also wirklich in den allerbesten Händen. Hätten sie alle nicht so schnell gehandelt, würde ich heute wohl nicht mehr leben.
Sie mussten sich dann auch einer Bestrahlungstherapie unterziehen. Wer waren Ihre Vertrauenspersonen in dieser Zeit?
Lugner: Meine Mutter und meine Tochter, die wirklich so großartige Stützen waren. Ohne die beiden hätte ich das nicht durchgestanden. Aber ich hätte mir auch zusätzlich psychologische Hilfe holen sollen. Das ist mein Rat an alle, denen so etwas widerfährt: Bitte holt Euch Hilfe! Ich glaube, ich habe das gar nie richtig verarbeitet. Diesen Schock der Diagnose, die OP, die Bestrahlung, die Nebenwirkungen...
Inwiefern wirkt sich das heute aus?
Lugner: Von der Bestrahlung und den Medikamenten, die ich immer noch nehmen muss, habe ich noch massiven Haarausfall, scheußliche Haut – sie hängt jetzt. Und ich schlafe keine Nacht durch ohne Hilfsmittel. Ich habe auch Depressionen. Ich versuche mit 5-HTP gegenzuwirken, manchmal gelingt es, aber schlafen kann ich ohne richtige Schlafmittel eigentlich nicht mehr.
Wusste Ihr Ex-Mann Richard Lugner von alledem?
Lugner: Zwei Wochen nach der OP fand eine Vorweihnachtsfeier statt, zu der ich ging. Wegen des Verbands sah ich aus wie Pamela Anderson, woraufhin Richard meinte: „Jetzt hast du es aber übertrieben!“ Er dachte, ich hatte ein Brust-Vergrößerung. Ich begann zu weinen und habe es ihm erzählt – und inständig angefleht, es für sich zu behalten. Das allerallererste Mal in seinem Leben hat er wirklich dicht gehalten – das rechne ich ihm bis heute hoch an.
Sie mussten ja zu den Bestrahlungen ins AKH – hat man Sie dort nicht erkannt?
Lugner: Das war so nett, man hat mir dort immer Termine kurz vor der Mittagspause gegeben, damit keiner mehr da ist. Und ich habe mich auch so angezogen, dass man mich nicht sofort erkennt. Nur einmal hat mich ein Mann vom Fahrtendienst angesprochen, gedrückt und gesagt: „Frau Lugner, ich weiß, was das bedeutet, ich sehe jeden Tag Patientinnen wie sie. Ich wünsche Ihnen alles Gute.“ (fängt an zu weinen) Das war so berührend.
Nun ist kürzlich ein neuer Mann in Ihr Leben getreten. Haben Sie sofort offen mit ihm über Ihre Erkrankung gesprochen?
Lugner: Ernst hat mich natürlich gefragt, was da passiert ist, als er zum ersten Mal meine Narbe sah. Man sieht die ja ganz deutlich. Da weinte ich natürlich Niagarafälle... Wie gesagt, ich kann eigentlich bis heute nicht darüber sprechen, ohne, dass mir die Tränen kommen.