Sturm nach der Ruhe
Christina Stürmer: "Ich habe nach Veränderung gelechzt"
23.03.2024Austropop-Königin Christina Stürmer legt wieder los. Mit MTV Unplugged, neuem Job als Platten-Chefin und dem privaten Interview.
Christina Stürmer feiert mit der CD „MTV Unplugged in Wien“ das Austropop-Comeback des Jahres. Nach sechs Jahren Pause, in der sie nur mit Tochter Lotta, Platz 3 bei „Masked Singer“ und einem Werbe-Deal mit Lidl von sich hören ließ, bewegt sie wieder die Herzen. Und das erstmals als eigene Chefin: Stürmer hat jetzt nämlich ihre eigene Plattenfirma „Ich lebe Records“ gegründet. Das MADONNA-Interview über den Neustart, das Ambros-Duett und die erste Tour ohne ihren Oliver.
Sie sind nun Ihr eigener Plattenboss...
Christina Stürmer: Ich habe nach Veränderung gelechzt. Es hat mich wahnsinnig gereizt, wenn man wegen jedem Furz nachfragen musste. Auch was man auf Social Media postet. Deshalb hat bei mir alles innerlich geschrien: Selber machen!
Sie müssen jetzt aber nicht wie Taylor Swift hergehen und alle Songs neu aufnehmen?
Stürmer: Darüber habe ich schon nachgedacht. Denn eigentlich finde ich das schon spannend. Auch weil die Stimme ja ganz anders klingt.
Für Ihr „MTV-Unplugged“ haben Sie die Songs ja bereits neu aufgenommen.
Stürmer: Genau. Da habe ich jetzt auch die Masterrechte (lacht). Das ist ein Ritterschlag. Denn das steht für Qualität.
Ihr Ambros-Duett „Du bist wia de Wintasun“ bewegt die Herzen...
Stürmer: Mich haben selbst die Lehrer meiner Tochter Marina darauf angesprochen: „Das ist so emotional und so berührend.“ Ich habe schon bei der Aufnahme gewusst: das ist ein magischer Moment! Wenn Ambros was leiwand findet, dann ist es auch leiwand.
Ist das für Sie ein Neustart?
Stürmer: Es fühlt sich durch das eigene Label wie ein Neustart an. Mit den alten Nummern.
Ab April gehen Sie damit auch auf Tour.
Stürmer: Gegenüber der CD wird es anders. Auch weil Oliver daheim bleibt.
Der bleibt bei den Kindern?
Stürmer: Ja. Der bleibt bei den Kindern. Marina hat leider Schule. Die kann ich nicht rausnehmen.
Und Lotta ist noch zu klein? Kennt sie Mama überhaupt als Popstar?
Stürmer: Doch, manchmal hat sie sich Sachen im Fernsehen anschauen dürfen. Aber sie war noch nie mit auf Tour. Nur bei „Masked Singer“ war sie dabei. Aber sie darf aus Fairness-Gründen nicht mitfahren. Das könnte man jetzt natürlich so sehen: die Marina hat auch einmal mitfahren dürfen, jetzt darf die Lotta. Aber ich glaube dann hätten wir eine Familien-Krise Deluxe. Wenn die Marina daheim bleiben und in die Schule gehen muss – und die Lotta darf im Bus mitfahren. Nein! Nein! Wir haben uns schon Gedanken gemacht, als Lotta noch im Bauch war, wie wir das in Zukunft handhaben. Weil es ist ein Aberglaube, dass die Oma und der Opa immer Zeit haben werden. Wobei sie natürlich immer sagen. „Wir haben ja eh Zeit.“
Das sagen doch alle Großeltern...
Stürmer: Wenn wir im Sommer an den Wochenenden unterwegs sind, dann ist es okay, wenn sie bei Oma und Opa sind. Aber jetzt sind wir drei Wochen am Stück auf Tour und wir wollen, dass da entweder Mama und Papa da sind. Und da das ganze Christina Stürmer heißt, kann ich ja kaum daheimbleiben.
Das erste Mal, dass er nicht mitspielt?
Stürmer: Ja. Außer bei „Night of The Proms“ oder bei TV-Auftritten. Da ist er auch daheim geblieben. Aber er hat gerade reichlich zu tun. Im Studio. Da geht er gerade sehr auf. Was uns natürlich allen hilft: Oliver war nie der Typ, der im Rampenlicht stehen muss. Er spielt gerne Gitarre und er spielt super Gitarre, aber er ist eher ein introvertierter Mensch. Es gibt Ersatz. Der ist vom Typ sehr ähnlich. Das war mir auch sehr wichtig.
Wer hat den Ersatz-Gitarristen ausgesucht? Sie oder Oliver?
Stürmer: Oliver. Das ist jemand, der gut reinpasst in die Band. Es wird sicher sehr spannend. Für die drei daheim wird es super werden. Die werden eine tolle Zeit haben, wenn ihnen einmal die Mama nicht reinpfuscht.
Sind Sie denn so streng?
Stürmer: Ich finde schon. (lacht) Nein, mir sind manche Dinge wichtig und manche Dinge weniger wichtig. So wie bei allen Eltern. Jeder, der Kinder hat, weiß es: Wenn beide Eltern daheim sind, dann ist mehr Chaos, als wenn nur einer allein mit ihnen ist.
Weil sie versuchen Mama und Papa gegeneinander auszuspielen?
Stürmer: Nein, das nicht. Aber ich glaube, es ist prinzipiell so: wenn Kinder merken, dass Erwachsene zum Spielen da sind, dann wird das ausgenützt. Und wenn nur einer allein da ist, dann muss man die Energie ein bisschen einteilen. Für mich wird es auch spannend. Weil ich ja noch nie so lange weg war von ihnen. Bei der Promo-Tour waren es jetzt mal fünf Tage. Das war okay. Weil man ja auch immer etwas zu tun hatte.
Und abends mit den Kindern zoomen?
Stürmer: Ja, genau! Oder auch schon tagsüber. Video-Telefonie. Aber drei Wochen... das wird schon spannend. Als Marina auf die Welt kam und wir dann ziemlich bald auf Tour gegangen sind, gab es viel Gegenwind. Von wegen Rabenmutter. Das wird es jetzt wahrscheinlich auch heißen: „Wie kann ich nur so schlimm sein und das Kind beim Vater lassen.“ (lacht) Ich denke, unseren Kindern geht es wahnsinnig gut. Andere Väter gehen arbeiten und sehen ihre Kinder unter der Woche oft nur beim Schlafen. Wir sehen unsere Kinder wahnsinnig oft und sie uns auch. Jetzt muss ich für diese drei Wochen halt reinbeißen.