Homestory

Daheim wie einst bei Sisi und Franzl

31.08.2009

Traum-Ausblick: Wenn Komponist Sylvester Levay mit Frau Monika beim Frühstücksitzt, dann genießen beide den freien Blick auf den Schlosspark von Schönbrunn.

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Um in einem Schloss zu residieren, ist ein Adelsprädikat heutzutage längst keine Voraussetzung mehr. Vielmehr ein gewisser Hang zum Alten, zur Tradition – und zur Geschichte.Sylvester und Monika Levay wohnen in einer der schönsten und bekanntesten Schlossanlagen aus der k. u. k.-Zeit – im Schloss Schönbrunn.

Gut 150 Quadratmeter hat das Ehepaar vor vielen Jahren „über einen günstigen Umstand“ angemietet und ist heute noch glücklich, an diesem Ort wohnen zu können. Sylvester Levay gehört zu den ganz großen Musical-Komponisten der Gegenwart: Elisabeth, Mozart und auch Rebecca haben in dieser Wohnung das Licht der Welt erblickt. Monika Levay ist eine leidenschaftliche Sammlerin von Antikem und Geschichtsträchtigem – vor allem von Sisi-Devotionalien. Mit großer Freude veranstaltet sie auch regelmäßig Sisi-Ausstellungen mit Kleidern, Schmuck und anderen Erinnerungen an die legendäre Kaiserin in der ganzen Welt. Doch wer glaubt, dass Monika und Sylvester Levay selbst wie in einem Museum residieren, der irrt. „In einem Ausstellungsraum wollen wir nicht leben. Es soll funktionell und gemütlich sein.“ So beschreiben die beiden ihren eigenen Wohnstil. Freilich: Die Antiquitäten spielen beim Einrichten trotzdem eine gewichtige Rolle.

Über lange Gänge, großzügige Stiegenhäuser und vorbei an den Touristenschlangen zieht sich der lange Weg zur Levay’schen Wohnung durch das Schloss Schönbrunn. Mit einem herzlichen Händedruck öffnet der Hausherr die Tür und gibt den Blick auf das wohnliche Vorzimmer frei. Dahinter folgt ein kleinerer Salon – gediegen mit klassischen Sitzgarnituren und ausgesuchten antiken Möbeln ausgestattet. So manche persönliche Erinnerung an das eigenen Leben darf natürlich nicht fehlen: Ein Plakat einer Welturaufführung hier, eine Ehrung da oder ein Kerzenständer dort.

Auch wenn die Deckenhöhe sehr zur Überraschung nur dem Standardmaß eines Wiener Altbaus entspricht, so verbreitet dieser erste Blick durchaus etwas Majestätisches – und macht neugierig auf mehr. Vom sprichwörtlichen Hofhalten kann in diesem Haushalt jedoch gar keine Rede sein. Dafür geben sich die beiden Schlossbewohner viel zu einladend: „Wir haben unsere Wohnung für uns ausgestattet und richten uns nicht nach dem Geschmack der anderen“, lautet dementsprechend auch deren Wohncredo. Mit großer Liebe zum Detail haben sich Monika und Sylvester Levay ein heimeliges und doch repräsentatives Zuhause geschaffen. Ein überzeugender Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit, frei von modischen Zwängen.

Schon wird Kaffee in einem traumhaften alten Service aufgetragen und gemütlich sitzt man in der Sofa-Ecke des großen Wohnzimmers zusammen und plaudert. „Als wir Anfang der 90er-Jahre zur Weltpremiere von Elisabeth hier eingezogen sind, hätten wir nie vermutet, dass wir diese Wohnung über so viele Jahre behalten würden.“ Es war der überwältigende Erfolg dieses Musicals, der das Ehepaar Levay zu überzeugten Bürgern Wiens werden ließ. Oder war es doch die Schlosswohnung?

Der große Wohnsalon besticht durch eine fast quadratische Raumgröße. Obwohl es nur ein Fenster gibt, wirkt dieses Zimmer hell und lichtdurchflutet. Das Geheimnis: Große, antike Spiegel an den Wänden sorgen für eine natürliche Beleuchtung. Auch bei Möblierung wurde mit Bedacht vorgegangen: Zum massiven Flügel aus einer Wiener Manufaktur wurden kleinere Möbel der unterschiedlichsten Stile ausgesucht: 19. Jahrhundert, Louis Seize und sogar modern – zumindest was das Entstehungsdatum betrifft.
„Meinen Komponier-Tisch hat mein Bruder entworfen und auch gebaut“, erzählt Sylvester Levay voller Stolz und präsentiert die kleinen, verspielten Details dieses massiven dreiflügeligen Tisches. Kleine Schubläden etwa, die sich wie von Zauberhand auf einen Druck hin öffnen. Wo früher noch mit Bleistift und Notenpapier komponiert wurde, dominieren heute Hightech und Computer.

Direkt neben dem großen Komponiertisch befindet sich eine Art kleiner Beistelltisch in der gleichen modernistischen Machart. Der Komponist erklärt: „Das ist der Arbeitstisch von Michael Kunze (der Texter seiner Musicals, Anm.). Hier können wir beide perfekt gemeinsam arbeiten und jeder hat trotzdem seinen eigenen Platz.“ Monika Levay bringt es auf den Punkt: „Zu viele Möbel können einen Raum töten. Ich versuche, für ein kreatives Umfeld zu sorgen.“ Nachsatz: „Dazu gehört auch, für das leibliche Wohl während der stundenlangen Komponier-Stunden Sorge zu tragen.“

Trotz seiner repräsentativen Züge wirkt dieser Wohnsalon ausgesprochen gemütlich und fügt sich nahtlos in das großartige Ambiente des bombastischen Schlosses ein, ohne schwülstig oder kitschig zu wirken.
Als wahres Wohnparadies präsentiert sich das Schlafzimmer in dieser eleganten Wohnung: Boudoir, Fernsehzimmer, Schlafraum und Bibliothek zugleich. Zwei wertvolle Luster von Lobmeyr wurden eigens für die Wohnung angeschafft. „Ursprünglich sollten sie im Wohnzimmer hängen“, erzählt Sylvester Levay, „doch die negative Gewichtsprobe an den Deckenbalken im Wohnzimmer zwang zum Umdenken. „Also haben wir uns kurzerhand entschlossen, die Luster im Schlafzimmer zu montieren.“

Auch in diesem Raum finden sich wieder geschickt ausgewählte Möbel der unterschiedlichsten Stilrichtungen und ergeben ein heimeliges Ganzes. Für eine angenehme Lichtstimmung sorgen ausgewählte Tischlampen, teils aus Messing, teils aus Porzellan, die mit ihren großen Stoffschirmen für weiches Licht sorgen.

Bleibt schließlich nur noch der Blick in die Küche: ein kleiner, eher unscheinbarer Raum, der jedoch durch das große Dekorationsgeschick von Monika Levay wieder seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat. Eine gemütliche Sitzecke darf auch in dieser Wohnküche nicht fehlen. Diese wird auch von den Freunden und Besuchern immer wieder gern geschätzt – besonders, wenn Monika Levay den Kochlöffel schwingt. Nur das Frühstück nimmt das Paar am liebsten im Schlafzimmer ein. Kein Wunder, denn vom dem kleinen Tisch vor dem Fenster haben die Levays einen traumhaften Blick auf die Gloriette. Kann denn ein Tag besser anfangen?

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