Star-Kickerinnen

Die Powerfrauen des SK Rapid im Talk über ihren Weg im Fußballsport

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125 Jahre nach Vereinsgründung des SK Rapid erobern Frauen die Männerdomäne auf dem Hütteldorfer Grün. Wir trafen Cheftrainerin Katja Gürtler & Mittelfeldspielerin Sandrina Haupt zum Talk.  

Im vergangenen Februar war es endlich soweit! Der SK Rapid gab den Startschuss für das Training des ersten Frauenteams der legendären Hütteldorfer. Unter der Leitung von Cheftrainerin Katja Gürtler (35) geben die Kickerinnen – derzeit noch nebenberuflich – alles, um in die Bundesliga aufzusteigen.

Frau Gürtler, Sie starteten Ihre Fußballkarriere 1995, als Frauen auf dem Fußballfeld noch eher belächelt wurden. Wie haben Sie das damals erlebt?
Katja Gürtler: Ich kam durch meinen Vater und meinen Bruder zum Fußball, habe bis zu meinem 14. Lebensjahr bei den Burschen gespielt, dann kam ich direkt zum SV Neulengbach. Es gab damals keine Mädchenteams, daher musste man direkt in den Erwachsenenbereich wechseln, was nicht einfach war,, weil man als junges Mädchen natürlich andere Voraussetzungen hat als erwachsenen Spielerinnen. Umgekehrt war es damals möglich, schon als 14-Jährige in der Bundesliga Fuß zu fassen. Natürlich ist man als Fußballerin schon aufgefallen, wurde oft darauf angesprochen, aber ich habe das nie negativ erlebt.

Wie erleben Sie das heute, Sandrina?
Sandrina Haupt: Begonnen habe ich ganz ähnlich wie Katja – durch meinen Bruder. Er hat mit 16 Jahren aufgehört, ich spiele noch immer. (lacht) Mit 14 muss man ja in ein Frauenteam wechseln – das war schon eine harte Umstellung.

In ihrer Freizeit geben die Powerfrauen alles, um bald in die Bundesliga aufzusteigen.  

In ihrer Freizeit geben die Powerfrauen alles, um bald in die Bundesliga aufzusteigen.  

© Johannes Kernmayer
× In ihrer Freizeit geben die Powerfrauen alles, um bald in die Bundesliga aufzusteigen.  

Spielen Frauen so anders als Männer?
Haupt: Bei den Burschen war das Spiel vielleicht zwar schneller, aber körperbetonter spielen Frauen.
Gürtler: Vor allem, wenn sie älter sind und allein schon vom Körperbau anders konstituiert sind.

Ihr Ziel ist es natürlich, in die Bundesliga aufzusteigen – hauptberuflich können Sie aber noch nicht vom Fußballspielen leben. Wie lässt sich das Training mit einem Job vereinbaren?
Haupt: Ich arbeite 40 Stunden als Elementarpädagogin im Kindergarten. Von den Zeiten her geht es sich gottseidank gut aus, dass ich es rechtzeitig zum Training schaffe. Aber viel Zeit für etwas anderes bleibt bei drei Mal Training pro Woche und den Matches am Wochenende nicht mehr. Aber wenn man so ein Ziel verfolgt, macht man das gerne.

Katja, Sie arbeiten jetzt hauptberuflich als Trainerin...
Gürtler: Ich hatte das Glück, nach meinem Studium in der Marketingabteilung des SK Rapids arbeiten zu können. Das hat perfekt gepasst. Nach fünf Jahren habe ich zwei Kinder bekommen und war drei Jahre in Karenz. In dieser Zeit habe ich die Trainerausbildung gemacht – und so kam es, dass ich – nach Trainerinnen-Stationen beim SV Neulengbach dem ÖFB – nun zu Rapid zurückgekehrt bin.

Diese Rolle muss einem liegen – was macht eine gute Trainerin aus?
Gürtler: Man muss fachlich kompetent sein und es hilft einem, wenn man viel Spielerfahrung hat. Man darf nicht auf jeden kleinen Gefühlsausbruch etwas geben – früher habe ich mir alles viel mehr zu Herzen genommen. Man muss das große Ganze im Blick haben – und das Wichtigste ist, ehrlich, offen und klar zu kommunizieren – auch wenn man mal harte Kritik üben muss.

Das Frauenteam trainiert seit Februar drei Mal pro Woche. 

Das Frauenteam trainiert seit Februar drei Mal pro Woche. 

© Johannes Kernmayer
× Das Frauenteam trainiert seit Februar drei Mal pro Woche. 

Ist es besser, eine Frau als Trainerin zu haben?
Haupt: Ich hatte früher mehr männliche Trainer als weibliche, aber ich habe wirklich sehr positive Erfahrungen gemacht und würde es mir nicht anders wünschen als es jetzt ist. Wobei es nicht stimmt, dass Frauen unbedingt besser wissen, wie Frauen denken. Ich hatte auch männliche Trainer, die sehr empathisch waren. Das ist Charaktersache.

Viele Sportlerinnen empfinden Frauenthemen im Wettkampf – wie die Menstruation – immer noch als Tabuthema. Ist das im Fußball auch so?
Gürtler: Ich glaube das hängt nicht vom Sport oder vom Trainer ab, sondern von der Gesellschaft. In meiner Zeit als junge Spielerin war das allgemein ein Tabuthema. Heute wird die Gesellschaft zum Glück offener und damit auch der Spitzensport.

Sie schreiben als erstes Rapid Frauenteam Geschichte. Erhöht das den Druck?
Haupt: Es ist auf jeden Fall eine große Ehre. Beim ersten Match auf einem kleinen Platz hatten wir über 800 Zuseher:innen, das war unglaublich. Als wir aus der Kabine kamen, hatten wir alle Gänsehaut. Wir sind schon mächtig stolz, dass wir das jetzt machen können – und deshalb zählt für uns auch nicht, ob und was wir kriegen, sondern dass wir für Rapid Geschichte schreiben wollen.
Gürtler: Das Schöne ist auch, dass der gesamte Verein hinter uns steht. Manchmal ist der Frauenfußball ja so eine Insel – das ist bei uns nicht der Fall. Wir haben sehr viel Austausch mit den männlichen Kollegen und die Abteilungen in der Organisation arbeiten übergreifend für alle Teams. Das halte ich für wichtig, um richtig starten zu können.

War es so gesehen gut, dass man so lange mit der Gründung des Frauenteams gewartet hat?
Gürtler: Das vielleicht nicht (lacht), aber das Gute ist, dass jetzt wirklich alle dahinterstehen und ein professionelles Fundament vorhanden ist.

Wird der Frauenfußball je den gleichen Stellenwert haben wie jener der Männer?

Haupt: In Österreich fehlt dazu noch sehr viel an Marketing, Werbung, mediale Präsenz.

Gürtler: Es ist nun leider einmal so, dass man im Frauensport zuerst viel in Vorleistung treten muss, um dann etwas zurückzubekommen. Aber das Problem ist natürlich auch der mangelnde Nachwuchs bei den Mädchen. Was sich hoffentlich dadurch ändern wird, dass die wichtigsten Klubs nun alle Frauenteams haben – und damit das Interesse größer wird. Wir geben jedenfalls alles dafür.

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