Unternehmerin, Extremsportlerin und Aktivistin Heather Mills im großen MADONNA x MODE WIEN-Shooting und im Talk über ihr Leben am Limit.
Erfolgreiche Vegan-Food-Unternehmerin, Aktivistin, Autorin, Entwicklerin von Prothesen, um Menschen, die ebenso von einer Amputation betroffen sind wie sie selbst, ein neues Lebensgefühl zu schenken, liebevolle Mutter, Extremsportlerin und mit 166 km/h ungebrochene Rekordhalterin im Speed Ski-Fahren mit Beinprothese ... Heather Mills (56) ist so viel mehr als das ehemalige Model, das einst als Ex-Frau von Beatles-Star Paul McCartney durch die Gazetten ging. Die Britin hat noch viel Schlimmeres hinter sich, als ihr Bein im Alter von 25 Jahren verloren zu haben, wie sie selbst im MADONNA-Talk im Rahmen ihres Besuchs des Wiener Juristenballs und des Fotoshootings in MODE WIEN-Couture erzählt. Das beeindruckende Gespräch.
Mit einem bein steht Mills, die seit ihrem 25. Lebensjahr eine Beinprothese trägt, fester im Leben als manch anderer mit zwei.
Look von epic-couture.com
Sie waren kürzlich am Wiener Juristenball – sind Sie auch abseits solcher Anlässe eine leidenschaftliche Tänzerin?
Heather Mills: Ich liebe es zu tanzen! Wenn ich mit meinen Freundinnen ausgehe, dann gehen wir meist tanzen. Und ich habe ja auch bei der Charity-Show von „Dancing with the Stars“ mitgemacht – vor allem, um Menschen mit Behinderung zu zeigen, dass alles möglich ist.
Sie haben ja sogar an „Dancing on Ice“ teilgenommen ...
Mills: Ja, das war noch viel härter! Ich habe damals im Internet nach Eiskunstläufer:innen gesucht, die trotz Amputation eistanzen. Und ich habe nur eine einzige Frau gefunden, die bereits Goldmedaillengewinnerin war, bevor sie ihr Bein verlor. Sie hielt es für unmöglich, dass ich das lernen kann. Aber ich wusste: Ich will das und ich kann das! Ich bin oft hingefallen und habe mir auch Knochen gebrochen, aber ich habe es geschafft.
Tanzen zählt zu den Lieblings-Hobbys der Mutter einer 20-jährigen Tochter.
Hier tanzt sie in MODE WIEN-Couture von pollsiri.at.
„Alles ist möglich“ dürfte Ihr Credo sein. Seit wann haben Sie dieses Mindset?
Mills: Absolut! Das hatte ich eigentlich immer schon – ich glaube, so bin ich geboren. Es passieren Dinge in deinem Leben, die dich entweder zerstören – oder dich stärker machen. In meinem Leben ist vieles passiert, und alles hat mich Stück für Stück stärker gemacht. Je älter ich werde, desto weniger Angst habe ich. Wobei ich von Haus aus sehr furchtlos war. Vielleicht, weil ich schon eine schreckliche Kindheit hatte. Ich hatte einen furchtbaren Vater, meine Mutter hat uns verlassen, als ich neun Jahre alt war, mein Vater kam ins Gefängnis, als ich 12 war. Dann kam meine Mutter zurück, doch sie und ihr neuer Freund hatten kein Interesse daran, Kinder zu haben. Also bin ich von zu Hause abgehauen. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich habe in so vielen Kriegsgebieten gearbeitet – ich war in Jugoslawien, als damals der Krieg begann, habe Charity-Arbeit im Irak und Afghanistan geleistet ... Wenn du siehst, wie schnell das Leben vorbei sein kann, warum solltest du dann noch vor irgendetwas anderem Angst haben?
1993 verloren Sie Ihr linkes Bein, nachdem Sie von einem Polizei-Motorrad angefahren worden waren. War das nicht das Schrecklichste in Ihrem Leben?
Mills: Wie gesagt, ich habe so vieles erlebt ... Etwa in der Zeit, in der ich für den Speed-Ski-Weltrekord trainiert habe, als ich 47 war, litt ich an Lyme-Borreliose, die meinen Magen zerstörte. Ich konnte mich drei Jahre lang nur flüssig ernähren, weil ich nichts anderes behalten konnte. Man wollte mir den halben Magen entfernen. Aber ich wollte das nicht. Also habe ich begonnen zu studieren, um zu analysieren, woran ich wirklich leide und worauf ich konkret allergisch bin. Ich habe dann auch eine Ernährungsstudie mit anderen Menschen durchgeführt, weil es mich immer schon extrem interessiert hat, was Ernährung mit unserem Körper macht.
Abgesehen von einer gesunden Ernährung, lieben Sie auch Sport. Wobei Sie neben Laufen, Radfahren, Rollerblading, Schwimmen einen Rekord im Skifahren gebrochen haben. Wie kam es dazu?
Mills: Ich habe mit 25 Jahren Skifahren gelernt, als ich noch zwei Beine hatte. Später bin ich mit meinem damaligen Ehemann gefahren, aber es hat ihm nicht gefallen, dass ich besser gefahren bin als er. Deshalb gingen wir nicht mehr Ski fahren. Er war so unsicher. (lacht) Nachdem ich bei „Dancing on Ice“ teilgenommen hatte, bekam ich 2010 eine Einladung auf den Mölltaler Gletscher. Als ich zurückfliegen wollte, brach der isländische Vulkan aus und alle Flüge wurden gecancelt. Die Einzigen, die da oben gerade trainierten, waren Marcel Hirscher, Felix Neureuther und Ivica Kostelic – sie haben mir dann das Skifahren richtig beigebracht und das Feuer dafür in mir entfacht. Sie sagten zu mir, dass ich das Talent hätte, Skirennläuferin zu werden. Also habe ich zwei Jahre lang trainiert – und schließlich mit 166 km/h den Rekord im Speed Ski mit einer Beinprothese gebrochen.
Seit vielen Jahren hat die Britin ein Chalet in Schladming. Im Jänner besuchte sie den Juristenball in Wien.
Hier in Pollsiri; pollsiri.at
Sie haben eine 20-jährige Tochter. Was sagt sie zu Ihren waghalsigen Aktionen?
Mills: Sie ist sehr stolz auf mich. Aber sie meidet die Öffentlichkeit. Sie war mir immer dankbar dafür, dass mir ihre Privatsphäre stets heilig war. Weil sie weiß, wie hoch der Preis ist, prominent zu sein.
Sie sind eine so starke Frau, was wünschen Sie sich zum Weltfrauentag?
Mills: Ich wünsche mir, dass die Welt den Frauen mehr Gehör schenkt. Sie denken anders, aber leider wird die Welt immer noch von Männern regiert. Wir brauchen Empowerment von Frauen – mit der Unterstützung von starken Männern, die keine Angst vor uns haben. Klar, nicht alle Frauen sind perfekt – ebenso wenig wie alle Männer perfekt sind. Aber ich glaube, Frauen sind eher perfekt als Männer. (lacht)
Das gesamte Interview finden Sie in der MADONNA Premium Ausgabe vom 2. März, 2024