Joseph Vilsmaier über seinen Film

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Für "Nanga Parbat" hat es den deutschen Filmemacher Joseph Vilsmaier zum ersten Mal in den Himalaya verschlagen.

Und dann gleich mit Reinhold Messner und 1,5 Tonnen Equipment. Über die Faszination des Extrembergsteigens, sein Bild vom umstrittenen Todeshergang Günther Messners und seine Pläne am Wiener Zentralfriedhof sprach Vilsmaier im APA-Interview.

APA: Mit Reinhold Messner und einem Filmteam zum Nanga Parbat zu reisen, ist ja selbst schon eine richtige Himalaya-Expedition...

Joseph Vilsmaier: Allerdings. 1,5 Tonnen Equipment zum Basislager bringen, mit den Hubschraubern auf über 7.000 Meter und hoffen, dass das Wetter mitspielt, man kann sich das kaum vorstellen. Wir hatten viel Glück und haben mit unserem Budget von 6.350.000 Euro eigentlich wenig ausgegeben - für den Aufwand. Der Reinhold Messner hat sehr viel Wert daraufgelegt, dass alles eins zu eins ist, jede Flanke von den Berg musste genau stimmen. Drei Kamerateams haben wir am Berg abgesetzt und dann gezittert, dass es sich ausgeht, die wieder alle abzuholen. Der Wetterumschwung geht da wahnsinnig schnell, dadurch hatten wir aber auch unglaubliche Aufnahmen. Bei der einen Szene würde man sagen, dieser Mond, das ist ja unrealistisch. Aber das war der Mond. Ohne irgendeine andere Beleuchtung.

APA: Konnten Sie die Faszination des Extrembergsteigens in solchen Momenten nachvollziehen?

Vilsmaier: Als ich das erste Mal dort war, hab ich gedacht, die müssen irgendwie nicht ganz dicht sein, da rauf zu steigen. Wenn ich an unsere Berge denke, dann sind die zuerst einmal schön. Aber der Nanga Parbat ist furchterregend. Pausenlos die Lawinen, aus Eis und aus Stein, das hat man den ganzen Tag in den Ohren. Aber natürlich auch eine Schönheit bis zum Gehtnichtmehr. Wenn ich 25 wäre und mich herausfordern will, könnte ich mir das schon vorstellen - bloß bin ich nicht für das Steigen gemacht, weil ich kann nicht in die Tiefe schauen. Und die Extrembergsteiger, die tun ja keinem was zuleide, machen das nur für sich und jammern auch nicht. Gehen in dem Bewusstsein da hoch, zu 50 Prozent komm ich nicht mehr herunter.

APA: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit einem so extremen Menschen?

Vilsmaier: Das ist ein echter Ausnahmemensch. Da muss etwas mental so stark sein, das habe ich überhaupt noch nie gesehen. Am Tag, wo wir zusammengepackt haben, da ist er in der Früh um vier mit seinem Sohn auf einen 6.000er und am Nachmittag um fünf war er wieder da. Aber in der Arbeit ist er ganz einfach. Ich werde immer gefragt, ob wir gestritten haben, aber, so furchtbar das klingt, nicht einmal.

APA: Wie kam es dazu, gerade diese umstrittene Episode seines Lebens zu thematisieren?

Vilsmaier: 2004 hab ich einen Brief von ihm bekommen, ob ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen könnte. Ich wollte nicht mit ihm durch die Wüste Gobi oder zum Nordpol, sondern diese Geschichte. Ich konnte mich ja erinnern, wie das damals alles in der Öffentlichkeit war. Nun hab ich mir davon natürlich selbst ein Bild machen müssen und das ist ganz einfach: Ich kann keinem einen Vorwurf machen, wenn ich nicht dabei war. Ich hab das auch ihm gesagt: Vielleicht hast du gelogen, aber das ist dein Bier. Mir hat aber auch jeder Psychologe, der mit Bergsteigen zu tun hat, versichert: Dass er seinen Bruder im Stich gelassen hat, das gibt's nicht, ausgeschlossen.

APA: Sie selbst haben sich als Produzent, Regisseur und Kameramann ja auch ziemlich extreme Herausforderungen gestellt.

Vilsmaier: Das ist alles drei nicht so tragisch. Am Anfang ist ja nur die Finanzierung, das ist das Schwierigste und dann die Logistik und schauen, dass man auskommt mit dem Geld. Da ist es ganz gut, dass man das selbst alles im Kopf hat. Das macht mir nicht mehr Arbeit. Beim Drehen hab ich Spaß, vor allem dort in Pakistan waren die Leute so nett. Die Schafhirten, die haben wir dann im Anschluss nach Deutschland holen müssen, das war das Schwierigste überhaupt wegen der Ausreise. Haben ja gleich alle gesagt, Pakistan, Taliban - und dann waren sie irgendwann da, bei uns auf den Bergen mit ihrer Landes- und Stammestracht. Da haben die Leute schon geschaut.

APA: Die beiden Südtiroler Brüder werden im Film von den Deutschen Florian Stetter und Andreas Tobias gespielt, der Österreicher Karl Markovics gibt den Münchner Karl Maria Herrligkoffer...

Vilsmaier: Ja, man kriegt immer geschimpft, warum die nicht Mundart sprechen in solchen Filmen. Das versteh ich total, aber man will ja dass der Film sein Geld irgendwann auch wieder herinnen hat. Ich hab schon überlegt wegen Südtiroler Schauspielern, da hat es aber keinen gegeben und dann sind da auch drei Dialekte und ich krieg wieder in Berlin oder in Wien geschimpft. Man macht ja nicht für 100.000 Südtiroler einen Film.

APA: In Ihrem nächsten Projekt könnte man durchaus etwas Wienerisch hören. "Es lebe der Zentralfriedhof" soll der Film heißen.

Vilsmaier: Ich hab schon ein Drehbuch und auch schon mit den Wolfgang Ambros gesprochen, weil ich finde den Titel "Es lebe der Zentralfriedhof" einfach wahnsinnig. Damit soll der Film anfangen, es ist eine Schwarze Friedhofs-Komödie. Mein Wunschdarsteller wäre Ludwig Hirsch, mit dem hab ich auch schon geredet, dann noch Otto Schenk, Helmuth Lohner und ein paar Junge, die weiß ich noch nicht, werde wohl auch ein paar Deutsche nehmen müssen. Das Wienerische versteht man ja, außer einer legt wirklich los.

APA: Ein Bayer mit einem urwienerischen Thema?

Vilsmaier: Die Bayern, die Wiener, die Tiroler, so weit ist das dann auch nicht. Aber eine Spezialität von den Wienern oder vielleicht von den Österreichern ist mir schon aufgefallen - es geht irgendwie anders. Da ist noch viel mehr Menschlichkeit, man kann mit den Leuten einfach besser reden. Ich hab da jetzt schon ein paar heikle Sachen ganz einfach organisiert, naja, Zeitplan gibt's noch nicht, aber es schaut ganz gut aus.

(Das Gespräch führte Maria Handler/APA)

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