Schönheit ist ihr Geschäft – und ihre Passion. Die ehemalige Opernsängerin Judith Williams startete Ende der 1990er-Jahre ihre zweite Karriere, über die wir mit ihr beim Besuch in ihrer Beauty World in Innsbruck sprachen.
Als Wahl-Österreicherin kann man die Mutter zweier Töchter durchaus bezeichnen, schließlich befindet sich der Sitz ihres erfolgreichen Kosmetik-Unternehmens in Innsbruck, wo Williams im Labor ebenso mitwirkt, wie sie in der öffentlich zugänglichen Beauty World anzutreffen ist. Ebendort, wo man sich mit den Produkten der Judith Williams-Pflegelinien verwöhnen lassen kann, hat MADONNA die 52-jährige Powerlady, die am 30. August auch den MADONNA Beauty Day im Wiener MAK beehrt, besucht. Der Talk über ihre Karriere, Schönheitsgeheimnisse und warum sie für ihre Familie den Job auch mal hintanstellt.
Wir haben Sie in Ihrer Beauty World in Innsbruck getroffen – eine beeindruckende Welt der Schönheit. Wie kam es dazu, dass Sie sich in Tirol mit Ihrem Unternehmen etabliert haben – und was war Ihre Idee dahinter?
Judith Williams: Mein heutiges Unternehmen wurde vor 25 Jahren von Roland Kohl und Gerhard Kaiser gegründet. Roland Kohl ist heute Beiratsvorsitzender, Gerhard Kohl ist weiterhin einer der Geschäftsführer. Mit Tirol bin ich daher tief verbunden. Auch wenn ich damals zuerst als Marke dazugestoßen bin, bin ich später tiefer in die Cura miteingestiegen und bin heute Mehrheitsgesellschafterin.
Sie sind viel unterwegs – wie oft trifft man Judith Williams persönlich in der Beauty World an?
Williams: Mich trifft man häufig in der Beauty World an – welche Frau liebt es nicht, lange in einer Kosmetikwelt zu verweilen? (lacht)
Sie sind hier auch im Labor anzutreffen – wie kann man sich Ihre Arbeit im Unternehmen konkret vorstellen – abseits Ihrer öffentlichen Auftritte für das Label?
Williams: Im Labor findet der Austausch mit den Kollegen in Bezug auf Emulsionen, Wirkstoffe, Trends etc. statt. Hier geht es rein um die Wissenschaft und ich fungiere hier immer als Ratgeberin und Visionärin.
Rund 220 Mitarbeiter:innen hat Judith Williams bei Cura in Innsbruck. Neben dem Labor, wo die Pflegeprodukte entstehen, befindet sich dort auch die Beauty World, in der man sich von einem Profi-Team beraten lassen kann.
Denken Sie, würden Ihre Pflegelinien auch ohne Ihren Namen funktionieren bzw. wieso braucht das eine vice versa das andere?
Williams: Es gibt viele Marken, die ohne Persönlichkeits-Unterstützung auskommen, dafür stehen dann Models oder andere Celebrities vor der Kamera. Dass die Unternehmerin selbst dafür steht, erinnert natürlich etwas an Klaus Hipp – Marken funktionieren mit Persönlichkeitsmarke, aber niemals ohne Menschen.
Sie arbeiten für den deutschen und österreichischen Markt – unterscheiden sich die Märkte bzw. was macht die Arbeit in Österreich für Sie besonders schön?
Williams: Mir liegt die österreichische Mentalität sehr nah und Tirol ist für mich zur Heimat geworden. Die Natur ist unwiderstehlich und so fühle ich mich in Österreich außergewöhnlich wohl. Außerdem kann ich auch ein bisschen jodeln. (lacht)
Nun durften wir Sie in Ihr Labor begleiten – welche Neuheiten erwarten uns denn in nächster Zeit?
Williams: Es erwarten uns Neuheiten in der Hautpflege – ganz besonders Retinol, welches im November auf den Markt kommt. Außerdem haben wir Neuheiten in Sachen Volumen für die Lippen, das werden wir in der Magic Wonder Linie finden. Peptide bleiben ungebrochene Stars und sind eine echte Alternative für andere Schönheitsbehandlungen, die deutlich drastischer aussehen.
Stichwort Arbeitsumfeld und Teamwork: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Williams: Mein Führungsstil ist weltoffen, freiheitsliebend und respektvoll.
Wie groß ist Ihr Team und wie hoch ist der Frauenanteil? Legen Sie wert auf Diversität in Ihrem Team?
Williams: Wir sind in der Cura circa 220 Personen und liegen dabei bei einem Frauenanteil zwischen 75 und 80 Prozent. Ja, wir legen sehr großen Wert auf Diversität, das ist natürlich aber auch immer davon abhängig, wie viel Diversität uns angeboten wird.
Was können junge Unternehmerinnen von Ihnen lernen?
Williams: Für mich war es immer wichtig, ein gesundes Maß an Selbstreflexion zu behalten. Eine Vision zu haben, ist schön, aber ohne Strategie ist sie wertlos. Die Strategie ist extrem wichtig, um Ziele zu erreichen. Außerdem: Sei ein Mensch, denn die wichtigsten Dinge im Leben sind die zwischenmenschlichen.
Was können Sie umgekehrt von jungen Business-Einsteigerinnen lernen – bzw. was haben Sie schon von jungen Leuten – vielleicht auch Ihren Kindern – gelernt?
Williams: Unendlich viel! Ich lerne jeden Tag dazu. Das ist überhaupt das Aufregendste: Kinder zu haben, die dir deine Grenzen aufzeigen und du über deine Liebe zu ihnen hinauswächst. Junge Business-Einsteigerinnen begeistern mich auf vielfältigste Weise, ich bin täglich inspiriert durch sie.
Im letzten Jahr haben Sie aus privaten Gründen eine berufliche Pause bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ eingelegt – und sich um Ihre Mutter gekümmert. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, beruflich mal etwas leiser zu treten und vielleicht auch mal Verantwortung abzugeben?
Williams: Es ist grundsätzlich sehr wichtig, Verantwortung abzugeben und sich nicht im Mikro-Management zu verlieren. Wenn es um die Familie geht, bin ich sofort hands-on. Ich würde, wenn es darauf ankommt, für meine Mutter immer alles stehen und liegen lassen. Die Arbeit läuft nicht davon, das Leben und die geschenkte Zeit, die wir haben, aber schon. Schwer ist es mir überhaupt nicht gefallen. Diese Entscheidung stand schon immer für mich fest. Zum Glück ist mir meine liebe Mama noch länger geblieben, und von daher genießen wir heute jeden Augenblick und verbringen noch viel mehr Zeit zusammen.
Hands-on ist die Unternehmerin sofort, wenn es um ihre Familie geht.
Eine Karriere wie Ihre und ein glückliches Familienleben zu vereinbaren, ist bestimmt nicht ganz einfach: wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Williams: Das Erfolgsrezept ist: Step by Step. Habe Geduld und triff Entscheidungen nicht aus Ego- und Schein-Gründen, sondern wirklich aus dem Ruf der inneren Freude heraus.
Im September feiern Sie Ihren 53. Geburtstag – wie stehen Sie zum Älterwerden und was tun Sie – abgesehen von der Beauty-Routine mit Ihren Produkten – für Ihr Aussehen?
Williams: Bis jetzt merke ich noch nichts vom Älterwerden, aber ich bin mir sicher, das kommt auch noch. Damit werde ich mich dann gerne auseinandersetzen, denn alles im Leben hat seine Zeit. Ich versuche, in allen Bereichen ein gönnerhafter und positiver Mensch zu sein, betreibe tägliches Säubern meiner Gedanken und arbeite daran, diszipliniert an all meine Aussagen heranzugehen.
Sie haben ja in Ihrem Leben gleich mehrere Karrieren hingelegt – welche neuen, vielleicht wieder ganz anderen Herausforderungen würden Sie noch reizen?Williams: Der Coaching-Bereich würde mich tatsächlich auch noch sehr reizen.