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Katja Burkard: "Mit 60 wird alles besser!"

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Mehr Gelassenheit, 
Zufriedenheit & Toleranz: Deutschlands beliebte RTL-Moderatorin
Katja Burkard verrät anlässlich ihres 60. Geburtstags, wie wir möglichst glücklich und gesund älter und auch weiser werden. Das
Interview zu ihrem neuen Buch.

Kaum jemand nimmt es wohl ganz gelassen, wenn sich der 60er nähert. In den Köpfen vieler Frauen – und auch Männer – ist diese Zahl immer noch das große Schreckgespenst. Der Tenor: Jetzt bin ich endgültig alt, jetzt geht nichts mehr. „So ein Quatsch! Die Angst vor dem Sechziger ist unbegründet“, sagt Katja Burkard. Die sympathische deutsche Fernsehmoderatorin („Punkt 12“, RTL) hat ihren eigenen herannahenden Sechziger am 21. April zum Anlass genommen und ein Buch über das Älterwerden geschrieben. In „60 ist das neue 60 – Und warum es überhaupt nicht wehtut“ beleuchtet sie die schönen Seiten des Reiferwerdens anhand von Themen, die insbesondere Frauen in diesem Alter so umtreiben – darunter die Midlife-Crisis, das eigene Selbstbild, der Job, die Familie, Freundschaften, Körper und Gesundheit.

Neues Image für den 60er

Das durchgehende Credo: Wir sind nur so alt, wie wir uns fühlen! Ein Sechziger, an dem man gesund, glücklich und fit ist, sei ein absoluter Grund, zu feiern, so Burkard, die – O-Ton – „heute mehr bei sich selbst ist denn je zuvor“. In einem sehr persönlichen, klugen und humorvollen Interview haben wir mit ihr über ihre Lebensphilosophie, über Optimismus, Resilienz und Diskursfähigkeit gesprochen. Dinge, die wir gerade in der heutigen Zeit bestens gebrauchen können – ganz gleich, in welchem Alter.

RTL-Powerlady Katja Burkard

RTL-Powerlady Katja Burkard

© Stephan Pick
× RTL-Powerlady Katja Burkard

"Alles wird besser – außer das Bindegewebe. Und das ist vollkommen okay so.“ 

Warum fürchten sich so viele Menschen vor dem Älterwerden?
Katja Burkard: Wir wollen heutzutage älter, aber nicht alt werden. Viele Menschen empfinden nur die Jugend als begehrens- und erstrebenswert. Bitte entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, das ist ehrlicherweise idiotisch! Außerdem ist das Sechzig von früher nicht mit dem heutigen Sechzig zu vergleichen. So vielen von uns geht es wunderbar, der medizinische Fortschritt ist enorm, wir leben allgemein gesünder, machen Sport, achten auf uns. Meine Generation hat zudem enorm von der Frauenbewegung rund um die deutsche Feministin Alice Schwarzer profitiert. Für uns war es immer selbstverständlich, einen Beruf ausüben und gleichzeitig Kinder haben zu können. Wir mussten nicht mehr zu Hause bei den Kindern oder ein Leben lang mit einem Mann verheiratet bleiben. Wir hatten und haben die Chance auf ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben. Natürlich kann ich nicht für alle Frauen sprechen. Manche sind krank, alleine oder haben existenzielle Sorgen und Ängste. Das sind natürlich andere Voraussetzungen. 

Was ist das Schöne am Älterwerden?
Burkard: Mit 60 hat man so vieles erlebt, geschafft, gewuppt – das darf man ruhig feiern, anerkennen und sich selbst einmal auf die Schulter klopfen. Früher habe ich nie verstanden, wenn man mir erklärt hat, man werde mit dem Alter gelassener. „Wovon reden die eigentlich alle?“, habe ich mich gefragt. (lacht) Heute weiß ich genau, was damit gemeint war. Die Jahre bringen tatsächlich Gelassenheit und Ruhe mit sich. Ebenfalls sehr angenehm und praktisch ist natürlich, dass wir reiferen Frauen das Hormonchaos hinter uns haben – kein PMS und auch keine Beschwerden mehr aufgrund der Wechseljahre. 

Gibt es auch Herausforderungen?
Burkard: Natürlich! Die medizinische Studienlage ist eindeutig: Ab dem Sechziger steigt das Erkrankungsrisiko, gewisse altersbedingte Einschläge rücken näher. Hier gilt es, aktiv und bewusst gegenzusteuern. 

 Das Buch von Katja Burkard ist soeben im Blanvalet Verlag (um 19 Euro bei Thalia) erschienen. 

 Das Buch von Katja Burkard ist soeben im Blanvalet Verlag (um 19 Euro bei Thalia) erschienen. 

© Blanvalet Verlag
×  Das Buch von Katja Burkard ist soeben im Blanvalet Verlag (um 19 Euro bei Thalia) erschienen. 

"Ich bin froh darüber, wie gut ich heute Grenzen setzen kann." 

Inwiefern hat sich Ihr Selbstbild im Laufe der Jahre verändert?
Burkard: Erst vor kurzem habe ich mir ein Foto aus jungen Jahren angesehen: Mein Gott, habe ich toll ausgehen! Das Skurrile daran ist, dass ich damals nichts an mir toll fand. Ich hatte richtige Komplexe, war superkritisch mit mir selbst, konnte weder Lob annehmen, noch Erfolge genießen. Wie hübsch ich damals war, sehe ich leider erst heute. Und habe heute ein viel besseres Körpergefühl als mit knackigen 20. Einerseits schön, andererseits auch traurig. Deshalb wünsche ich mir, dass Mädchen und Frauen in jedem Alter ein gesundes Bild von sich selbst haben. Da müssen wir unbedingt hinkommen.

Haben junge Frauen generell eine überkritische Selbstwahrnehmung?
Burkard: Auf jeden Fall! Wir bewundern und verehren die Jugend – und während wir jung sind, schätzen wir sie gar nicht. Es ist schon verrückt, dass viele Frauen mit 60 ein besseres Körpergefühl als mit 30 haben. Dabei geht es aber bei weitem nicht nur um Äußerlichkeiten! Mein Fazit bis jetzt: Alles wird besser – außer das Bindegewebe. Was aber total ok ist. (lacht)

Haben sich Ihre Freundschaften und Beziehungen im Laufe der Jahre verändert?
Burkard: Definitiv! Als junge Frau war ich das, was man heute als People Pleaserin bezeichnet. Ich wollte nicht anecken, es allen recht machen, war sehr oft Kummerkastentante für mein Umfeld, habe die Schuld für alles, was vielleicht einmal nicht optimal lief, immer sofort bei mir gesucht. Furchtbar! Das kennen aber viele Frauen und dieses Verhalten wird man auch nicht von heute auf morgen los. Ich bin wirklich froh, dass ich heute richtig gut darin bin, gesunde Grenzen zu setzen und mich – sofern möglich – von Menschen, die mir nicht guttun, fernzuhalten.

Die Moderatorin 1999 mit ihren Kolleginnen Bärbel Schäfer, Frauke Ludowig und Barbara Eligmann (v. li.).  

Die Moderatorin 1999 mit ihren Kolleginnen Bärbel Schäfer, Frauke Ludowig und Barbara Eligmann (v. li.).  

© Ge
× Die Moderatorin 1999 mit ihren Kolleginnen Bärbel Schäfer, Frauke Ludowig und Barbara Eligmann (v. li.).  

"Es ist in Ordnung, einen Cut zu setzen!" 

Ihr diesbezügliches Erfolgsrezept?
Burkard: Wenn man spürt, dass man Situationen oder Beziehungen entwachsen ist, ist es wichtig und auch in Ordnung, irgendwann einen Cut zu setzen. Und zwar – und das ist das Ausschlaggebende –, ohne dabei zu kategorisieren, übereinander zu schimpfen oder einander zu entwerten. Nur weil ich mit einer Person in meinem Umfeld nicht mehr klarkomme, bedeutet das nicht, dass diese Person nicht liebenswert oder schlechter ist als ich. Es „matcht“ dann eben einfach nicht (mehr), wie man so schön sagt. Diese Erkenntnis macht es viel einfacher, die Menschen so sein zu lassen, wie sie eben sind – und zwar ohne Groll. Und bekanntlich hat das, was einen am anderen nervt, ja meistens auch einiges mit einem selbst zu tun. Mir hat diese Erkenntnis schon oft die Augen geöffnet. 

Ihr privates Glück fand Katja Burkard 1998 mit dem österreichischen Medienmanager Hans Mahr. 

Ihr privates Glück fand Katja Burkard 1998 mit dem österreichischen Medienmanager Hans Mahr. 

© Getty
× Ihr privates Glück fand Katja Burkard 1998 mit dem österreichischen Medienmanager Hans Mahr. 

"Natürlich habe auch ich die Weisheit nicht mit dem Löffel gegessen..."

Sie haben zwei Töchter im Alter von 17 und 23 Jahren. Was möchten Sie jungen Frauen in der heutigen Zeit mit auf den Weg geben?
Burkard: Ganz, ganz vieles! (lacht) Besonders am Herzen liegt mir, dass junge Frauen lernen, ihre Gefühle einzuordnen und die positiven Seiten des Lebens wertzuschätzen – auch dann, wenn nicht alles glatt läuft. Resilienz ist nicht jedem in die Wiege gelegt, den positiven Blick beziehungsweise die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel kann man jedoch trainieren. Als meine Töchter noch klein waren und sich abends bei mir über die Widrigkeiten des Schulalltags beschwert haben, habe ich sie immer dazu angehalten, zumindest auch fünf positive Erlebnisse aufzuzählen. Und wenn ich mir die beiden heute so ansehe, dann bin ich sehr stolz. Natürlich habe auch ich die Weisheit nicht mit dem Löffel gegessen. Aber ich habe gelernt, wie wichtig es ist, dass wir schon in jungen Jahren optimistisch, tolerant, offen und reflektiert sind.  

Interview: Lisa Türk

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