Unterstützung für Gewaltopfer

Letzter Ausweg Frauenhaus

31.08.2009

Martina Faymann präsentierte zum 30. Jubiläum der Wiener Frauenhäuser ein ergreifendes Buch über ­Gewalt gegen Frauen.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

„Am Anfang war ich sehr verliebt“ (19,90 Euro, Mandelbaum Verlag), Bild(c) FerrigatoEigentlich ist es eine Schande: Immer noch lauert die größte Gefahr für Frauen, ein Gewaltopfer zu werden, in der Familie. Seit 14 Jahren setzt sich Martina Faymann als Vorsitzende der Wiener Frauenhäuser ein, dass Frauen, die von ihren Männern gequält werden, eine Chance auf eine bessere Zukunft bekommen.

Frauen erzählen

In der Vorwoche feierten die Wiener Frauenhäuser ihr 30-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass präsentierte Martina Faymann das Buch Am Anfang war ich sehr verliebt. Der Reinerlös aus dem Verkauf (19,90 Euro) kommt den Wiener Frauenhäusern zugute. Im Buch berichten Frauen und Kinder, wie sie nach jahrelangem Martyrium im Frauenhaus endlich von den Männern loskamen und ein Leben ohne Angst führen konnten. Hier ein Auszug aus dem Buch, das betroffen und sehr nachdenklich macht:

Die besten Passagen aus dem Buch:
Ich habe immer viel gearbeitet und gut verdient, eine Zeit lang als Verpackerin, dann als Stubenmädchen und später in der Gastronomie (...) Mit meinen Kenntnissen wollte ich dann selbst etwas eröffnen! Mit meinem Mann hab ich dann ein Lokal gesucht und gefunden. „Zum Lustigen Fiaker“ hat es geheißen. Im ersten Jahr ging es sehr gut. Dann wurde ich schwanger. Ich war schockiert (...) Ich wollte eigentlich kein Kind mehr haben. In der Schwangerschaft habe ich von meinem Mann sehr viele Watschen bekommen, Tritte, an den Haaren gerissen, in den Bauch geschlagen, alles Mögliche (...) Auch vor Gästen hat mein Mann mich beschimpft, wenn ich bedient habe und mich jemand angeschaut hat. (...) Er war eifersüchtig. Krankhaft.

Oft hat er mich nicht nach Hause gehen lassen. Hinter dem Gastraum haben wir ein Zimmer gehabt, wo man schlafen konnte. Manchmal habe ich meine Kinder eine Woche oder länger nicht gesehen. Nur kurz nach Hause, Sachen holen, duschen, ich hatte oft keinen richtigen Kontakt mit ihnen. (...) Die Kinder haben oft gesehen: Wir kommen in der Nacht nach Hause, er streitet mit mir, er schlägt mich mit dem Gürtel, er drängt mich in eine Ecke, macht mir Schnitte mit dem Messer, reißt an meinen Haaren (...) Es war ein Horror!

Endlich weg
Bis vier in der Früh waren noch Gäste da, bis fünf sind noch welche gekommen. Er hat immer die Türe zugesperrt, wenn jemand gegangen ist. Einmal hat er es vergessen (...) Ich habe nur eine Weste angehabt, bin raus, bin gerannt durch die Straßen (...) Bei jedem Haustor hab ich versucht, ob es offen ist, damit ich mich verstecken kann. Ein Haustor war nicht versperrt. (...) Stundenlang bin ich im Keller gesessen und hab mir gedacht: Wo soll ich hin? Ich habe kein Geld, habe nichts!

Neustart im Frauenhaus
Wir kommen ins Frauenhaus – der erster Blick, die Kameras, die Türen! (...) Hier habe ich sehr viel Hilfe bekommen (...) Etwa drei Monate habe ich Medikamente genommen. Ich hatte Angstzustände. Ich habe immer geglaubt: Er ist hinter mir, er steht hinter mir. Und die Betreuerinnen haben gesagt: Niemand ist hinter dir, WIR sind hinter dir. Bei den Betreuerinnen hab ich frei von der Seele gesprochen, was ich mir dachte. Ohne Scham. Und nachher war mir viel leichter, irgendwie war ich ruhiger.

Solange ich bei ihm war, war ich wie eine Sklavin. Im Frauenhaus haben sie sich sehr bemüht um uns, es war sehr schön für mich und die Kinder. Wir erinnern uns oft und ich hab gesagt: Gott sei Dank, dass es so etwas gibt!

Frauenhäuser nach Bundesland
Noch mehr Informationen: Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser

Zur Vollversion des Artikels