Ihr Hormon-Check
Power Hormone für Frauen
16.11.2009
Über 100 Botenstoffe regeln unser Leben. Zwei Top-Gynäkologen verraten, welche Hormone wann wichtig sind.
Man sagt ihnen wahre Wunder nach: Hormone sollen uns jung halten, Glücksgefühle erzeugen oder unser Immunsystem intakt halten.
Lebenswichtig
Ohne Hormone könnten wir nicht leben. Die chemischen Botenstoffe sind die Regisseure unseres Lebens. Dennoch agieren die Power-Stoffe nicht ganz unabhängig: Faktoren wie Gene, Sport, Stress, Ernährung oder Alter wirken sich auf unseren Hormonhaushalt aus.
Wir wollten daher wissen: Welche Hormone spielen eine zentrale Rolle in den unterschiedlichen Lebensphasen einer Frau? „Junge Frauen zwischen 25 und 35 Jahren sollten besonders darauf achten, ihre Schilddrüse mit genügend Jod (in jodiertem Speisesalz oder Meerestieren) zu versorgen“, rät der Wiener Endokrinologe und Lebensstil-Coach Christian Matthai vom Wiener Frauengesundheitszentrum Woman and Health. Denn: Fast jede dritte Frau in diesem Alter produziert zu wenig Schilddrüsenhormone. „Das kann sich negativ auf den Kinderwunsch oder auf die Figur auswirken“, so Matthai.
Abends keine Pasta
Ab 40 rücken drei weitere Hormone ins Zentrum des Interesses: Wenn der Spiegel des „Schlafhormons“ Melatonin sinkt und immer weniger Wachstumshormone produziert werden, kann dies zu Schlafstörungen, verstärkter Fältchenbildung oder zu vermehrter Fetteinlagerung führen. „Vor allem, wenn noch viel Stress im Spiel ist. Denn das Stresshormon Cortisol fördert im Speziellen die Zunahme des Bauchfettes“, weiß Matthai. Er rät Frauen in den 40ern daher, auf Zwischenmahlzeiten und Kohlenhydrate zum Abendessen (wie Pasta, Reis, Kartoffeln) zu verzichten: „So kommt es wieder zu einem Anstieg der körpereigen Wachstumshormone.“
Auch wenn Ihnen der Östrogen-Abbau in den Wechseljahren zu schaffen macht, gibt es Abhilfe. Frauenarzt Johannes Seidel: „Richtig eingesetzt müssen Frauen keine Angst vor Hormonbehandlungen haben.“ Und bei leichten Beschwerden gibt es bewährte pflanzliche Hilfen.
Was sind eigentlich Hormone?
Hormone wurden erst in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entdeckt. Sie übermitteln innerhalb eines Lebewesens Informationen von einem Organ zum anderen, ähnlich wie es auch Nerven tun. Im Vergleich zu Nerven geht der Informationsfluss durch Hormone vergleichsweise langsam von statten.
Gebildet werden Hormone in den speziellen Drüsenzellen der verschiedenen Organe. Einen Einfluss auf unseren Hormonhaushalt haben Alter, Ernährung, Sport, Stress oder die Tageszeit.
Auf der nächsten Seite geht es weiter: Hormone mit 25, 40 und 50 plus
Hormone mit 25 plus
Hormon-Status: Eine Top-Phase: Die weiblichen Sexualhormone sind stabil wie nie zuvor. Die Regel kommt pünktlich und das Immunsystem arbeitet mit voller Kraft. Dennoch nimmt die Produktion des Wachstumshormons schon ab 25 Jahren kontinuierlich ab und erste Fältchen zeigen sich. Und: 33 Prozent aller Frauen leiden an einer Unterfunktion der Schilddrüse.
Tipps: „Achten Sie darauf, Ihre Schilddrüse mit genügend Jod zu versorgen. Viele Frauen wissen nicht, dass sie an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden. Das kann in Bezug auf den Kinderwunsch oder die Figur zum Problem werden“, erklärt Hormon-Experte Matthai. Tipp: 8 bis 12 Gramm jodiertes Meersalz pro Tag essen! Für eine ausgeglichene Stimmungslage: „Reichlich Vitamin B6 (in Lachs, Vollkorn) und Magnesium (in grünem Gemüse) konsumieren. Das beugt auch Regelschmerzen vor.“ Sport fördert die Produktion von Glückshormonen und beugt Osteoporose vor.
Hormone mit 40 plus
Hormon-Status: Bis Mitte 40 gibt es bei den meisten Frauen keinen echten Hormonmangel. Dennoch geraten als Vorboten der Wechseljahre die Sexualhormone Östrogen und Gestagen bisweilen ins Schwanken. Dadurch sinkt auch der Spiegel des „Schlafhormons“ Melatonin, das die „innere Uhr“ des Menschen reguliert und am Alterungsprozess beteiligt ist. Wer zu wenig schläft, hat auch eine erhöhte Konzentration des Stresshormons Cortisol im Blut.
Tipps: „Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und Entspannungsphasen. Das Stresshormon Cortisol fördert nämlich auch die Zunahme von Bauchfett“, weiß Experte Matthai. Jetzt werden auch weniger Wachstumshormone gebildet – mit ein Grund, warum Muskelmasse ab- und Fett aufgebaut wird. Erste Hilfe: „Auf Zwischenmahlzeiten und abends auf Kohlenhydrate (Brot, Pasta) verzichten!“ Für guten Schlaf: Techniken wie Yoga lernen!
Hormone mit 50 plus
Hormon-Status: So stark und begehrenswert wie heute waren Frauen im Klimakterium noch nie. Dennoch hat jede dritte auch Probleme mit dieser Lebensphase: Wenn das Zusammenspiel der Sexualhormone aus dem Takt gerät, sind oft Hitzewallungen, depressive Verstimmungen oder vermehrte Faltenbildung die Folge.
Tipps: „Bei leichten Wechselbeschwerden können pflanzliche Hormone in ausreichender Dosierung (mindestens 80 mg Isoflavone aus Rotklee oder Soja pro Tag) helfen“, erklärt Gynäkologe Johannes Seidel. Diese sogenannten Phytoöstrogene schützen zudem vor Herz-Kreislauferkrankungen und verbessern die Haut- und Haarqualität. Bei starken Wechselbeschwerden hilft nur die Hormonersatztherapie (sofern keine Gegenanzeigen wie erhöhtes Brustkrebsrisiko bestehen).
Bild: (c) Bieniek, Fally
Hormon-Experten. Dr. Johannes Seidel, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe (rechts) und Dr. Christian Matthai, Gynäkologe mit Schwerpunkt Endokrinologie und Ernährung. Info: www.womanandhealth.at