Leben mit VdB
Präsidentengattin Doris Schmidauer gewährt private Einblicke
09.03.2025Zum Weltfrauentag präsentiert Doris Schmidauer, Ehefrau von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, ihre Biografie – in der es jedoch mehr um jene Frauen geht, die sie prägten, als um sie selbst. Aber die Powerlady gewährt auch selten private Einblicke in ihr Familien- und Eheleben!
Leidenschaftliche Managerin und Motivatorin. An der Seite des Bundespräsidenten will sie auch ganz bewusst thematisch Akzente setzen.“ So wird Doris Schmidauer auf der Website von Alexander Van der Bellen (81) beschrieben – und von jenen, die sie kennen, auch wahrgenommen. Die Welt ein Stück besser zu machen, politisch interessiert und engagiert zu sein, war der ehemaligen Geschäftsführerin des Grünen Parlamentsklubs schon in jungen Jahren ein Anliegen. Über ihren persönlichen Weg als Ehefrau des (seit 2017) ersten Mannes im Staat, ihr Wirken als Feministin, ihr soziales Engagement, vor allem aber auch über bemerkenswerte Weggefährtinnen, erzählt die 61-Jährige nun in ihrem Buch „Land der Töchter zukunftsreich“.
Hier gewährt Doris Schmidauer Einblicke und wünscht sich nicht nur am Internationalen Weltfrauentag: „Frauensolidarität – füreinander da sein, einander unterstützen – ist unverzichtbar!“

Doris Schmidauer über ihre Motivation, das Buch zu schreiben...
„Meine erste Reaktion, als mich der Verlag im Herbst 2023 kontaktiert hat, war: Wieso ein Buch über mich? Ich dachte dann über mögliche Beweggründe, Chancen und Ideen nach und vor allem an die vielen großartigen Projekte und die Frauen, die ich in den vergangenen Jahren – insbesondere, seit mein Mann zum Bundespräsidenten gewählt worden war – kennengelernt habe. Wäre das nicht eine gute Gelegenheit, einige von ihnen vor den Vorhang zu holen und damit nicht nur meine Geschichte, sondern auch ihre zu erzählen? Darüber zu berichten und damit auch den Frauen in Österreich eine Bühne zu geben, das fand ich spannend.
... über ihre Rolle als „First Lady“
„Für die Funktion der sogenannten First Lady gibt es keine Jobbeschreibung. Ich überlegte mir aber in der Anfangszeit gut, wie ich diese Rolle positiv gestalten konnte. Aufgaben der Partnerin des Bundespräsidenten – einen Partner gab es bis dato ja noch nie – kommen in der Verfassung nicht vor und sind auch sonst nirgends definiert. Die Partnerin oder der Partner des österreichischen Staatsoberhaupts bekleidet kein offizielles Amt. Es ist eine ehrenamtliche Tätigkeit. In dieser Funktion übernimmt man dennoch eine ganze Reihe an Aufgaben und Auftritten, wenn man dazu bereit ist. Und ist gleichzeitig auch mit unterschiedlichen Erwartungen konfrontiert. Ich begleite meinen Mann bei öffentlichen Anlässen im In- und Ausland und trete auch bei Veranstaltungen von gemeinnützigen Organisationen und Initiativen auf. Besonders positiv empfinde ich die Überparteilichkeit als Maßstab für all meine Aktivitäten und Initiativen. Vielleicht weil ich viele Jahre in einer politischen Partei gearbeitet habe, sehe ich, was für einen Unterschied dies macht. Es zeigt, wie wichtig es ist, den eigenen Horizont zu erweitern und Grenzen im Kopf zu überwinden. Neben den öffentlichen Auftritten sehe ich meine Funktion vor allem darin, Menschen zusammenzubringen, speziell auch solche, die zuvor keinen Kontakt zueinander hatten. Weil es wichtig ist, offene Gesprächsrunden zu schaffen, haben wir dazu verschiedene Diskussionsformate entwickelt: kleine oder größere Runden, manchmal auch in einem informellen Rahmen.
… über ihre Idee, Brigitte Bierlein als erste Bundeskanzlerin ins Spiel zu bringen
„Es wurden unglaublich viele Krisengespräche geführt, meist bis tief in die Nacht hinein. An einem dieser Abende standen mein Mann und ich bei uns zu Hause in der Küche und besprachen den Tag. Er ist ein ausgesprochen geduldiger Mensch, einer, der gründlich nachdenkt, der keine voreiligen Schlüsse zieht, sondern möglichst vieles bedenkt, um nach gewissenhafter Abwägung die vernünftigste Entscheidung zu treffen. An diesem Abend aber war seine Geduld schon aufs Äußerste gefordert. […] Ich hörte ihm lange zu, dann hatte ich eine Idee: „Du hast doch bereits Brigitte Bierlein als Justizministerin erwogen. Sie ist eine hochkompetente Frau, die unangefochten an der Spitze des Verfassungsgerichtshofs steht. Warum fragst du sie nicht, ob sie bereit wäre, Bundeskanzlerin zu werden?“ Mit dieser Option im Kopf ging mein Mann am nächsten Tag in sein Büro und besprach sich mit seinem Team.“
… den Rat, den Sie ihrem jüngeren Ich gibt
„Wenn es etwas gibt, das ich meinem jüngeren Ich rückblickend gerne mitgeben würde, dann wäre das nur ein kurzer Satz: Trau dich! Dieses „Trau dich, sei selbstbewusst und trau dir zu, dich in die erste Reihe zu stellen”, das würde ich am liebsten bereits der Schülerin, die ich einmal war, laut zurufen. Ich sehe mich dabei selbst, wie ich als Teenagerin von meinem Elternhaus den Hügel hinunter zum Bahnhof laufe, um den Zug zur Schule zu erwischen. Im Winter, wenn unser Städtchen oft ganz zugeschneit war, blieb mir nichts anderes übrig, als auf dem Hosenboden den Hügel hinunterzurutschen. Sonst hätte ich den Zug verpasst. Es mag eigenartig klingen, aber dieser Mut, sich bewusst ganz nach vorne zu stellen, zum Beispiel eine öffentliche Rede zu halten, ist etwas, das mir selbst lange Zeit fehlte.“
... über den Rat, den Sie ihrem jüngeren Ich gibt
„Wenn es etwas gibt, das ich meinem jüngeren Ich rückblickend gerne mitgeben würde, dann wäre das nur ein kurzer Satz: Trau dich! Dieses „Trau dich, sei selbstbewusst und trau dir zu, dich in die erste Reihe zu stellen”, das würde ich am liebsten bereits der Schülerin, die ich einmal war, laut zurufen. Ich sehe mich dabei selbst, wie ich als Teenagerin von meinem Elternhaus den Hügel hinunter zum Bahnhof laufe, um den Zug zur Schule zu erwischen. Im Winter, wenn unser Städtchen oft ganz zugeschneit war, blieb mir nichts anderes übrig, als auf dem Hosenboden den Hügel hinunterzurutschen. Sonst hätte ich den Zug verpasst. Es mag eigenartig klingen, aber dieser Mut, sich bewusst ganz nach vorne zu stellen, zum Beispiel eine öffentliche Rede zu halten, ist etwas, das mir selbst lange Zeit fehlte.“
... über die Besetzung der Hainburger Au
„Als Hardcore-Hainburg-Besetzerin würde ich mich nicht bezeichnen. Unser Einsatz gestaltete sich so: Nächtens sind wir mit Bussen von der Uni aufgebrochen und dann im Stockfinsteren irgendwo in der Au ausgestiegen, über Wiesen und Gebüsch gestolpert und schließlich von kundigen Menschen zum „Einsatzgebiet“ gelotst worden. Die Au hat nach Holzfeuer gerochen, es war bitterkalt und ich war auch völlig falsch ausgerüstet, hatte nur einen Anorak an. Völlig durchgefroren sind wir abends in die Stadt zurückgefahren, um am folgenden Tag wieder in die Au aufzubrechen. Mitzuerleben, wie sich die Regierungsspitze damals verhielt, wie man meinte, diese neue Form des zivilgesellschaftlichen Protests einfach niederschlagen zu können, zu glauben, man löse das Problem, indem man mit Gewalt gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vorgeht, war sehr ernüchternd für mich. Das war der Moment, an dem ich mich politisch neu orientierte. Nicht nur das Thema Ökologie brachte mich schließlich zu den Grünen. Zu Beginn meines politischen Engagements standen soziale und gesellschaftspolitische Anliegen. Aber seit Hainburg wurde auch der Umweltschutz zum wichtigen Thema für mich.“
.. über ihren Ehemann
„Ich bin überzeugt, dass Sascha auch ohne mich ein Feminist wäre, denn er hat ein großes Gespür für Ungerechtigkeit. Vor allem als Ökonom argumentiert er immer wieder, wie verantwortungslos es sei, so viel Potenzial von Frauen in der Arbeitswelt ungenutzt zu lassen. Aber auch bei uns ist nicht alles perfekt halbe-halbe aufgeteilt. Einkaufen würde Sascha zwar gehen, aber das erledige ich lieber allein. Weil es unglaublich lange dauert, bis wir aus dem Supermarkt hinaus sind, wenn Sascha dabei ist. Das liegt nicht an ihm, sondern ihn sprechen einfach viele Menschen an, wollen ein Selfie mit ihm machen. Ich kann mich viel unauffälliger in der Stadt bewegen, weil ich seltener erkannt werde. Vor einiger Zeit hat mich die Verkäuferin in unserem Supermarkt gefragt: „Wann kommt denn Ihr Mann wieder mit zum Einkaufen?“ Dann hat sie lachend wie zur Entschuldigung gesagt: „Aber eh nicht wegen ihm – sondern wegen der feschen Bodyguards!“ Das fand ich sehr nett. Kochen kann Sascha bis heute nicht. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Damit kann ich leben, schließlich koche ich gerne und viel, ganz besonders gerne für Freundinnen, Freunde und Verwandte. Bei der Betreuung unserer Hündin Juli trägt mein Mann die Hauptverantwortung. Vor allem übernimmt er die abendlichen Gassirunden.“
... über Kinder, Familienleben und Freunde
„Dass ich kinderlos bin, war keine bewusste Entscheidung. Es hat sich schlicht und einfach nicht ergeben. Nichtsdestotrotz bin ich ein richtiger Familienmensch. Mir sind meine Freunde, Freundinnen und Verwandten sehr wichtig und ich achte darauf, dass wir uns die Zeit nehmen, bei Familienfeiern dabei zu sein. Genauso wichtig ist mir, dass wir trotz der vielen beruflichen Termine mit unseren alten Freundinnen und Freunden in engem Kontakt bleiben. Mit vielen Menschen habe ich seit meiner Kindheit enge Beziehungen, in jeder Lebensphase sind neue Menschen dazugekommen, die mir wichtig sind. Mit meiner engsten Freundin Sabine war ich etwa gemeinsam im Internat. Andere sind seit der Studienzeit enge Freundinnen und Freunde, und auch aus unserer Zeit im Grünen Klub gibt es so manche, mit denen wir bis heute eng verbunden sind. Mir war immer klar, dass es diese engen Freundinnen und Freunde sind, die uns immer bleiben werden, und dass man diese Freundschaften pflegen muss. Sascha ist eigentlich eher der Typ, der auch allein mit seinen Büchern zufrieden ist. Aber mittlerweile schätzt er diese gemeinsamen Runden mit unseren Freundinnen und Freunden sehr.
... über ihr Kennen- & Liebenlernen
„Im Grünen Parlamentsklub hatten Sascha und ich einander kennengelernt. Bereits Anfang der 1990er-Jahre, (...) Und es war bei uns jedenfalls keine Liebe auf den ersten Blick. Wir waren später lange Arbeitskollegin und -kollege, teilten uns eine Zeit lang sogar ein Büro und kamen immer gut miteinander aus. Ich mochte seinen trockenen Humor sehr und schätzte an ihm, dass er ein ausgezeichneter Zuhörer ist. Irgendwann entwickelte sich aus dieser Freundschaft eine Liebe und Beziehung. Von Anfang an war es das Brennen für Politik, das Bemühen, die Welt zum Positiven zu verändern, das uns verband.“