Bures fordert:

Rezeptfreie "Pille danach"

31.08.2009

Alarmierend: Immer mehr junge Frauen zwischen 14 und 19 Jahren treiben ab. Bures fordert jetzt die rezeptfreie "Pille danach".

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(c) sxcDass Geschlechtsverkehr kein Thema mehr nur für Erwachsene ist, zeigen spätestens folgende, alarmierende Zahlen. In manchen Fällen sind es noch Kinder/Teenager, die plötzlich Kinder erwarten und damit völlig überfordert sind. Dass es zur Schwangerschaft kommt, liegt oft dem mangelnden Bewusstsein - lange nicht Jeder verhütet - zugrunde.

Immer mehr junge Frauen treiben ab
Der Anteil der 14- bis 19-Jährigen habe sich seit 2005 fast verdreifacht, schlug das Ambulatorium für Sexualmedizin und Schwangerenhilfe "pro:woman" am Wiener Fleischmarkt bei einer Pressekonferenz Alarm.

Mangelndes Bewusstsein
Im Vergleichszeitraum zwischen 2005 und 2007 ist der Prozentsatz der Klientinnen der Klinik in dieser Altersgruppe von vier auf elf Prozent gestiegen. Der Grund dafür sei oft mangelndes Bewusstsein. So hätten nur 54 Prozent der am Institut befragten Mädchen verhütet, sagte "pro:woman"-Geschäftsführerin Elke Graf.

(c) sxcNicht ausreichend verhütet
38 Prozent jener, die auf Verhütung verzichtet haben, gaben an, sicher gewesen zu sein, dass sie zum Zeitpunkt des ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht fruchtbar gewesen wären. Weitere 22 Prozent hatten ungeplanten Sex und daher keine Verhütungsmethode eingeplant.

Acht Prozent der Frauen wollten nicht verhüten, bei weiteren drei Prozent wollte der Sexualpartner auf Kondom & Co verzichten. Für Graf steht daher fest, dass generell nicht ausreichend verhütet wird.

Klaffende Kommunikationslücke
Die Gründe dafür seien unter anderem mangelndes Wissen oder fehlende Kommunikation zwischen den Sexualpartnern: das Ansprechen von Verhütung "ist peinlich", das Benützen von Kondomen "lästig". Graf berichtete etwa von Mädchen, die sich mit Freundinnen die Pillen-Packung "teilen" oder Burschen, die glauben, dass Kondome durch Umdrehen wiederverwendbar sind.

Bures fordert rezeptfreie "Pille danach"
Alarmierend nennt Frauenministerin Doris Bures die Zahlen. Man müsse "alles tun, um Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern", sagte sie. Konkret trat sie für eine verstärkte Aufklärung an den Schulen ein - und bekräftigte ihre Forderung, die "Pille danach" rezeptfrei abzugeben.

"Wenn es ein Medikament gibt, mit dem wir jungen Frauen einen Schwangerschaftsabbruch ersparen können, müssen wir auch den hürdenfreien Zugang ermöglichen", meinte Bures. Gerade für junge Mädchen am Land sei es oft schwierig, innerhalb von zwölf Stunden - jener Zeitraum, wo die "Pille danach" am Wirksamsten ist - zu einem Rezept zu kommen, erklärte die Frauenministerin - und betonte einmal mehr ausdrücklich, dass es sich um keine "Abtreibungspille" handle, sondern um ein Medikament, das eine Schwangerschaft verhindert.

Bures setzt außerdem auf ein verstärktes außerschulisches Beratungsangebot in Sachen Verhütung für junge Mädchen und Frauen. Aus dem Frauenbudget würden rund 90 Mädchen- und Frauenberatungsstellen gefördert, die auch darüber beraten. Seit heuer werde auch die Online-Plattform MonA-Net bundesweit angeboten, die Rat und Hilfe von Expertinnen biete.

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Abtreibungszahlen im Europa-Vergleich

In Österreich geben Frauen laut "pro:woman" rund 17,5 Millionen Euro pro Jahr für Schwangerschaftsabbrüche aus. Es gibt zwar keine Statistiken, das Institut schätzt die jährlichen Abtreibungen aber auf 30.000 bis 35.000. Bei den 15- bis 19-Jährigen werden die Abtreibungen auf 17,5 pro 1.000 Frauen geschätzt.

Im Europa-Vergleich hat die Schweiz mit 5,4 Abtreibungen auf 1.000 Frauen die geringste Quote, Russland mit 55,3 die höchste. Als besorgniserregend bezeichnete Graf die Statistik, wonach in Österreich nur 45 Prozent der Frauen moderne Verhütungsmittel verwenden.

In den Niederlanden und Belgien verhüten beispielsweise etwa drei Viertel aller Frauen im gebärfähigen Alter. In Polen sind es nur knapp 20 Prozent. In den EU-Ländern verhüten durchschnittlich etwa 67 Prozent, in Osteuropa etwa 47 Prozent.

Blickt man auf das in vielen Bereichen genannte Vorzeigeland Schweden, zeige sich Erstaunliches, sagte der Gynäkologe Peter Bistoletti. Gerade dort, wo soziale Dienstleistungen progressiv angeboten werden, steigt die Zahl der jugendlichen ungewollt Schwangeren in noch viel bedenklichere Höhen als hierzulande. Der Anteil der jungen Mädchen liegt im Vergleich bei 21 Prozent. Bereits 25 von 1.000 schwedischen Frauen unter 19 Jahren hatten 2007 einen Schwangerschaftsabbruch, 2005 waren es noch 21, im Jahr 1995 noch 19 von 1.000 Frauen.

Aufklärung der Jugendlichen

Graf forderte von der Politik mehr Engagement zur Aufklärung der Jugendlichen ein. Würde die öffentliche Hand nur zehn Prozent der 17,5 Millionen Euro, die pro Jahr für Abtreibungen ausgegeben werden, für Sexualpädagogik zur Verfügung stellen, könnten bis zu 70 Sexualpädagogen beschäftigt und 350.000 Jugendliche professionell angesprochen werden.

In österreichischen Schulen gebe es keinen verpflichtenden sexualpädagogischen Unterricht, noch immer lehren Biologie- oder gar Religionslehrer das Wissen über Sexualität.

Mädchen informieren sich vorwiegend in Printmedien, Burschen aus "bewegten Bilder" wie etwa Pornos aus dem Internet, erklärte Wolfgang Kostenwein, Leiter des österreichischen Instituts für Sexualpädagogik.
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