Tipps für Frauen

Scheidung mit Köpfchen

02.07.2010

Scheidungsratgeber für Frauen. Wie Top-Juristin Helene Klaar Ihnen zu Ihrem Recht verhilft.

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© WireImage.com/Getty
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Die Scheidung ist seit wenigen Tagen durch. Nach fünf Jahren trennte sich Oscarpreisträgerin Sandra Bullock von ihrem untreuen Ehemann Jesse James im amtlichen Schnellverfahren. Aber nicht nur Hollywood-Ehen haben ein kurzes Ablaufdatum, auch in Österreich scheuen immer weniger Paare den Gang vor den Scheidungsrichter – nämlich rund 18.000 Österreicher pro Jahr. Die traurige Statistik: Insgesamt werden 47 Prozent aller Ehen geschieden. Die mittlere Ehedauer liegt bei zehn Jahren. „Leider“, so Scheidungsanwältin Helene Klaar, „ist es oft noch so, dass Frauen dabei finanziell auf der Strecke bleiben und nach einer Scheidung vor dem Existenzminimum stehen, da sie oft auf ihre Rechte verzichten.“

Richtig scheiden. Die Expertin für Familienrecht veröffentlicht die bereits zweite Auflage ihres Buches „Scheidungs-Ratgeber für Frauen“, in dem sie alle Fragen rund um Kinder, Unterhalt und Vermögenstrennung klärt. Im Talk verrät Klaar, wie man Scheidungs-Fehler vermeidet, zu seinem Recht kommt, und ob sie an die Ehe glaubt.

Wie kam es zu der Idee, einen Scheidungsratgeber speziell für Frauen zu schreiben?
Helene Klaar:
Scheidungen sind für Männer ein schwerwiegendes – vor allem finanzielles – Problem, für Frauen allerdings ein existenzielles. Die Bedeutung der Scheidung wird bagatellisiert, dabei stehen viele Frauen danach vor dem Nichts. Es besteht viel Ratlosigkeit und Informationsbedarf. Hinzu kommt, dass es auf gesetzlicher Ebene sogar Rückschritte für Frauen gab.

In welchen Punkten?
Klaar:
Unterhaltszahlungen für die Kinder werden weniger. Und es verstärkt sich die Tendenz, dass bei strittigen Scheidungen – vor allem von jungen, männlichen Richtern – ein Verschulden beider Partner festgestellt wird. Das führt dazu, dass die Frau keinen Unterhalt bekommt und in weiterer Folge keine Witwenpension. Das bedeutet für Frauen, die zu Hause oder nur geringfügig tätig sind, den Sturz ins soziale Nirvana.

Was sind die größten Fehler, die gemacht werden?
Klaar:
Viele Frauen beurteilen die Rechtslage zu optimistisch. Das Buch soll Frauen ermutigen, auf ihre Rechte nicht voreilig zu verzichten oder sich durch falsches Verhalten ins Out zu manövrieren. Frauen sind oft zu harmoniesüchtig, wollen es schnell über die Bühne bringen. Viele sind während der Ehe und der Trennung oft zu unaufmerksam, wissen nicht über Vermögenswerte Bescheid oder eine mögliche Affäre des Partners. Es gilt im Falle einer Scheidung sofort alle Beweise zu sichern!

Kann man sich vor der Ehe bereits absichern?
Klaar:
Ja, indem man sich informiert und keine Eheverträge ohne Beratung unterschreibt. Der zweite große Brocken bei einer Scheidung ist nach der Kinderfrage die Vermögensteilung. Da ist das Gesetz sehr frauenfreundlich. Alles, was während einer Ehe erworben wurde, wird geteilt, – auch wenn die Frau nicht berufstätig war. Eheverträge schützen immer den vermögenden Part und haben den Zweck diese frauenfreundliche Teilung auszuhebeln.

Außer in Fällen wie bei Hollywood-Star Sandra Bullock...
Klaar:
Solche Scheidungen sind die große Ausnahme. Sehr reiche Menschen stehen im Scheidungsfall über dem Gesetz. Familie und Manager sorgen dafür, dass im Fall einer Trennung kein Geld abfließt.

Sind Eheverträge wasserdicht?
Klaar:
Ja, bis auf besondere Härtefälle. Zum Beispiel, wenn das Kind behindert ist und auf die Wohnung angewiesen ist. Dann darf der Elternteil, der das Sorgerecht hat, die Wohnung behalten.

Sind Sie manchmal mehr Therapeutin als Anwältin?
Klaar:
Das maße ich mir nicht an. Wichtig ist, dass man die Klientin während des Streits aufrecht hält und ihr Perspektiven aufzeigt.

Haben Sie auch schon Ehen gerettet?
Klaar:
Es kommt ständig vor, dass ich sage: Lassen Sie sich nicht scheiden! Zum Beispiel, wenn die Gründe für mich nicht zwingend erscheinen. Ich bin keine voreilige Befürworterin der Scheidung. Denn das Mindeste, was eine Scheidung bewirkt, ist, dass es beiden nachher finanziell schlechter geht.

Glauben Sie nach über 34 Jahren als Scheidungsanwältin noch an die Liebe und die Ehe?
Klaar:
Liebe und Ehe sind nicht zwangsläufig miteinander verbunden. Aus gutem Grund steht nicht im Gesetz, dass Liebe eine Voraussetzung für eine Ehe ist. Natürlich ist es fein, wenn beides zusammentrifft...

Sind Sie verheiratet?
Klaar:
Ja.

Glücklich?
Klaar:
Ich würde sagen: Ja!

Tipps von der Anwältin

  • Scheidung überdenken
    Lassen Sie sich nicht voreilig scheiden. Oft kann man Ehekrisen bewältigen.
  • Beratung
    Ist eine Scheidung unumgänglich, lassen Sie sich individuell beraten. „Ein häufiger Fehler ist, dass Frauen gemeinsam mit ihren Männern zum Scheidungsanwalt gehen“, so Klaar. Erstberatungsgespräche bei Anwälten sind kostenlos, so wie die Hilfe der Frauenberatungsstelle der Wiener Frauenhäuser.
  • Kostenminimierung
    „Es zahlt sich aus“, so die Expertin, „Geld in einen Anwalt zu investieren. Besprechen Sie zuallererst die Kosten!“
  • Nehmen sie sich Zeit
    Wichtig, so Klaar: „Nie aus der Kränkung heraus voreilig handeln und vorschnell Angebote annehmen.“
  • Beweise sichern
    Viele Frauen sind unachtsam, wissen nicht über Vermögenswerte und mögliche ­ Affären – die als Scheidungsgrund angeführt werden können – des Partners Bescheid. Sichern Sie sofort alle Beweise. „Heute“, so Klaar, „wird oft auf beidseitiges Verschulden der Partner entschieden, damit hat die Ehefrau kein Anrecht auf Unterhaltszahlungen, die 33 Prozent vom Gehalt des Mannes betragen.“

Alle Lebensbereiche regeln:
Die Checklist:
- Was passiert mit den Kindern?

- Wovon werde ich leben?

- Wo werde ich wohnen?

- Wie wird das Vermögen geteilt?

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Infos
Kanzlei Dr. Helene Klaar
Prinz Eugenstraße 34/4
1040 Wien
Tel.: 01/ 505 04 62

www.frauenrechtsschutz.at

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Bild: (c) Singer
Star-Anwältin Dr. Helene Klaar

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