Zum 125. Todestag

Sisis sexy Seiten: Ein Buch enthüllt Geheimnisse

24.08.2023

Am 10. September 1898 starb Kaiserin Elisabeth von Österreich im Alter von 60 Jahren. Anlässlich des 125. Todestags erscheint ein Buch, das viel Geheimnisvolles über Sisi enthüllt. Ein Privatvermögen von umgerechnet 173 Millionen Euro, Kokainsucht und Irrenhaus-Besuche - auch all das war Sisi. 

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© RTL / Armands VirbulisRTL
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Unzählige Werke, Dokumentationen und Biografien sind bereits über sie erschienen. Spätestens seit der legendär kitschigen Darstellung durch Romy Schneider, zuletzt aber auch durchaus heißblütig in der RTL+ Serie von Dominique Devenport gemimt, ist Sisis Geschichte - mehr oder minder wahrheitsgetreu bekannt. Was wirklich hinter den kaiserlichen Schlossmauern und im Leben von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (24. Dezember 1837 bis 10. September 1898) geschah, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Buch-Autorin Katrin Unterreiner gelang es jedoch, anlässlich des 125. Todestages von Sisi in einem neuen Buch viel bis dato Unbekanntes zu verraten. "Bislang unbekannte und noch nicht publizierte Quellen ermöglichen es, Elisabeth erstmals von einer ganz neuen Seite kennenzulernen", erklärt die Autorin, die diese spannenden Quellen vor allem den Nachfahren von Erzherzogin Marie Valerie zu verdanken hat. Das Ergebnis ist ein interessantes Werk, das Einblick in Sisis Alltag zwischen ihren Rollen als Kaiserin, Mutter, Luxus-Lady, Powerfrau und verletzlicher Mensch gibt. Hier die ersten Auszüge:

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Ihre "Lungenkrankheit" als Sisis Exit-Strategie

"Elisabeth, die vergleichsweise in großer Freiheit und Unbekümmertheit in Bayern aufgewachsen war, konnte sich hingegen mit dem Hofleben und ihren repräsentativen Pflichten niemals richtig anfreunden oder arrangieren. Sie fand aber auch keine Erfüllung in ihrer Ehe, und in ihrer Rolle als Mutter schon gar nicht. So kämpfte sie für ein unabhängiges Leben, das sie frei gestalten konnte. (...) Da man sich als Kaiserin keine "Auszeit" nehmen konnte, bot eine Krankheit die einzige Möglichkeit für einer längere Abwesenheit. Die Quellen widerlegen eindeutig eine ernsthafte Erkrankung der Kaiserin. Elisabeth litt zwar an hartnäckigem Husten, von einer schweren Lungenerkrankung war jedoch von ärztlicher Seite keine Rede. Da Lungenerkrankungen jedoch auch in adeligen Kreisen damals weit verbreitet waren, kam diese Diagnose einem Exit-Szenario gleich, das man in der Öffentlichkeit glaubwürdig verbreiten konnte." Fazit: Sisi reiste nach Madeira, um sich dort offiziell auszukurieren. Tatsächlich blühte sie dort auf -und wurde zur selbstbewussten Frau.

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Vom Mädchen zur Powerfrau

"Allmählich besserte sich jedoch auch der melancholische Zustand der Kaiserin. Elisabeth, die sich in Wien immer zurückgesetzt gefühlt hatte, stand hier nun erstmals im Mittelpunkt. Sie wurde sich nun auch langsam ihrer Ausstrahlung und Wirkung auf Männer bewusst. (...) Nach beinahe zweijähriger Abwesenheit vom Wiener Hof kehrte Elisabeth als selbstbewusste Frau zurück, die genau wusste, was sie wollte. Das melancholische, schüchterne Mädchen hatte sich in eine junge Frau verwandelt, die sich ihrer Schönheit und Ausstrahlung durchaus bewusst war und diese nun gezielt für ihre Interessen einsetzte.

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Heimliche Flirts

"Elisabeth war zwar egal, was die Öffentlichkeit von ihr dachte, bewundert wollte sie aber dennoch werden. Ihre Nichte Marie Larisch meinte dazu: ,Elisabeth war in die Liebe verliebt, weil sie ihr das Lebensfeuer bedeutete. Sie betrachtete die Sensation angebetet zu werden als einen Tribut, der ihrer Schönheit zukam.' (...) Da es für sie als Kaiserin jedoch äußerst schwierig war, auch nur zum Vergnügen mit einem anderen Mann zu flirten, griff Elisabeth zu einem in der Aristokratie beliebten Trick: Sie verkleidete sich. Das war leichter getan, als man sich heute vorstellt, denn Faschingsredouten -also Bälle in Kostümierung und vor allem mit Maskenpflicht -waren beliebt und gehörten in Wien zur Tradition."

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Ihr Luxus-Leben: eine Reise um umgerechnet 2,7 Mio. Euro

"Ein Blick in das Reisejournal der Kaiserin offenbart nicht nur ihre rege Reisetätigkeit, sondern auch die Kosten, die damit verbunden waren. (...) Die Kaiserin reiste stets mit einem ca. fünfzigköpfigen Tross an, dazu kamen persönliches Mobiliar, Geschirr, Hunde und Pferde. Zu ihrer Entourage gehörten, abgesehen von ihrem engsten Umfeld -ihrem Obersthofmeister, ihren Hofdamen, ihrem Sekretär und ihrer Friseurin -, neben dem üblichen Personal wie Kammermädchen, Lakaien, Köchen, Zuckerbäckern auch ein griechischer Vorleser, ihr persönlicher Fechtlehrer, Fechtmeister Louis Friedrich, der als Honorar für seine Aufenthalte in Ischl und Feldafing pro Monat ein Gehalt von 555 Gulden (rund 8.400 Euro) erhielt, eine Bademeisterin und eine Masseurin.

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Für die Wanderungen und Ausflüge standen neben privaten Führern Separatzüge, Kutschen, Dampfschiffe für Bootsausflüge, alle exklusiv und inklusive Personal zu Verfügung. Fixer Bestandteil waren auch Ausflüge nach München mit ausgedehnten Einkaufstouren. Elisabeth ging auch regelmäßig im Starnberger See schwimmen, wofür extra die gesamte Badeanlage gesperrt (gemietet) werden musste. Für das Lieblingsgetränk der Kaiserin -frische Milch -wurde eine Kuh um 220 Gulden (3.500 Euro) angekauft und eine weitere um 1,50 Gulden (25 Euro) am Tag angemietet. (...) So kostete ein Sommeraufenthalt der Kaiserin in Feldafing und Ischl 1883 172.300 Gulden (ca. 2,7 Millionen Euro). (...) Kaiserin Elisabeth gab im Laufe ihres Lebens wohl ca. 24 Millionen Euro allein für ihre Reisen aus."

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Sisi als toughes Finanzgenie

"Elisabeth verfügte mit ihrer im Familienstatut festgesetzten jährlichen Apanage als Kaiserin in der Höhe von 200.000 Gulden, „Spenadelgeld“ sowie 50.000 Gulden an fixen ,Handauslagen' über ein jährliches ,Spielgeld' von mindestens 250.000 Gulden -umgerechnet also ca. 3,6 Millionen Euro. Dieses Geld gab sie jedoch nicht aus, sondern ließ es, arbeiten'. (...) Ein Depotauszug zeigt, dass 1870 1,2 Millionen Gulden großteils in Anleihen verschiedener Eisenbahngesellschaften, Versicherungen und Banken veranlagt wurden, die jährlich einen Ertrag von ca. 150.000 Gulden erbrachten. Bei ihrem Tod im Jahr 1898 besaß sie ein Privatvermögen von zehn Millionen Gulden -173 Millionen Euro."

Irres Faible & Kokain-Konsum

"Immer wieder besuchte Elisabeth Anstalten für psychisch kranke Menschen,... Dabei ließ sie sich immer die schweren Fälle zeigen. Insgesamt erwecken ihre Besuche eher den Eindruck einer Art Voyeurismus als den aufrichtigen Wunsch zu helfen. Ihre Besuche fanden immer ,geheim' statt..." Zudem hatte Sisi ein Faible für Spiritismus: "Der tragische Selbstmord ihres Sohnes Kronprinz Rudolf am 30. Jänner 1889 verstärkte Elisabeths spiritistische Neigungen noch zusätzlich." Ebenso wie ihre Depressionen, unter denen sie jahrelang litt. "Ihre Familie machte sich große Sorgen und war erleichtert, als es ihr plötzlich wieder besser ging. Grund dafür war ein neues Medikament, das Elisabeth in den letzten Lebensjahren stets in ihrer Handapotheke bei sich führte: Kokain. Dass der Kaiserin das Kokain intravenös verabreicht wurde, belegt die Kokain-Spritze in ihrer Handapotheke. Kokain wurde damals als völlig unbedenkliche Medizin eingestuft und sogar von prominenten Ärzten empfohlen. (...) Wie oft und über welchen Zeitraum Elisabeth Kokain verabreicht wurde, ist den Quellen nicht zu entnehmen. Die Kokain-Spritze befand sich jedenfalls auch im September 1898 in ihrer Reisehandapotheke auf ihrer letzten Reise nach Genf."

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