Kultur ist weiblich – vor allem, wenn sie uns ORF-Moderatorin Teresa Vogl in einer ihrer inspirierenden Sendungen näherbringt. Oder in MADONNA hinter die Kulissen ihrer Leidenschaft blicken lässt. Das Interview.
Die breite Öffentlichkeit kennt sie als Opernball-Moderatorin (heuer in einem floralen Fashiontraum von Eva Poleschinski) oder als bezaubernde Präsentatorin des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker. In der Kulturszene ist Teresa Vogl (42) dank ihrer – wie sie sich selbst zum Ziel setzt – „leichtgängigen, aber nie oberflächlichen“ Sendungen „matinee“, „Wechselspiele“ oder „Kultur aus der Vogl-Perspektive“ längst eine Größe. Selbst Absolventin einer Gesangs- und Schauspielausbildung, sowie eines Germanistik-, Romanistik- und Musikwissenschaftsstudiums, will die Ehefrau von Organist Wolfgang Kogert und Mutter einer elfjährigen Tochter vor allem eines: den Esprit der Schönheit des Theaters und der Oper möglichst vielen Menschen näherbringen. Was Vogl selbst inspiriert, verrät sie hier.

Die Kultur-Moderatorin beim Opernball 2025.
"Die Opernball-Reise schätze ich sehr - einmal im Jahr!"
Quasi eben noch im traumhaft blumigen Opernballkleid – jetzt in stylischen Frühlingslooks. Was ist Ihnen lieber?
Teresa Vogl: Nach dieser intensiven und wunderschönen Opernball-Reise spiegelt der heutige Look vor allem Entspannung wider, denn so ein Ballstyling ist ja mit viel Gedankenarbeit, Vorarbeit mit Designer:innen und auch einem gewissen Aufwand verbunden. Das schätze ich sehr – einmal im Jahr. Aber ich bin wirklich froh, dass sich nicht mein gesamtes Leben nur um das Optische dreht. Das ist ein großer Vorteil meines Berufs.
Als Moderatorin spielt aber das Styling, der Look doch auch eine große Rolle, nicht?
Vogl: Es spielt eine Rolle, aber es ist mir sehr wichtig, dass der Inhalt überwiegt. Die Essenz dieses Berufs ist für mich nicht das Präsentsein und das Präsentieren, sondern vor allem die Vermittlung der Inhalte und die Begegnung mit großartigen Menschen, Künstler:innen und Schaffenden, die mich einfach inspirieren und mein Leben bereichern.
Die Kultur galt früher als recht sprödes Genre. Warum hat Sie diese dennoch schon als junge Frau in ihren Bann gezogen?
Vogl: Also für mich war diese Welt nie spröde! Ich habe selbst eine Gesangsausbildung und schon in meiner Schulzeit zwei Saisonen am Theater gesungen, weil ich einen sehr aufmerksamen Musiklehrer hatte, der ein gewisses Bühnentalent in mir gesehen hat. In dem Theaterbetrieb tätig zu sein, hat in mir das Kulturfeuer entfacht, das ich bis heute nicht verloren habe. Ich durfte schon früh so viele spannende Aspekte des Theaters kennenlernen. Von daher habe ich dieses Fach nie als spröde empfunden – man muss nur seinen Zugang dazu finden. Ich gebe mein Bestes dafür, die Kultur, die sich sehr bemüht, nicht mehr als Elfenbeinturm wahrgenommen zu werden, so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.

ORF-Kulturexpertin Teresa Vogl
"Ich versuche meine Positionierung sehr spitz zu halten..."
Seit 2023 präsentieren Sie neben vielen anderen Kultursendungen auch das Neujahrskonzert. Könnte man sagen: Ihr beruflicher Durchbruch?
Vogl: Der Durchbruch in der breiteren Öffentlichkeit war eher der Opernball 2020, nicht lange nachdem ich von Radio Ö1 zum Fernsehen gekommen war. Ich war damals selbst überrascht, als der damalige ORF Unterhaltungschef mit dem Angebot auf mich zukam. Ich wusste auch gar nicht, worauf ich mich da einlasse. (lacht)
Und plötzlich waren Sie Teil der sogenannten Society – kann man das so sagen?
Vogl: Nur wenn es kulturbezogen ist. Die Frage ist, was bedeutet Society überhaupt? Man ist wohl automatisch eine öffentliche Figur, sobald man solche Formate moderiert. Aber ich versuche, meine Positionierung sehr spitz zu halten und möchte hauptsächlich mit kulturbezogenen Themen auffallen.
Auch wenn Sie sich vielleicht den Vorwurf gefallen lassen müssen, sich zu gut für etwas anderes zu sein?
Vogl: Dieser Vorwurf wurde noch nie an mich herangetragen. Ich glaube, eher das Gegenteil ist der Fall: Man muss aufpassen, dass man nicht überall dabei ist. Ich denke, Überpräsenz wird von Zuschauer:innen auch als nervig wahrgenommen und ich glaube noch an das Prinzip, sich lieber etwas rar zu machen, um eine gewisse Energie zu behalten.

Teresa Vogl in den Art for Art-Theaterservice-Studios
"Das ist kein Pflichtprogramm für mich..."
Stichwort Energie: In Ihrem Bereich genügt es ja nicht, sich einzulesen – Sie müssen sich die Stücke ja auch selbst ansehen. Wie kann man sich das vorstellen: Sind Sie quasi täglich im Theater oder in der Oper?
Vogl: (lacht) Nein, nicht täglich. Und nicht so oft, wie ich gerne würde! Vielleicht ein bis zwei Mal pro Woche, weil ich selbst ja oft auch abends arbeite. Aber auch aus meinem tiefsten persönlichen Interesse an den Produktionen. Das ist kein Pflichtprogramm für mich, das ist meine Passion, mein Leben!
Kultur und Kritik gehören ja förmlich zusammen. Wie ehrlich darf man in Ihrer Position die eigene Meinung über Werke kundtun?
Vogl: Ich glaube, es kommt immer sehr auf die Formulierung an und ich wollte nie reine Kritikerin werden. Ich lese zwar sehr viele Kritiken, weil es mich einfach interessiert, was andere über etwas schreiben, das ich auch selbst gesehen habe. Ich bin mit manchem d‘accord, mit manchem überhaupt nicht – natürlich wie viele Zuschauer:innen. Aber das reine Kritisieren von künstlerischen Produktionen hat für mich persönlich keinen Reiz, weil ich eben weiß, was alles dahintersteckt und welch unglaublicher Kraftakt jede Produktion für alle Beteiligten ist. Natürlich gibt es Qualitätsunterschiede, aber jemanden so richtig zu verreißen, halte ich für respektlos.

"Meine Tochter wurde mit Kultur gefüttert"
Wer ist Ihr wichtigster Kritiker?
Vogl: Gute Freund:innen und mein Ehemann, weil ich weiß, dass er einen sehr wohlwollenden, aber ehrlichen Blick auf meine Arbeit hat, da er selbst Musiker ist. Ich analysiere mit ihm aber auch seine Konzerte. Bei uns herrscht also ein sehr reger Austausch über unsere Arbeit, was ich als sehr schön empfinde.
Das Verständnis für die Arbeit des anderen, aber wohl auch der ähnliche Lebensrhythmus ist fein in einer Beziehung...
Vogl: Ja, wir wissen, wir haben beide stressigere und weniger stressige Phasen – und dass diese jeweils vom anderen etwas ausgeglichen werden. Sodass wir am Ende ganz gut die Balance halten.
Auch im Sinne Ihrer elfjährigen Tochter. Wie fordernd sind Sie, was Kultur betrifft?
Vogl: (lacht) Ich muss zugeben, als sie noch kleiner war, hatte sie weniger Mitspracherecht. Da wurde sie automatisch mit Kultur gefüttert und ich hoffe, ihr Interesse daran hält noch lange an. Natürlich kann sie jetzt schon selbst entscheiden, was sie tatsächlich sehen oder lesen möchte. Es ist wichtig, dass man die Grenzen des Kindes auch akzeptiert.
Man könnte denken, Sie hören nur klassische Musik. Hören Sie auch mal Popmusik?
Vogl: Absolut! Vor allem meine Tochter eröffnet mir jetzt neue Playlists, von denen ich nicht wusste, dass sie existieren. (lacht) Gute Popmusik ist ja auch eine Kunstform und ich höre mir einfach alles an. Ich gehe auch auf Konzerte von Pink, Bob Dylan & Co. Außerdem habe ich ja auch die Sendung „Wechselspiele“, wo auch andere österreichische Musik als Klassik eine große Rolle spielt. Und um ehrlich zu sein: zu Hause hören wir relativ wenig Musik, weil diese ja schon so in unserem beruflichen Alltag verankert ist, dass manchmal auch einfach Ruhe sein muss.