Familienministerin im Talk

Sophie Karmasin: „Mehr Väter braucht das Land“

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Die Familienministerin möchte künftig 30 Prozent der Väter in Karenz sehen.

Nur19 Prozent der Väter entscheiden sich für eine Karenz – das geht aus dem aktuellen Väterbarometer hervor. Familienministerin Sophie Karmasin  (ÖVP) hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl gehörig raufzuschrauben. In MADONNA verrät sie ihr Rezept dafür.

Ihr Ziel ist es, dass bis zum Jahr 2025 30 Prozent der Väter Karenz in Anspruch nehmen. Noch sind es 19, wie wollen Sie Väter in Karenz locken?

Sophie Karmasin: Am 1. März startet das neue Kindergeldkonto. Davon erwarten wir uns einiges. Warum? Es hat drei Komponenten, die Väter stärker dazu motivieren sollen: Zum einen wird der sogenannte Väteranteil erhöht, sprich 20 Prozent vom Geld sind für die Väter reserviert. Zweitens führen wir einen bezahlten Familienmonat für Väter direkt nach der Geburt ein, um in dieser wichtigen Phase besonders die Väter miteinzubeziehen. Drittens kommt ein Partnerschaftsbonus:  Wenn der Vater zumindest 40 Prozent der Karenzzeit übernimmt, sind noch einmal zusätzlich 1.000 Euro extra  drinnen. Das sind einmal die rechtlichen Rahmenbedingungen ...

Aber wird das auch zu einem Umdenken führen?

Karmasin: Sicherlich nicht alleine. In einem nächsten Schritt geht es darum, Unternehmen familienfreundlicher zu gestalten. Wir haben das Netzwerk Unternehmen für Familien ins Leben gerufen, dem bereits 350 Firmen angehören und die ihre Best-Practice-Beispiele teilen und sagen: „Wir machen tolle Erfahrungen mit Väterkarenz.“ Diese Firmen inspirieren und motivieren sich gegenseitig, Familienfreundlichkeit als Wettbewerbsfaktor zu leben. Zusätzlich müssen wir auch die Kommunikation für Väter verbessern: Über die neuen Modelle etwa, aber das müssen wir rechtzeitig machen und nicht erst, wenn das Kind auf der Welt ist. Dann ist nämlich vieles schon entschieden. Idealerweise soll diese Information schon beim ersten gemeinsamen Besuch beim Frauenarzt stattfinden.

Glauben Sie wirklich, dass sich jemand von 1.000 Euro zum Umdenken bewegen lässt?

Karmasin: Das glaube ich sehr wohl, 1.000 Euro sind viel Geld. Aber natürlich ist das nicht das ausschlaggebende Argument, das jemanden überzeugen wird, der in strikten Rollenklischees denkt. Trotzdem darf man nicht vergessen: In der einkommensabhängigen Variante kann ich bis zu 2.000 Euro im Monat vom Staat bekommen. Das ist schon sehr attraktiv. Dann gilt auch das Argument nicht mehr, dass man es sich finanziell nicht leisten kann, dass der Mann in Karenz geht. 

Nur 12 Prozent glauben, dass verstärktes Engagement von Vätern akzeptiert wird. Wie kann man denn die öffentliche Meinung über Karenzväter verbessern?

Karmasin: Genau das ist der Knackpunkt. Die Menschen artikulieren sehr klar, dass sie mehr Zeit mit dem Kind verbringen und sich als Männer viel stärker in die Erziehung einbringen wollen. Das entspricht aber nicht der sozialen Akzeptanz in Öffentlichkeit und Unternehmen. Deswegen brauchen wir da Vorbilder. Wir müssen mehr Karenzväter vor den Vorhang holen, die berichten, was so wertvoll an dieser Erfahrung ist und sagen: „Diese Zeit mit meinem Kind kann mir niemand mehr nehmen.“

Und wie könnte man Unternehmen familienfreundlicher gestalten?

Karmasin: Da gibt es viele kreative Möglichkeiten wie etwa sogenannte Karenztreffen. Da informiert der Vorstand einmal im Monat Karenzmütter und -väter darüber, was im Unternehmen passiert ist und wie es weiter geht. Das ist wichtig, um Kontakt zu halten. Eine weitere Idee sind Teilzeitmodelle in Führungspositionen oder die geteilten Führungsjobs. Das beste Rezept ist aber ein gutes Unternehmensklima, in dem der Chef sagt und das auch so meint: „Wir wollen, dass eine Vereinbarkeit mit Familie möglich ist.“ Es braucht Verständnis und Entgegenkommen von beiden Seiten sowie Flexibilität.

Sprechen Sie flexiblere Arbeitszeiten an?

Karmasin: Ja, da sind wir auch bei einer weiteren großen politischen Forderung: dem 12-Stundentag bei gleichzeitiger Beibehaltung der Jahreshöchstarbeitszeit. Viele berufstätige Mütter und Väter sagen sehr klar, dass sie lieber drei Tage voll arbeiten und dann wieder voll für die Kinder da sein wollen.

Rechtsanspruch auf den Papamonat gibt es aber nicht ...

Karmasin: Ich bin überzeugt davon, dass es kein Unternehmen einem Vater verwehren wird, diesen einen Monat Familienzeit zu nehmen – der noch dazu vom Staat bezahlt ist. Ganz im Gegenteil: Die Unternehmen, mit denen ich persönlich spreche, sagen mir alle, dass sie das positiv sehen. Es kostet ja die Firma nichts. Also bitte, wo soll da der Haken sein?

Zu einem anderen Thema: Wie steht es um die Reform der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder?

Karmasin: Wir haben positive Signale von der EU-Kommission erhalten, dass ein Gesetzesvorhaben in Ausarbeitung ist. Es wäre nur fair, wenn wir die Familienbeihilfe von 150 Euro pro Monat an die Lebenserhaltungskosten im jeweiligen Land anpassen. Denn das ist etwa in Rumänien um eine Vielfaches mehr wert als bei uns, dort ist das ein kleines Einkommen.

Morgen wird gewählt. Wem geben Sie Ihre Stimme?

Karmasin: Ich habe bereits Alexander Van der Bellen meine Stimme gegeben. Denn er spaltet das Land nicht, er grenzt niemanden aus und er pflegt einen Kommunikationsstil, der nicht abwertend ist.

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