Kunst als Superkraft
Star-Geigerin Lidia Baich im Talk: "Musik verbindet Menschen"
28.05.2024Am 25. Mai, geigte Lidia Baich zusammen mit Konzertpianistin Donka Angatscheva im Wiener Musikverein auf. Das Interview mit der Star-Geigerin und Karriere-Mum.
Wie die österreichische Star-Geigerin zusammen mit ihrem Ehemann, Tenor Andreas Schager, ihren beiden Söhnen (12 und 6 Jahre alt) und Dackelhündin Wilma in der Wiener City wohnt, zeigte Lidia Baich in der vergangenen Woche im Magazin LIVE&STYLE. Mit MADONNA spricht die Powerlady über ihre Arbeit: etwa darüber, warum sie am vergangenen Samstag zusammen mit der bulgarischen Top-Pianistin Donka Angatscheva Künstler wie Günther Groissböck, Cesár Sampson und auch Ehemann Andreas Schager auf die Bühne des Wiener Musikvereins holte, um zugunsten bulgarischer Kinder und deren hochwertige Bildung zu musizieren.
Sie spielten letzten Samstag mit Donka Angatscheva ein ganz besonderes Konzert. Was machte das Konzert im Wiener Musikverein zu einem Herzensanliegen von Ihnen?
Lidia Baich: Donka und ich sind nicht nur beruflich, sondern auch privat sehr verbunden. Wir haben schon einige musikalische Projekte gemeinsam umgesetzt. Bei diesem Konzert geht es um die österreichisch-bulgarische Freundschaft, aber auch darum, zu zeigen, dass beide Länder eine sehr reiche kulturelle Vergangenheit und Gegenwart haben. Wir laden viele bulgarische Künstler ein, die mit österreichischen Künstlern musizieren. Das Programm setzt sich aus klassischen, auch bulgarischen Stücken und Werken lebender Komponisten zusammen – das klingt komisch, aber in der Klassik spielt man sonst ja sehr oft Werke von verstorbenen Komponisten. (lacht) Es ist also ein vielfältiges Programm, in dem ich auch etwas von Aleksey Igudesman spielen werde, von dem ja auch das Hauptwerk auf meiner neuen CD ist.
Da treffen Sie neben Ihrem Ehemann also viele Freunde auf der Bühne. Ist so etwas dann mehr freundschaftliches Musizieren als ein Konzert?
Baich: Naja, das ist schon ein Haufen Arbeit – das darf man nicht unterschätzen. Ich bin gestern zwischen zwei Presseterminen im Auto gesessen, der Andreas ist gefahren und ich habe am Laptop Orchesternoten sortiert. (lacht) Aber wir genießen es auch sehr, kreativ sein und mit tollen Künstlern gemeinsam musizieren zu können. Und was mich besonders freut: dass uns das Vienna Art Noveau Orchestra, das ich im letzten Herbst gegründet habe, den gesamten Abend begleiten wird. Das sind ganz fabelhafte junge Leute.
Stichwort „junge Leute“ in der Klassik. Sie unterrichten ja auch an der Universität. Ist es Ihnen ein besonderes Anliegen, jungen Menschen die Liebe zu klassischer Musik weiterzugeben?
Baich: Ja, es ist wichtig, dass wir dem musikalischen Nachwuchs eine Bühne bieten. Aber wir müssen auch dem jungen Publikum spannende, interessante, qualitativ hochwertige Inhalte bieten, damit wir auch ein Nachwuchs-Publikum haben. Die Idee des von mir gegründeten Orchesters ist, diesen jungen Leuten zu ermöglichen, Erfahrung auf der Bühne zu sammeln. Es nützt dir die beste Ausbildung in der Theorie nichts, wenn du nicht auch in der Praxis – von erfahrenen Künstlern – etwas lernen kannst.
Das Konzertletzten Samstag unterstützt das Projekt „Teach for Bulgaria“. Sie haben auch – als österreichisch-russische Künstlerin – 2022 das „Konzert für den Frieden“ im Stephansdom zugunsten der Ukraine-Hilfe der Caritas initiiert und organisiert...
Baich: Ja, ich halte das für wichtig, denn ich möchte zeigen, dass Musik und Kunst die Menschen verbindet. Die Kunst hat eine Superkraft – egal, wo man auf der Welt ist, kreieren Menschen an Opernhäusern, in Konzertsälen und an Theatern etwas Großartiges zusammen, ohne über Politik zu diskutieren. Solche Konzerte sind daher eine ganz starke Friedensbotschaft.
Sie sind seit vielen, vielen Jahren konstant erfolgreich als Geigerin – und das mit zwei Kindern. Wie lautet Ihr Karriere-Mum-Geheimnis?
Baich: Es ist nicht einfach – da braucht man gar nichts schönreden. (lacht) Es wirkt oft alles so glamourös, aber es ist viel Arbeit und man hat kaum Freizeit. Vieles hat mit guter Einteilung, aber auch mit dem Glück zu tun, einen Partner und ein Netzwerk zu haben, das mithilft. Aber das Meiste bleibt einfach an uns Frauen hängen. Meine Auslandsreisen habe ich nach der Geburt der Kinder großteils eingeschränkt. Ich war ja früher sehr viel unterwegs und das war eine tolle Erfahrung, aber heute hat die Familie Priorität.
Aber Sie wollten dennoch nicht Ihre Karriere an den Nagel hängen...
Baich: Nein, das wäre nicht ich gewesen. Ich brauche immer etwas, woran ich arbeite, eine Challenge und ein Ziel. Manchmal ärgere ich mich dann über mich selbst, wenn es zu viel wird, aber ich liebe es einfach, mich selbst zu fordern. Manchmal gelingt es schlechter und manchmal besser. (lacht)