Alles Staatsoper für Star-Sopranistin Federica Lombardi, die am 22. Februar ihre Premiere als Norma feiert – und am Donnerstag erstmals den Opernball beehrt.
An diesem Samstag feiert sie ihre von Opernfans mit Spannung erwartete Premiere als Norma. Mit „Pollione“ Juan Diego Flórez wird sie wohl auch am kommenden Donnerstag, im Rahmen ihres ersten Wiener Opernballs, feiern. Diesen kann Federica Lombardi ganz privat genießen – die Vorbereitungen auf Cyril Testes Inszenierung der tragischen Oper von Vincenzo Bellini waren für die 35-jährige Star-Sopranistin „Herausforderung genug“, wie sie im MADONNA-Interview verrät. Dabei zählt die im italienischen Cesena geborene Sängerin bereits zu den gefragtesten Künstlerinnen ihres Fachs. 2019 debütierte Lombardi an der Wiener Staatsoper als Donna Elvira. Nun kehrt sie auf die Bühne zurück, auf der sie sich zu Hause fühlt.
Sie haben inzwischen auf den größten Opernbühnen der Welt gesungen. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie Opernsängerin werden wollen?
Federica Lombardi: Ich habe mit 15 Jahren zu singen begonnen, zuvor hatte ich Klavier gelernt. Aber als ich mit dem Gesangsunterricht begann, war ich sofort von der Oper und dieser Technik fasziniert. Die Stimme als dein eigenes Instrument zu entdecken, ist etwas Wundervolles. Deshalb stand mein Entschluss recht schnell fest – und je länger ich Gesang studierte, desto intensiver wurde der berufliche Traum. Schon der Weg zur Erfüllung dieses Traums war eine wunderbare Reise. Man lernt so vieles über sich selbst und seinen Körper.
Wurde Ihnen Ihr Talent in die Wiege gelegt – haben Sie Musiker:innen in Ihrer Familie?
Lombardi: Nein, ich bin die einzige. Was die Leidenschaft dafür wohl noch größer gemacht hat, weil ich das Singen somit immer als etwas empfand, das mir ganz allein „gehört“. Darauf war ich stets stolz. Meine Familie liebt klassische Musik – durch mich natürlich umso mehr. Mein Großvater war ein bekannter Maler, die Kunst ist mir also vielleicht daher in die Wiege gelegt. Und meine Familie hat mich auch immer ganz großartig unterstützt und hatte keine Sorgen darüber, dass ich Künstlerin werden will. Das war durchaus ein Vorteil. Aber es war ihnen bestimmt auch lieber, dass ich Opernsängerin wurde, und nicht etwa Popsängerin. (lacht)
Hatten Sie als Teenager nie Interesse daran, andere Musik zu machen – vielleicht wirklich Popstar zu werden?
Lombardi: Natürlich habe ich als Teenager auch Popsongs gesungen – das kann ich heute gar nicht mehr. Die Technik eines Opernsängers ist ganz anders. Ich habe in der Oper wirklich etwas gefunden, das mich mich selbst fühlen lässt – diese Kombination aus Gesang und Schauspiel fühlt sich unglaublich gut an.

Die Opernwelt hat sich zudem in den letzten Jahren enorm verändert und modernisiert. Wie erleben Sie das?
Lombardi: Ja, wenn man an die großen Diven der Vergangenheit denkt, glaube ich, dass wir heute durchaus anders sind. Das finde ich sehr schön, weil das dem viel näherkommt, wie wir heute leben und sind. Schließlich hat sich auch das Publikum verändert. Ja, wir sind definitiv eine neue Generation von Opernsänger:innen – und das ist gut so.
Wie kann man sich Ihre Vorbereitungen auf eine große Rolle wie Norma vorstellen?
Lombardi: Das ist ein sehr langer Prozess. Wir wissen ja meist schon Jahre zuvor, welche Rolle wir singen werden. Mit Norma hatte ich eine sehr lange Reise – circa zwei Jahre lang habe ich die Rolle studiert, während ich natürlich bei anderen Produktionen gesungen habe. Aber es ist mir wichtig, mich musikalisch und technisch perfekt vorzubereiten. Zum einen muss ich mein eigenes Instrument darauf ausrichten, zum anderen höre ich mir auch Aufnahmen anderer Sängerinnen in der Rolle an. Und so taste ich mich an eine Figur wie Norma heran und versuche, eine Idee davon zu bekommen, wer diese Frau ist. Dann beginnst du mit den Proben und Schritt für Schritt beginnt die Rolle zum Leben zu erwachen. Dieser Prozess ist unglaublich spannend. Und mit Regisseur Cyril Teste haben wir eine Norma kreiert, die vieles von mir hat. Dafür bin ich sehr dankbar.
Regisseure, Produzenten, Dirigenten... die Opernwelt war eine Männerdomäne, die sich nun auch zu verändern scheint. Wird die Oper weiblicher?
Lombardi: Ja, ich habe schon in den letzten Jahren mit vielen Dirigentinnen gearbeitet. Und auch sonst sind viel mehr Frauen am Werk als früher. Die Opernwelt wird definitiv offener und ein Ort für alle.
Das ständige Reisen, der Erfolgsdruck, die Sorge, krank zu sein und auszufallen... diesem Druck muss man auch gewachsen sein. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?
Lombardi: Ganz ehrlich, natürlich ist das nicht einfach. Wenn du krank bist, hast du ein schlechtes Gewissen, was ja eigentlich verrückt ist, aber es ist einfach so. Probetage zu verlieren, ist schlecht für die gesamte Produktion. Aber das passiert uns allen. Das Wichtigste ist, dennoch ruhig zu bleiben und sich vor Augen zu halten, dass auch das vorbei- und es bergauf geht. Das viele Reisen mag für manche hart sein, ich bin das schon gewohnt und liebe es, immer wieder in anderen Städten zu sein. Ich liebe diesen Lifestyle, in dem ich alle zwei Monate mein Zuhause wechsle. Das erfüllt mich regelrecht mit Energie.

Wie kann man sich Frederica Lombardi privat vorstellen?
Lombardi: Wenn ich frei habe, fahre ich natürlich nach Italien zu meiner Familie und führe dort ein ganz normales Leben. Ich schlafe gerne lange und ich mag es, draußen zu sein, spazieren zu gehen, Städte zu entdecken. Ich betreibe auch gerne Sport – und ich gehe gerne gut essen. (lacht)
Sie sind 35 Jahre alt – welche Rolle spielt das Älterwerden in Ihrem Beruf?
Lombardi: Im Moment fühle ich mich mit meinem Alter sehr wohl. Auch persönlich – ich empfinde 35 als ein gutes Alter. Aber natürlich sehe ich auch, dass ich nicht mehr die Jüngste, wie ich es sonst oft bei Produktionen war, bin. Dafür ist mein Repertoire wesentlich größer geworden und ich fühle mich dennoch jung. Im Moment bin ich also keineswegs besorgt und freue mich auf alles, was noch kommt. Es ist auch interessant, wie sich die Stimme verändert und was man mit ihr alles machen kann. Das empfinde ich als sehr spannend.
Man sagt, die Stimme verändert sich auch durch die Geburt von Kindern. Denken Sie über Nachwuchs nach?
Lombardi: Natürlich ist es mein Traum, eines Tages Mama zu sein. Gleichzeitig weiß ich natürlich auch, wie schwierig das mit meiner Karriere und meinem Lifestyle zu vereinbaren ist. Viele Sängerinnen haben schon bewiesen, dass es machbar ist – und ich bin prinzipiell eine Optimistin. Wenn es soweit ist, wird man alles sehen und bestimmt auch handeln können.
Leben Sie in einer Partnerschaft?
Lombardi: Ja und gottseidank sind wir beide sehr gut darin, eine Fernbeziehung zu führen. Mein Freund arbeitet auch sehr viel und versteht meine Liebe zu meinem Beruf zu hundert Prozent. Das ist sehr wichtig für mich. Und ich bin sehr dankbar, denn er kann mich oft besuchen kommen – und er liebt auch die Oper. Er wird auch zur Premiere von Norma kommen. Und er begleitet mich zum Opernball. Unser erster Wiener Opernball – darauf freue ich mich ganz besonders. Aber zuerst kommt die Arbeit. Dann das Vergnügen. (lacht)
Das ganze Interview lesen Sie in der MADONNA-Ausgabe vom 22. Februar, 2025.