Erfolgsgeheimnis

Warum uns Schenken glücklich macht

14.12.2024

Die beste Nachricht zu Weihnachten: Geben macht happy! Bestseller-Autor Chris Anderson verrät, warum sich Großzügigkeit wirklich auszahlt.

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Studien belegen, was Sprüche wie "Geben ist seliger denn Nehmen" suggerieren. Etwa, dass Menschen, die Geld gespendet haben, ein Monat später weitaus glücklicher sind als die Vergleichsgruppe, die nicht gespendet hat. Denn Großzügigkeit führt zu einer Ausschüttung des Glückshormons Dopamin und verleiht unserem Leben Sinn und Tiefe. Großzügigkeit ist außerdem der Kraftstoff für ein wertschätzendes Miteinander, das auf Verbundenheit und Nähe basiert. Obendrein ist das Großzügigkeitsglück von Dauer – ganz anders als die hedonistische Variante der schnellen Befriedigung, wie wir sie zum Beispiel beim Shoppen – analog oder digital – empfinden.

Geben ist ansteckend!

Leisten wir also mit unserer Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Welt, oder beuten wir sie nur aus? Setzen wir uns in unserer Freizeit regelmäßig für andere ein? Sind wir großzügig mit unseren Finanzen? Stellen wir unsere Fähigkeiten und Ressourcen anderen zur Verfügung? Suchen wir nach Gelegenheiten, Großzügigkeit zu multiplizieren? All das sind Fragen, die wir uns als Gesellschaft stellen sollten. Denn: „Großzügigkeit feuert gegenseitiges Vertrauen an, macht Kooperation möglich. Und darauf baut unsere ganze Zivilisation auf“, schreibt Chris Anderson, US-Journalist und TED-Konferenz-Leiter, in seinem Buch „Infectious Generosity“. Darin zeigt er vor allem, wie ansteckend Großzügigkeit sein kann: „Jemanden bei einem Akt der Großzügigkeit zu beobachten, inspiriert, selbst großzügig zu handeln und zu denken.“ Der Beweis aus der Praxis: In einem TED-Experiment mit der University of British Columbia schenkte ein besonders wohlhabendes Paar 200 Menschen je 10.000 Dollar. Diese Großzügigkeit spornte fast auch alle Empfänger an, durchschnittlich zwei Drittel des Geldes ebenfalls zu spenden.

© Vermillion-Verlag

Mehr als bloße Empathie

Warum derartige Experimente funktionieren, wird klar, wenn wir die soziale Grundkonstitution des Menschen genauer betrachten. Wir sind nämlich grundsätzlich „dazu geschaffen, großzügig zu sein und auf Großzügigkeit zu reagieren, sei es als Empfänger oder nur als Zeugen“. Das Potenzial für Großzügigkeit ist also tief in uns verankert. Es ist ein biologischer Urinstinkt, um uns, da wir zutiefst soziale Wesen sind, einen Platz in der Gemeinschaft und unsere Überlebensfähigkeit zu sichern. Großzügig können wir übrigens nicht nur im großen, sondern auch im kleinen, alltäglichen Sinn sein: etwa indem wir zum Beispiel ein Lächeln, eine herzliche Umarmung oder ein liebes Kompliment verschenken. Indem wir anderen einen Gefallen tun, uns ehrenamtlich engagieren, eine Einladung zum Essen aussprechen oder eine kleine Spende für den guten Zweck tätigen – all das, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen.

So wird man großzügig

Ansteckende Großzügigkeit beginnt jedenfalls in unseren Köpfen. „Wir müssen uns immer wieder daran erinnern und diesen Instinkt ganz bewusst schärfen“, so Anderson. Großzügigkeit sich selbst gegenüber sei ein erster Schritt und korreliere eng mit Selbstfürsorge. Wenn wir großzügig zu uns selbst sind, verbringen wir weniger Zeit mit unseren eigenen Sorgen – und haben in weiterer Folge mehr Zeit, etwas für unsere Mitmenschen zu tun.

Großzügigkeit neu gedacht

Aber wie schaffen wir es, Großzügigkeit in einer Welt, in der Egoismus, Hektik, Materialismus und Narzissmus mehr und mehr zunehmen, zu vervielfältigen? Die Antwort ist simpler, als angenommen: Indem wir andere mitreißen und Kettenreaktionen anzetteln. Besonders gut funktioniere dies, so Anderson, heutzutage auf virtuellem Weg: „Das Internet hat viele Schattenseiten, aber in puncto Großzügigkeit eröffnet es ganz neue Möglichkeiten und Dimensionen.“ Dazu zählen etwa Crowdfunding-Kampagnen, Websites, die Menschen miteinander verbinden, Apps, mit denen man ganz einfach Ratschläge geben oder Hilfe anfordern kann oder Social-Media-Gruppen, die sich auf eine bestimmte Art und Weise darauf konzentrieren, anderen zu helfen. Im Kern geht es bei alledem letztlich um zwischenmenschlichen Zusammenhalt und Solidarität. Genauso geht es aber darum, freundlichen Taten eine Plattform zu bieten, sodass sie auch wahrgenommen und verbreitet werden. „Wir sind soziale Wesen und gemeinsam Dinge in Bewegung zu setzen, feuert uns an. So kann, was unmöglich erscheint, möglich werden“, erklärt Anderson.

Kleine Schritte, große Wirkung

Nun gut: Wir machen unseren Lieben also Komplimente, schenken ihnen regelmäßig ein herzerwärmendes Lächeln und spenden hin und wieder für Kinder oder Tiere in Not. Was, wenn sich bei aller Großzügigkeit trotzdem das Gefühl einschleicht, dass wir noch viel mehr hätten geben oder tun können? Anderson rät: Es ist wichtig, diesen Perfektionsfilter loszulassen. Die Welt verbessert sich auch in kleinen Schritten.“ Außerdem könnten wir klein anfangen, zu spät sei es sowieso nie. Wichtig dabei – insbesondere in der konsumgesteuerten Vorweihnachtszeit: Bloß kein schlechtes Gewissen haben, weil wir wieder einmal sieben Euro für ein Mandel-Croissant oder 80 Euro für die Kaschmir-Handschuhe ausgegeben haben! Lieber sollten wir uns, so Anderson, konkrete Ziele setzen: Zum Beispiel, indem wir für uns festlegen, wie viel Prozent unseres Gehaltes wir im neuen Jahr für wohltätige Zwecke oder Spenden aufbringen möchten. „So ist Geben nicht impulsiv, sondern strategisch und wesentlich effektiver.“

Dankbarkeit als Motivator

Großzügigkeit ist nicht nur ein bloßes Gefühl oder ein Charakterzug, sondern Einstellungs- und am Ende des Tages auch ein Stück weit Übungssache. Zugrunde liegt in jedem Fall Dankbarkeit. Denn diese zu empfinden, führt automatisch zu dem Bedürfnis, etwas zurückgeben zu wollen. Hier gilt: Jeder noch so kleine Beitrag zählt.

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