"Zeig mir deine Schuhe und ich sage dir, wer du bist": Umfrage im Auftrag der Initiative Österreichische Schuhwirtschaft
Ob man will oder nicht: Schuhe geben demnach eine Signalwirkung bis zur politischen Gesinnung. So wurden z. B. Träger von Gesundheitsschuhen von den rund tausend Befragten eher dem linken Lager zugeordnet.
"Sie kommen gar nicht umhin, dass Schuhe etwas über Geschmack, sozialen Status, Ihr Konzept von Weiblichkeit und Männlichkeit, Alter und Jugend und über generelle Werthaltungen vermitteln", erklärte Studienautorin Helene Karmasin. Grundsätzlich zeigen sich fünf Trends: Gesundheit, Sportlichkeit und Fitness, Mode, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sowie "ansatzweise" Regionalität und Tradition. Bei der Auswahl der Treter spielen insgesamt gesundheitliche Überlegungen die größte Rolle (41 Prozent). Nach Altersgruppen steht Gesundheit (51 Prozent) bei den Über-50-Jährigen an erster Stelle, bei den 14- bis 30-Jährigen hingegen die Mode (55 Prozent).
Auch die Signalwirkung von Schuhen wurde abgefragt: Demnach achtet eine Person mit Gesundheitsschuhen nicht nur auf Gesundheit (69 Prozent) und ist sportlich (67 Prozent), sondern fährt viel mit dem Rad und ist umweltbewusst (jeweils 45 Prozent). Träger von Sportschuhen sind nicht nur sportlich (62 Prozent) und achten auf die Gesundheit (48 Prozent), sondern sind auch modisch interessiert (36 Prozent). Bei der politischen Gesinnung wurden beide Träger ähnlich eingeschätzt: 20 Prozent der Befragten meinen, "Gesundheitsschuhler" würden bei der Nationalratswahl grün oder sozialdemokratisch wählen; 16 Prozent glauben dies von Turnschuhen, Sneakers und Co.
Bei modischem Schuhwerk schlossen die Befragten, dass ihre Träger nicht nur modisch interessiert sind (74 Prozent), sondern auch gern schicke Bars besuchen (68 Prozent), "cool" sein möchten (58 Prozent). Die Zuordnung der politischen Gesinnung war nicht eindeutig (zehn Prozent konservativ oder freiheitlich, neun Prozent grün oder sozialdemokratisch). Bei modischen Tretern sei die Trennung zwischen Männer- und Frauenschuhen sehr strikt: "Männer haben einen Horror davor z. B. durch Schuhspitzen vielleicht zu signalisieren, man gehe in die weibliche Richtung", so Karmasin. Was Männer-Zehen anbelangt, ist sich das "starke" Geschlecht uneinig: "Die einen würden nie den nackten Fuß herzeigen, das käme einer Entmännlichung gleich", sagte die Studienautorin. Die anderen, meist jüngeren tun dies im informellen Kontext.
Wessen Schuhe dem Trend der Regionalität entsprechen, wird als modisch interessiert (57 Prozent) und auf die Figur achtend (35 Prozent) eingeschätzt, aber auch als jemand, der regionale Traditionen "achtet und liebt" (35 Prozent): Dies zeige sich z. B. auch beim Oktoberfest, bei dem gerne ein traditionelles Kleidungsstück modisch aufgepeppt werde, meinte Karmasin. 19 Prozent der Befragten glauben, dass diese Träger bei der Nationalratswahl eher konservativ oder freiheitlich wählen würden. Wer bei der Schuhwahl auf Nachhaltigkeit setzt, wird als auf die Gesundheit achtend (45 Prozent), modisch interessiert (42 Prozent) und als eher sozialdemokratisch oder grün wählend (18 Prozent) eingeschätzt.
Etwa vier bis sechs Schuhe jährlich legt sich der Österreicher zu. 2008 gab jeder heimische Haushalt durchschnittlich 426 Euro für Treter aus und somit um 13 Euro mehr als 2007. Der Gesamtumsatz belief sich 2008 auf 1.220 Mio. Euro. Im Vorjahr habe der Schuhhandel zwischen null und ein Prozent Umsatzplus gehabt, erklärte Karl Novak vom Bundesgremium Schuhhandel der Wirtschaftskammer Österreich. Dies habe man auch durch Preisnachlässe erreicht.